Paderborn/Brilon. .

Hühnerbeine, Schlachtabfälle und jede Menge Schlämme aus der chemischen Industrie: Die mutmaßlich für den PFT-Skandal verantwortliche Firma GW Umwelt hat offenbar alles zu „Bodenverbesserern“ verarbeitet, was ihr angeliefert wurde. Das wurde gestern deutlich, als ein hoher Beamter der belgischen Umweltverwaltung als Zeuge im PFT-Prozess vor dem Paderborner Landgericht aussagte.

Aus Belgien stammten viele der Stoffe, die den landwirtschaftlichen Dünger unter anderem mit dem als krebserregend geltenden PFT verseuchten. In Belgien sammelte die Firma „Orinso“, eine Tochter eines großen belgischen Entsorgungsunternehmens, Klärschlämme aus der Industrie ein. Für die Ausfuhr nach Deutschland an die Firma GW Umwelt (GWU) lag Orinso eine Genehmigung vor, Schlämme aus der Lebensmittelindustrie auszuführen. „Und zwar nur aus solchen Betrieben, die pflanzliche Lebensmittel verarbeiten“, unterstrich der belgische Umweltbeamte Hans Delcourt.

GWU fungierte offenbar als Resterampe

Doch als er nach Aufdecken der PFT-Probleme bei dem Lieferanten von GWU eine Prüfung vornahm, stellte er zahlreiche Verstöße fest: „Aus den Unterlagen ging hervor, dass Schlämme aus der chemischen Industrie, aus der Papier verarbeitenden Industrie und der Kosmetikindustrie über die Grenze gebracht wurden“.

Dabei fungierte der Abnehmer GWU offenbar als Resterampe. Immer dann, wenn Zwischenlager von Orinso voll waren oder andere Betriebe keine Kapazitäten hatten, wurden die Schlämme nach Borchen bei Paderborn geliefert. Dort betrieb das Unternehmen des Briloners Ralph W. sein Unternehmen GWU.

Abfälle aus Schlachthäusern zu Dünger verarbeitet

Dabei wurden mehrfach auch Abfälle aus Schlachthäusern ausgeliefert, wenn diese zum Beispiel nicht mehr in Biogasanlagen zu verwenden waren. So landeten auch große Container voller vergammelter Hühnerbeine auf dem Hof von GWU, um zu Bodendünger verarbeitet zu werden.

War die Verarbeitung tierischer Schlachtreste zum Ausstreuen auf die Äcker nicht genehmigt und eklig, so dürften die Abfälle aus der chemischen Industrie wesentlich brisanter gewesen sein: Sie waren belastet mit diversen Chemikalien, Schwermetallen und PFT. GWU war es offenbar egal, woher ihre Schlämme stammten. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass GWU Wert darauf legte, das zu erfahren“, sagte der belgische Umweltbeamte.