Brilon. Louisa Frese, Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen, über ihr Engagement und die Herausforderungen der nächsten Europawahl.
Louisa Frese kommt aus Brilon und ist Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen. 2017 stieg sie im Landtagswahlkampf bei den Liberalen mit ein: „Weil die FDP die einzige Partei war, die einen gewissen Optimismus ausgestrahlt hat und keine Angst vor der Zukunft hatte“, so die 25-Jährige. Die FDP hat bei der letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 besonders stark bei jungen Leuten abgeschnitten: Fast ein Viertel der Erstwähler stimmte für die Liberalen. Doch der Wind hat sich gedreht. Laut einer Studie ist die Unzufriedenheit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 bis 29 Jahren gestiegen, was zu einer erhöhten Zuwendung zur AfD geführt hat. Von denjenigen in dieser Altersgruppe, die überhaupt eine Parteienpräferenz haben und zur Wahl gehen wollen, würden 22 Prozent ihre Stimme der AfD geben, wenn jetzt Bundestagswahlen stattfinden würden. Wir sprechen mit Luisa Frese über ihr politisches Engagement und warum die nächste Europawahl aus ihrer Sicht die wichtigste Europawahl aller Zeiten ist.
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Frau Frese, was treibt eine junge Frau zum Eintritt in die FDP?
Frese: Ich bin in einem sehr politischen Haushalt aufgewachsen. Meine Eltern sind beide bei der CDU aktiv. Als ich mich vor dem Landtagswahlkampf 2017 informiert habe, war die FDP die einzige Partei, die so etwas wie Aufbruchstimmung erzeugt hat.
Was meinen Sie damit? Ich habe manchmal das Gefühl, dass in Deutschland zu oft Bedenkenträger die größte Aufmerksamkeit erhalten. Das gilt insbesondere für die Digitalisierung. Ich meine: Man kann doch nicht immer nur Angst vor schlechten Entwicklungen haben, man muss doch auch etwas tun.
Und bei der FDP fühlen Sie sich mit Ihrem Anliegen gut aufgehoben?
Ja, definitiv. Ich wurde direkt mit offenen Armen empfangen. Mir gefällt das offene Weltbild der Partei, und ich bin noch im Wahlkampf 2017 eingestiegen. Mittlerweile arbeite ich auch als studentische Hilfskraft im Landtag, als Mitarbeiterin vom Abgeordneten Christoph Rasche. Das sind spannende Einblicke in den politischen Alltag. Und ich lerne jeden Tag neue interessante Menschen kennen, mit denen ich mich austauschen kann.
Die FDP wird häufig als Männerpartei wahrgenommen. Wie empfinden Sie das?
Ich kann mich nicht beschweren. Klar, manchmal gibt es auch den ein oder anderen Spruch, aber ich wurde bisher immer auf Augenhöhe behandelt. Möglicherweise habe ich als Frau sogar manchmal Vorteile.
Sie haben eben selbst die Digitalisierung angesprochen. Eine Partei, die auf den Sozialen Medien große Erfolge erzielt, ist die AfD. 2,66 Millionen Benutzer folgen der Partei laut Statista (Stand: Februar 2024) auf den verschiedenen Plattformen. Zum Vergleich: Die Grünen kommen als zweitplatzierte auf 1,43 Millionen Follower. Haben die Parteien etwas versäumt?
Es war aus meiner Sicht ein Fehler, dass viele Parteien so spät darauf reagiert haben. TikTok ist mittlerweile vermutlich eine der Hauptinformationsquellen für viele Jugendliche. Klar, hinter der App steht ein autoritäres Regime, aber man hätte dieses Feld trotzdem nicht der AfD überlassen dürfen.
Die AfD gilt laut einer Umfrage mittlerweile als beliebteste Partei unter den Jugendlichen. Bei den letzten Wahlen war das noch die FDP. Was ist passiert?
Unsere Generation ist geprägt durch viele Krisen. Erst Corona, dann der Angriffskrieg auf die Ukraine. Die Jugendlichen sind verunsichert und suchen nach einfachen Lösungen. Die bietet die AfD den Jugendlichen an, unabhängig davon, ob das umsetzbar ist oder nicht.
Sehen Sie die Ursache dafür auch bei der Regierung?
Ohne die FDP im Kabinett sähe das noch ganz anders aus. Das ist keine einfache Koalition, unterschiedliche Weltbilder prallen aufeinander. Aber: Zweierkoalitionen wird es in Zukunft wahrscheinlich kaum noch geben. Insofern ist es richtig, dass die FDP sich nicht auf einen Koalitionspartner einschränkt.
Welche Rolle spielt das Thema Freiheit für Sie? Während Corona gab es zahlreiche Einschränkungen. Mittlerweile wirbt sogar die CDU mit dem Freiheitslabel im Europawahlkampf. Kam Freiheit bisher zu kurz?
Während Corona ist mir und vielen anderen klar geworden, was Freiheit wirklich bedeutet. Natürlich war das eine neue Situation. Aber: Wir Jugendliche mussten auf viel verzichten, durften nach 22 Uhr nicht mehr vor die Haustür. Das hat unsere Generation sicherlich geprägt. Grundrechte sollten nicht leichtfertig eingeschränkt werden, auch nicht für junge Menschen. In der Ukraine sieht man aktuell gut, wie weit Menschen gehen, um ihre Freiheit zu behalten. Manchmal muss man für seine Freiheit auch kämpfen.
Am 9. Juni ist Europawahl. Von vielen Politikern wird die EU als größtes Friedensprojekt der Welt bezeichnet. Welchen Eindruck haben Sie von der EU?
Ich studiere in Düsseldorf Sozialwissenschaften. Von dort ist es nicht weit bis in die Niederlande und ich muss beim Grenzübertritt nicht mal meinen Pass herausholen. Damit ist Europa der Inbegriff von Freiheit. Die nächste Europawahl ist so wichtig, weil hier auch die Weichen für die Zukunft gestellt werden, auch für unsere Region. Gut finde ich, dass nach den Korruptionsskandalen zumindest ein leichtes Umdenken bei der Bewertung der AfD stattgefunden hat.
Studium und Politik, studentische Hilfskraft im Landtag, das klingt anstrengend. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Freizeit?
Ich mache viel Sport. Aber ja: Es ist nicht immer ganz einfach, wenn ich am Samstag noch eine Veranstaltung in Arnsberg habe und am Sonntag schon wieder zurück nach Düsseldorf muss. Aber nicht alles ist ja mit Arbeit verbunden: Als Junge Liberale legen wir auch großen Wert darauf, dass der Spaß nicht zu kurz kommt.
Dann könnten Sie sich also auch weiterhin ein Leben in der Politik vorstellen?
Grundsätzlich kann ich das. Aber ich könnte mir auch gut vorstellen, zur Polizei zu gehen. Zum Beispiel zum LKA. Irgendwann möchte ich aber wieder in meine Heimat zurückkommen.