Arnsberg.. Historische Funde stellen Archäologen, Denkmalschützer, Architekten und den Bauherrn immer wieder vor neue Herausforderungen.
Die Sanierung des Klosterkomplexes Wedinghausen schreitet voran, wenn auch langsamer als vorgesehen: Pfingsten soll das neue Jugendcafé als ein Kontaktzentrum in den vormaligen Garagen an der Prälaturstraße eröffnet werden.
Der endgültige Abschluss der gesamten Sanierung bzw. Restaurierung ist für Pfingsten 2018 geplant. Damit hat sich die zeitliche Zielmarke nach hinten verschoben. Zudem sind die Kosten für das ursprünglich mit 2,5 Millionen veranschlagte Gesamtprojekt deutlich gestiegen.
Hubertus Böttcher mit Bauverlauf nicht unzufrieden
„Ehrlich gesagt, zieht sich die Sanierung schon hin.“ Dennoch ist Propst und Bauherr Hubertus Böttcher mit dem Verlauf der Arbeiten keineswegs unzufrieden.
Denn Verzögerung sowie Verteuerung seien nicht etwa in einer Fehlplanung begründet, sondern allein in der „denkmalpflegerischen Rücksichtnahme.
Mittelalterliche Heizung im Skriptorium entdeckt
Schließlich handelt es sich um ein Bauprojekt, bei dem bisher schon viel entdeckt worden ist“. Wie eine mittelalterliche Heizungsanlage im Skriptorium oder eine versteckte Wendeltreppe. Anlagen, die behutsame Restaurierung verlangen.
So seien in regelmäßigen Abständen Archäologen vor Ort, um den Fortgang fachkundig zu begleiten.
Enge Abstimmung ist absolut erforderlich
Auch immer wieder neu erforderliche und komplizierte Genehmigungsverfahren für einzelne Bauabschnitte müssten in vielen Treffen mit Vertretern der Denkmalbehörden, des Generalvikariats Paderborn und der Gemeinde abgestimmt werden.
„Mitunter sind bis zu neun Architekten bei den jeweiligen Baubesprechungen vor Ort, um die Arbeiten mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen.“
„Ein solcher Aufwand kostet natürlich Zeit und Geld“
Zum Beispiel, erklärt Böttcher, habe man aufgrund von Denkmalschutzbestimmungen Schadstellen in den historischen Balken mit der Handsäge herausschneiden und durch neue, exakt angepasste Balkenteile ersetzen müssen. „Ein solcher Aufwand kostet natürlich Zeit und Geld.“
Gut angelegtes Geld, weil etwas Lebendiges entsteht
Für Propst Hubertus Böttcher aber gut angelegtes Geld. Denn: „Anderenorts macht man in vergleichbaren Objekten ein Museum auf und schließt die Epoche damit ab, aber hier wird wieder etwas Lebendiges entstehen. Hier werden junge Menschen der Schalom-Gemeinde missionieren.“
Damit sei die spannende Frage: „Kann Vergangenheit zum Jetzt und dann zur Zukunft werden?“
Ziel der Sanierung sei schließlich nicht allein die Bewahrung historischer Bausubstanz (in Wedinghausen ist noch die Anlage aus der Gründungszeit um 1170 erhalten), sondern das einstige Prämonstratenser-Kloster solle auch wieder - „wie früher“ - zu einem geistigen Zentrum werden, „in dem etwas Neues beginnen wird. Und das ist ein mutiger Schritt für uns alle“.
Spagat zwischen Denkmalpflege und Bedürfnissen
Gemeinde trägt 40 Prozent der Kosten bei der Sanierung der Propsteikirche
Die Klostersanierung wird wie folgt finanziert:
Die mit der Bewegung Shalom zusammenhängenden Baukosten trägt zu 100 Prozent das Erzbistum Paderborn, die Sanierungskosten für die Propsteikirche zu 60 Prozent Paderborn, zu 40 Prozent die Gemeinde.
Angesichts der Verteuerung, so Hubertus Böttcher, sei weitere finanzielle Unterstützung durchaus erwünscht.
Beste Perspektiven
„Weil Wedinghausen zu einem Ort für junge Leute auch von auswärts werden soll. Gerade deshalb interessiert sich das Bistum stark für das Projekt und investiert entsprechend.“ So sei, um diesen Spagat zu schaffen, aus der ursprünglichen Renovierung inzwischen eine umfassende Restaurierung geworden. Hubertus Böttcher:
„Eine Grundsanierung, wie sie Wedinghausen in den vergangenen 100 Jahren nicht erlebt hat. Das gibt dem Gebäude-Ensemble eine Perspektive, die zugleich gut für den Tourismus ist. Deshalb sind wir die Aufgabe auch jetzt angegangen, weil wir sonst wohl nie wieder eine solche Chance bekommen hätten.“