Arnsberg/Neheim. Cyber-Kriminelle haben das Computer-System im Klinikum Arnsberg lahm gelegt. Das bestätigt Geschäftsführer Werner Kemper. Inzwischen ist der Virus identifiziert. Die EDV-Systeme in den drei Krankenhäusern in Arnsberg und Neheim-Hüsten laufen wieder.
Das Klinikum Arnsberg ist Opfer eines Computer-Virus-Angriffs geworden. Geschäftsführer Werner Kemper bestätigt die Ursache, über die es zunächst nur Vermutungen gab. Nach 42-stündiger Arbeit konnte das Problem identifiziert und die EDV-Systeme in den drei Häusern des Klinikums nach und nach wieder hochgefahren werden. In einem Verzeichnis des Kliniknetzwerks wurde die Schadsoftware entdeckt.
Klinikleitung reagiert in Absprache mit LKA
Nachdem der Virus-Angriff bemerkt worden war, hat die Klinikleitung in Absprache mit Landeskriminalamt und ihren EDV-Dienstleistern schnell reagiert. „Wir haben das System geplant heruntergefahren und auf Handbetrieb umgestellt“, berichtet Werner Kemper.„Die Versorgung unserer Patienten war zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt“, so der Geschäftsführer weiter.
Auch interessant
Im Klinikum Arnsberg war seit Freitag das Computer-System komplett lahm gelegt. Als Ursache wurde sofort ein Virus vermutet. Seit Freitag, 16 Uhr, streikten sämtliche Computer. Zum Klinikum Arnsberg gehören das Marienhospital in Arnsberg, das Karolinen-Hospital in Hüsten und das St. Johannes-Hospital in Neheim. Alle drei miteinander vernetzten Krankenhäuser waren von dem in dieser Konsequenz geplanten Systemausfall betroffen.
Ärzte und Krankenpfleger mussten sich mit schriftlichen Aufzeichnungen medizinischer Daten und von Laborwerten behelfen, weil der digitale Notstand ausgebrochen war. „Das war wieder Zettelwirtschaft“, berichtet Kemper. Wo es erforderlich war, wurden Befunde zwischen den Standorten wieder per Fax übertragen. „All dies haben wir durch eine erhöhte Personalstärke aufgefangen. Es gab große Unterstützung seitens der Mitarbeiterschaft, das war ein Bravourstück unseres Mitarbeiterteams“, lobt Werner Kemper die Einsatzbereitschaft.
Wohl kein gezielter Angriff auf das Klinikum
Einen gezielten Angriff auf das Klinikum Arnsberg vermutet er nicht, da in den vergangenen Tagen und Wochen auch andere Krankenhäuser und Industrieunternehmen durch die Cyber-Kriminalität betroffen waren. Das LKA ermittelt bereits.
Auch interessant
IT-Experten arbeiteten im Klinikum Arnsberg fieberhaft an einer gesicherten Wiederbelebung des EDV-Systems. Auch die Klinikleitung war seit Freitag rund um die Uhr in Alarmbereitschaft. „Es gab eine aktive Welle der Mitarbeiter, das war ein Bravourstück von unserem Personal“, lobt Kemper. Viele Mitarbeiter waren zurückgerufen worden, um die Schichten im Haus zu verstärken.
Wegen des Computerausfalls durch den Cracker-Attacke konnten nicht mehr alle Patienten im Klinikum Arnsberg aufgenommen werden, wobei eine Erstversorgung akuter Notfälle dennoch gewährleistet blieb. „Wir haben uns zunächst auf die vorhandenen Patienten konzentriert“, sagt Werner Kemper. Krankenhäuser außerhalb der Stadt Arnsberg sollten so lange die Aufnahme neuer Patienten übernehmen.
Auch interessant
Nicht akut gefährdete Notfallpatienten kamen direkt in die umliegenden Krankenhäuser. Darüber war auch die Rettungsleitstelle in Meschede informiert worden. In Bereitschaft hielt sich auch die Feuerwehr Arnsberg. „Sie war in unsere Notfallplanungen eingebunden, musste aber nicht eingreifen“, erklärt Kemper.
Die medizinische Versorgung der bereits in den drei Arnsberger Hospitälern untergebrachten Patienten war trotz der heruntergefahrenen Computer gesichert. Werner Kemper: "Unsere wesentlichen medizinischen Geräte arbeiten auch ohne IT-Netzwerk. Jedoch ist der Kommunikations- und Abstimmungsaufwand bei einem Ausfall des IT-Netzwerks erheblich höher".
Seit Sonntag laufen die für die Patientenversorgung so wichtigen Rechner im Klinikum wieder. „Wir haben die Viren gefunden“, sagt Kemper. Der viruelle Bereich sei eingegrenzt und quasi in eine Daten-Quarantäne gestellt worden. Auch die Quelle des Virus konnte identifiziert werden. Das gibt nun Ermittlungsansätze für die Polizei.
Piratenpartei im HSK bietet Fachkompetenz an
Die Piratenpartei im Hochsauerlandkreis will die Geschäftsleitung des Klinikums Arnsberg mit ihrer Fachkompetenz als Partei der IT-Experten nach dem Cyber-Angriff beratend unterstützen.
„Es muss sichergestellt sein, dass keine Patientenakten in falsche Hände gelangt sind und nun auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Daher bieten wir dem Klinikum Arnsberg in Zusammenarbeit mit den IT-Experten unserer Partei unsere Hilfe an", erklärt Daniel Wagner, Sprecher der Piratenpartei im HSK.