Arnsberg. . Arnsbergs Feuerwehrchef Bernd Löhr schlägt Alarm: Der ohnehin knappe Personalbestand könnte dramatisch abschmelzen.

  • Werbekampagne wird gestartet
  • Einsatzbereitschaft auch für Zukunft gewährleisten
  • Auch Unterstützer willkommen

Die Freiwillige Feuerwehr schlägt Alarm - diesmal in eigener Sache. Denn findet sich kein Nachwuchs, dann droht mittelfristig ein eklatanter Personalmangel, der die Einsatzbereitschaft zum Nachteil der Bürger erheblich einschränken könnte.

Arnsbergs Feuerwehrchef Bernd Löhr.
Arnsbergs Feuerwehrchef Bernd Löhr. © Ted Jones

Stellen Sie sich vor: Ihr Haus brennt - und niemand kommt zum Löschen. Um genau dieses Szenario nicht Wirklichkeit werden zu lassen, beteiligt sich die Arnsberger Wehr an der landesweiten Werbeaktion unter dem Motto „Für mich, für alle“.

Sie geht dabei aber auch eigene Wege, um die Menschen vor Ort noch gezielter anzusprechen. Die Kampagne startet am Freitag.

„Das ist ein weiterer Versuch, das drängende Personalproblem zu beheben,“ sagt Arnsbergs Feuerwehrchef Bernd Löhr. „Denn in den nächsten Jahren wird es kritisch.“

„In den nächsten Jahren wird es kritisch“

Und zwar dann, wenn die Wehrangehörigen des geburtenstarken Jahrgangs 1964 in die Alters- und Ehrenabteilung versetzt werden müssen und damit aus dem aktiven Dienst ausscheiden. „Das wird in 14 Jahren der Fall sein.“

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Daher sei es dringend geboten, schon jetzt dafür Sorge zu tragen, dass der Personalbestand der Freiwilligen Feuerwehr auch in Zukunft dem Aufgabenspektrum entspreche.

Zwar habe das Land aufgrund der Personalnot die für die Freiw. Feuerwehr verbindliche Laufbahnverordnung NRW zum 24. Mai des Jahres geändert und - „wie im Arbeitsleben“ - das Dienstalter von 60 auf 67 Jahre hochgesetzt, doch das allein werde das Problem nicht lösen. Denn schon jetzt gehe man personell auf dem Zahnfleisch.

„Wir wollen daher die Sache jetzt anders angehen“

Wegen des demografischen Wandels und weil viele junge Menschen ihrer Heimatstadt den Rücken kehren würden und damit für den Feuerwehrdienst nicht zur Verfügung ständen.

Auch die Kinderfeuerwehr - hier beim Besuch des „Brennpunkts“ - gilt als wichtiges Element der Nachwuchsrekrutierung.
Auch die Kinderfeuerwehr - hier beim Besuch des „Brennpunkts“ - gilt als wichtiges Element der Nachwuchsrekrutierung. © Wolfgang Becker

„Aber Jammern hilft nicht. Wir wollen daher die Sache jetzt anders angehen.“ Deshalb setzen Stadtbrandinspektor Bernd Löhr und sein motiviertes Team auf eigene Wege. „Vielen ist einfach nicht bewusst, dass der Feuerwehrdienst zu 90 Prozent ehrenamtlich getragen wird.“

Hier gelte es, die Hebel anzusetzen, das Bewusstsein für diesen wichtigen Dienst am Nächsten zu schärfen und klarzumachen, „dass wir keine Berufsfeuerwehr sind und der Dienst in der Wehr nicht nur für harte Kerle mit handwerklicher Ausbildung geeignet ist.“

„Der Dienst in der Wehr ist nicht nur für harte Kerle“

Vielmehr seien die Wehrangehörigen Menschen „wie Du und ich, Nachbarn und Kollegen“. In dieser Richtung herrsche vielerorts leider noch ein Irrglaube. Hinzu komme:

„Weil wir mit der schon jetzt knappen Personaldecke die Aufgaben bewältigen müssen, denken viele Menschen, wir wären bestens aufgestellt. Das ist aber absolut nicht so.“

Auch Quereinsteiger sind willkommen

Daher spreche man im Rahmen dieser Werbeaktion (siehe Infokasten) besonders Interessierte ab 25 Jahren an.

Werbeaktion startet Freitag um 18 Uhr

Zum 1. Januar 2008 verfügte die Freiw. Feuerwehr stadtweit über 548 Aktive, zum 1. Januar 2017 waren es nur noch 461.

  • Die Zahl der Einsätze dagegen blieb mit 891 (2008) und 867 (2016) nahezu unverändert.

  • Am morgigen Freitag, 25. August, startet die Feuerwehr um 18 Uhr die neue Werbeaktion auf ihrer Homepage. Ein Button führt die Nutzer auch auf die Facebook-Seite.

  • Geworben wird bis Jahresende u.a. mit etwa 25 Interviews mit aktiven Wehrleuten.

  • Die Homepage der Arnsberger Feuerwehr: www.feuerwehr-arnsberg.de

  • Die Grundausbildung in der Feuerwehr und der Einstieg in die Einsatzabteilung kann ab dem 18. Lebensjahr erfolgen.

  • „Denn ein wichtiges Ziel ist für uns,“ erklärt Bernd Löhr, „gerade ältere Frauen und Männer als Quereinsteiger zu gewinnen. Auch Migranten. Wir sind für alles offen.“

    Fähigkeiten einbringen

    Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit, der Wehr zu helfen: Die Laufbahnverordnung erlaubt nun die Einrichtung von Unterstützungseinheiten.

    „Damit können zum Beispiel Kfz-Meister oder ein Koch Aufgaben außerhalb der Einsatzabteilung übernehmen und so deren Mitglieder entlasten.“ Auch ein Rollifahrer, der die Homepage übernehmen könnte, sei willkommen. „Jeder kann seine Fähigkeiten einbringen.“

    Das vorhandene Potenzial soll gehoben werden

    Ein gutes Instrument für die Nachwuchsrekrutierung, so Löhr, seien zudem die Kinderwehren mit inzwischen rund 140 Mitgliedern. „Wir konnten dort sogar bereits drei Väter als aktive Mitglieder gewinnen. Es gibt also noch Potenzial.“ Und das soll gehoben werden.