Arnsberg. . Bei den Ausgrabungen wurde vermutlich das Grab des Klosterstifters Heinrich I., bekannt als Brudermörder, gefunden.

  • Viele starke Indizien
  • Grabungen an der Gruft müssen derzeit ruhen
  • Akribische Dokumentation erforderlich

Bei den Ausgrabungen in Wedinghausen zeichnet sich eine archäologische Sensation ab:

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde dort die Grablege des Klostergründers Graf Heinrich I. von Arnsberg († 1200) entdeckt, im Volksmund als Brudermörder bekannt. Darauf jedenfalls weisen sehr viele Indizien hin, die die Archäologen dem Kloster in feinfühliger Arbeit schon abgerungen haben.

„Das ist natürlich der Traum eines jeden Ausgräbers“

„So ein Fund ist natürlich der Traum eines jeden Ausgräbers,“ sagt Wolfram Essling-Wintzer, Archäologe im Fachreferat „Mittelalter und Neuzeit“ der vor Ort zuständigen Abteilung „Archäologie für Westfalen“ des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

Zwar könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine ganz seriösen Angaben machen, aber die bislang bekannte Sachlage deute „sehr stark darauf hin, dass es sich um die Gruft des Grafen Heinrich I. handelt“.

Die Indizien für diesen Sensationsfund seien, so Ausgrabungsleiter Essling-Wintzer, die in der Gruft befindlichen Malereien und vor allem die Ausrichtung der Gruft.

Gruft liegt exakt in der Mittelachse der Grafenkapelle

Ausgrabungsleiter Wolfram Essling-Wintzer. Unter dem Holzverbau befindet sich vermutlich das Grab Heinrich I., Gründer des Klosters Wedinghausen.
Ausgrabungsleiter Wolfram Essling-Wintzer. Unter dem Holzverbau befindet sich vermutlich das Grab Heinrich I., Gründer des Klosters Wedinghausen. © Wolfgang Becker

„Auch die 1274 errichtete Grafenkapelle nimmt Bezug auf das Grab. Es liegt exakt in deren Mittelachse. Das ist ebenfalls ein sehr deutliches Zeichen.“

Gleichwohl aber müsse man die weiteren Grabungsergebnisse und die anschließenden wissenschaftlichen Untersuchungen abwarten. „Schließlich haben wir erst 20 Prozent der Gruft freigelegt.“

Dacharbeiten erfordern Grabungsstopp an der Gruft

Was im Umkehrschluss heißt: 80 Prozent sind noch im Boden verborgen und damit den Augen der Wissenschaftler entzogen. „Derzeit aber können wir die Grabungen hier nicht fortsetzen. Wir müssen warten, bis die Stahlkonstruktion unter dem Klosterdach fertiggestellt ist.“

Weil man erst dann die für diese Dacharbeiten erforderliche Stützmauer entfernen könne. „Die steht nämlich genau auf dem größeren Teil des Grabes, das damit für uns nicht antastbar ist.“

„Auch das wäre einfach sensationell“

Aber selbst, wenn es sich trotz der recht klaren Indizienlage letztlich nicht um die Gruft des Klostergründers Heinrich I. handeln sollte, sondern „nur“ um die seines Sohnes Heinrich II., „wäre auch das einfach sensationell“.

Überhaupt, so ein von den bisherigen Funden begeisterter Essling-Wintzer, sei Wedinghausen mit der zugehörigen Propsteikirche eines der wichtigste Denkmale der Region.

„Man muss der Laurentiusgemeinde dankbar sein“

„Daher muss man auch der Laurentiusgemeinde dankbar sein, dass sie sich dazu entschlossen hat, die Anlage möglichst denkmalgerecht zu sanieren.“ Erst so würden Bodendenkmäler für die Forschung sichtbar.

Primärquelle ist wissenschaftlich zu dokumentieren

Kellerräume entdeckt

Interessant auch: Im Verlauf der Grabungen im Kloster Wedinghausen stieß man unter dem ehemaligen Klosterkrankenhaus auf bislang unbekannte Kellerräume sowie einen eingewölbten Schacht.

Die Funktion dieses Schachtes mit einem Durchmesser von drei und einer Tiefe von immerhin vier Metern ist bislang noch nicht bekannt.

Allerdings seien diese zugleich auch von Sanierungen betroffen. Weil - zum Beispiel beim Einbau von Heizungen und Fußböden - immer Verluste zu beklagen seien. „Schließlich besitzt nicht nur ein Grafengrab, sondern jeder Fund seine eigene Wertigkeit.“

Als Kompensation für diese Verluste habe das Denkmalschutzgesetz die fachgerechte Freilegung und sorgfältige wissenschaftliche Dokumentation eben dieser Denkmäler festgelegt. „Denn solche Primärquellen müssen wenigstens als Dokumentation für die weitere Forschung erhalten bleiben.“

Schon im Barock Eingriffe in Bodendenkmäler

Die laufenden Ausgrabungen zeigen übrigens, dass bereits im „dokumentationsfreien“ Barock durch bauliche Veränderungen in der Klosteranlage diese heute wertvollen Bodendenkmäler als Zeugen der Klostergeschichte in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Propsteikirche in Alt-Arnsberg

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