Arnsberg. . Beim Arnsberger Waldforum debattieren zahlreiche Experten über die Entwicklung des Waldes in Deutschland. Dabei geht es auch um um die Frage, wie viel Wald die Menschen der Natur überlassen sollen. In einigen Gebieten könnte sich diese Frage durch den demografischen Wandel aber von selbst klären.

Was ist Wildnis? Ist das schon die Streuobstwiese hinter dem eigenen Haus, mit der man den ordnungsliebenden Nachbarn zur Weißglut treibt? Und entwickelt sich im hochindustrialisierten Deutschland Wildnis von selbst oder muss sie vom Menschen erst gestaltet werden?

Das hehre politische Ziel, dass sich in Deutschland fünf Prozent der Wälder insgesamt und zehn Prozent der öffentlichen Wälder natürlich entwickeln sollen, entzweit die Menschen nach ihren unterschiedlichen Interessen. Soll man künftigen Generationen die biologische Artenvielfalt sichern oder auf wirtschaftliche Nutzung des Waldes und damit möglicherweise Arbeitsplätze verzichten? Grund genug, das bis Freitagabend dauernde sechste Arnsberger Waldforum dem Thema Wildnis zu widmen - in allen Facetten.

Im ländlichen Raum entwickelt sich der Wald ohnehin natürlich

170 Teilnehmer waren erschienen, wie Günter Dame, Leiter des Lehr- und Versuchsforstamts Arnsberger Wald und somit Hausherr der Veranstaltung, bekanntgab: Umwelt- und Naturschutzexperten, Vertreter privater und kommunaler Waldbesitzer, Vertreter der Holzwirtschaft, der Landesbetrieb Straßen NRW, Forstleute und Vertreter von Sauerland Tourismus.

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Und alle schauten etwas betreten drein, als Dr. Björn Seintsch vom Bundesforschungsinstitut für ländliche Räume in Hamburg auf die Frage nach der Entwicklung von Wildnis die nicht ganz ernst gemeinte Antwort gab: „Im ländlichen Raum muss man das gar nicht gezielt verfolgen. Das entwickelt sich angesichts des prognostizierten Bevölkerungsrückgangs im Sauerland von 20 Prozent bis 2030 von selbst.“ Doch zunächst muss der Mensch nachhelfen: durch Ausweisung von Wildnisflächen. „Wildnis muss entwickelt werden“, widersprach Andreas Wiebe, Leiter des Landesbetriebes Wald und Holz allzu fatalistischen Vorstellungen. Möglicherweise auch deshalb, um sich und seine Mannschaft nicht arbeitslos zu machen.

Ziel beim öffentlichen Wald schon erreicht

Im öffentlichen Wald, der in NRW nur einen Anteil von einem Drittel ausmacht, sieht er das Ziel der Ausweisung von 10 Prozent Wildnis bereits erreicht. Das Problem ist die große Mehrheit der privaten Waldbesitzer, die vom Holzverkauf leben und dafür entschädigt werden möchten, ihn nicht mehr nutzen zu können. Günter Dame: „Wenn die Gesellschaft Wälder stilllegen will, muss sie dafür sorgen, dass der Waldbesitzer einen Ausgleich dafür bekommt. Anders gesagt: Was ist uns das Rotkehlchen wert?“ Hier ist kein Fortschritt erkennbar - mit Ausnahme einer privaten Schenkung im Raum Bad Berleburg.

Kleiner, aber nicht unwichtiger Nebeneffekt der neuen Wildnisgebiete, die mit ihrem stehenden und liegenden Totholz und den fehlenden Wegen für Menschen unzugänglicher werden: Tiere wie Luchs, Wildkatze und vor allem der Wolf werden zurückkehren, der ja leider bei seiner Beutewahl nicht zwischen Wild- und Haustieren zu unterscheiden weiß und vor allem bei Schafzüchtern für manchen Ärger sorgt.

Schafzüchter werden entschädigt

„Nur eine Frage der Zeit“, war die Botschaft eines kleinen Films von Andreas Wiebe. Auch Dame zeigte sich zuversichtlich: „Wir freuen uns über die Rückkehr dieser Tierarten.“ Und die Schafzüchter würden ja entschädigt.