Essen/Potsdam. Wie kam es zur tödlichen Kollision von Eurofighter und Learjet über dem Sauerland? Noch wird das untersucht. Doch laut Darstellung der Bundeswehr vom Dienstag waren die beiden Flugzeuge an einer Übung beteiligt, bei der sie sich zwangsläufig sehr nahe kommen müssen.

Die beiden Flugzeuge, die am Montag über dem sauerländischen Elpe zusammengestoßen sind, sind sich möglicherweise absichtlich sehr nahe gekommen. Wie ein Sprecher der Luftwaffe in Potsdam am Dienstag bestätigte, trainierten die beiden Jagdflugzeuge vom Typ Eurofighter und der von einem Rüstungsunternehmen betriebene Learjet ein Abfangmanöver. Dabei üben die Kampfpiloten, ein unbekanntes Flugzeug zu identifizieren, die Lage an Bord zu erkunden, Sichtkontakt zu dem Piloten im Cockpit aufzunehmen und ihm Zeichen zu geben.

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Über die genauen Abstände, die dabei einzuhalten sind, gab die Luftwaffe am Dienstag keine Auskunft. "Es wird aber so geflogen, dass man etwas sehen kann", sagte ein Luftwaffensprecher.

Zur Landung zwingen - ein geheimes Prozedere

Nach der Identifizierung versuchen die Kampfpiloten, das fremde Flugzeug zu einem Flugplatz zu geleiten oder - wenn der Pilot sich weigert - es zur Landung zu zwingen. "Dazu gibt es ein Prozedere, das wir aber grundsätzlich geheim halten", sagt der Luftwaffensprecher weiter.

Flugzeugabsturz nach Kollision mit Kampf-Jet im Sauerland

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    Die Luftwaffe hat die Aufgabe, den deutschen Luftraum vor eindringenden Flugzeugen zu schützen. Dazu befinden sich ständig mehrere Abfangjäger in Alarmbereitschaft. Binnen 15 Minuten müssen sie aufsteigen und anschließend Kontakt zu einem verdächtigen Flugzeug aufnehmen können. "In 90 Prozent der Fälle werden diese Einsätze von zivilen Maschinen ausgelöst, deren Pilot vergessen hat, die Funkfrequenz umzustellen", sagt der Luftwaffensprecher.

    Die Eurofighter aus Nörvenich sind derzeit in Alarmbereitschaft

    Normalerweise ist eine Luftwaffengruppe im ostfriesischen Wittmund für die Luftraumsicherung zuständig. Weil dort die Landebahn saniert wird, hat das Taktische Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich (Kreis Düren) die Aufgabe übernommen. Zu diesem Verband gehören die beiden Eurofighter, die an dem Unfall vom Montag beteiligt waren.

    Laut Auskunft der Luftwaffe finden solche Abfangübungen wie die am Montag mehrmals im Monat statt. "Für die Piloten ist das Routine", sagt der Sprecher. Die Luftwaffe bemühe sich, diese Übungen über dünn besiedeltem Gebiet abzuhalten. Gleichzeitig müsse sie aber auch darauf achten, dass sie in der Luft niemanden stört oder gefährdet. So sind die sogenannten Flugplatzkontrollzonen um große Airports wie Frankfurt, Köln oder Düsseldorf für Luftwaffe-Übungen tabu. (abe)