Hesborn. Es gibt nicht viele, die das Handwerk des Eisschnitzens so beherrschen wie Joachim Knorra aus Hesborn. Seine Skulpturen sind einfach zauberhaft.

Als Sechsjähriger sieht Joachim Knorra zum ersten Mal einen Eiskünstler in der Rudi Carrell Show im Fernsehen und ist sofort fasziniert. Heute gehört er selbst zu den besten Eiskünstlern Deutschlands, ist sogar über die Grenzen hinaus bekannt und feiert dieses Jahr sein 30. Jubiläum. In seiner Laufbahn hat er auch zufällig den Eiskünstler getroffen, der ihn als Kind inspiriert hat.

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Die Eiskünstler, die er in seiner Anfangszeit getroffen hat, haben viele Geheimnisse für sich behalten und er musste sich vieles allein und durch Ausprobieren aneignen. Früher seien ihm noch viele Eisblöcke zerbrochen. „Eis ist ein natürlicher Kristall. Es kann so hart sein wie Eisen, aber auch so weich wie Holz. Dann lässt es sich sehr gut formen.“ Vieles habe er einfach aus Erfahrung gelernt. Ein anderer, wichtiger Aspekt war der, dass seine Eisfiguren durchsichtig sind und nicht weiß. Die Lösung war letztendlich einfach und gleichzeitig genial: Bewegung. „Ich habe einen Eiszapfen gesehen, der ganz klar war. Eine zugefrorene Pfütze hingegen war weiß“, erklärt er. Seine Schlussfolgerung: Das Wasser muss beim Einfrieren in Bewegung sein, daher hat er ein eigenes Verfahren entwickelt, Bewegung während der Herstellung des Blockes beizubehalten. All das gibt er in Schnupperkursen aber auch in Profiseminaren an andere weiter. Verbessern könne man sich jedoch auch nach 30 Jahren Erfahrung. „Ich lerne immer noch dazu“, erzählt Joachim Knorra.

In der Weihnachtszeit verarbeitet Joachim Knorra 2,5 Tonnen Eis.
In der Weihnachtszeit verarbeitet Joachim Knorra 2,5 Tonnen Eis. © Privat | Joachim Knorra
Ein Fisch von Eiskünstler Joachim Knorra.
Ein Fisch von Eiskünstler Joachim Knorra. © WP | WP
Eisschnitzer Joachim Knorra schafft zauberhafte Kunnstwerke.
Eisschnitzer Joachim Knorra schafft zauberhafte Kunnstwerke. © WP | WP

Besonders viel Arbeit in der Weihnachtszeit

Besonders jetzt in der Weihnachtszeit ist er voll ausgebucht. Er blättert seinen Terminkalender durch. An fast jedem Dezembertag ist ein Termin eingetragen. Auf vielen Weihnachtsmärkten können die Besucher ihn live bei der Arbeit sehen. Dafür produziert er schon viele Eisblöcke vor. 2,5 Tonnen Eis sind für die Weihnachtsmärkte in ganz Deutschland eingeplant. Brilon, Minden, Leverkusen oder Oberhausen; gerade jetzt ist Joachim Knorra überall gefragt. Viele weihnachtliche Motive wie Engel oder Rentiere wird er live anfertigen, aber auch Sonderwünsche werden berücksichtigt. Für jede Figur wird erstmal eine Skizze mit Maßen auf Papier angefertigt. Er ist gerade mit den Entwürfen der Eiskönigin Elsa und ihrem Schneemann Olaf fertig. Viele Figuren beherrscht er schon im Schlaf. „Würde mich jemand nachts wecken und sagen ‚Schnitze mal einen Schwan‘, wäre ich in zwei Stunden damit fertig“, lacht der Eiskünstler.

„Alles lässt sich aus Eis herstellen“

Gibt es eigentlich auch etwas, dass Joachim Knorra nicht aus Eis herstellen könnte? „Nein, grundsätzlich lässt sich alles aus Eis herstellen, aber manchmal muss man auf die Statik achten“, sagt der Eiskünstler. Bei einem Storch würden die dünnen Beine das Gewicht des Körpers nicht tragen können. Daher würde die Figur mit Schilfgras verziert werden. Das sieht nicht nur schön aus, sondern dient der Figur auch als Stütze. Eine der kompliziertesten Aufträge war das Brückentor von Traben-Trarbach. Für diese Skulptur hat der Eisbildhauer eine Tonne Eis verarbeitet. Etwas komplizierter seien auch Gesichter. „Das Eis schmilzt nur langsam, aber die genauen Gesichtszüge kann man nach einigen Stunden nicht mehr erkennen“, erklärt Joachim Knorra. Ein Kunstwerk, das aus einem normalen 50 Kilogramm schweren Eisklotz geformt wird, löst sich jedoch nicht so schnell in Wasser auf. Die Figur halte die Kälte von sich aus und lasse sich auch bei Zimmertemperatur ein bis zwei Tage aufbewahren. Die Figuren auf dem Weihnachtsmarkt können die Besucher jedoch je nach Temperatur bis zu fünf Tage bestaunen.

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Viele prominente Auftritte

Seine Arbeit hat den Eiskünstler schon sehr berühmt gemacht. Er war schon in mehreren Fernsehproduktionen dabei. Unter anderem zeigte er den Gästen in der Chartshow bei RTL, wie man eine Figur aus Eis herstellt, er schnitzte eine Geige für den Musiker André Rieu und wurde auch schon zur WM in Winterberg eingeladen, wo er neben dem Logo auch einen Viererbob aus Eis herstellte. „Das ist eine runde Sache. Andere müssen dafür Eintritt zahlen, ich bekomme sogar Geld dafür, dass ich dort bin“, berichtet er schmunzelnd von seiner Arbeit bei großen Veranstaltungen. Seine Ausstellung im Eishäuschen in Hallenberg steht momentan unter dem Motto „Eisblumen“. Außerdem fertigt er bald Figuren für den Bier-Erlebnis-Pfad Hallenberg, die die Wanderer dort bestaunen können.

Klassik oder AC/DC - Es kommt auf die Figur an

In seiner Werkstatt hängen alle Werkzeuge, die er zur Herstellung einer Eisskulptur braucht: eine Kettensäge für die grobe Arbeit und spezielle japanische Eismeißel. „Sie sind aus dem gleichen Material wie Samurai-Schwerter“, erzählt Joachim Knorra. Damit lassen sich die feinsten Konturen herausarbeiten. Wenn er die Figuren in der Werkstatt statt vor Ort herstellt, höre er oft Musik. Welche, das käme ganz auf die Figur an. Mal Peter Fox, aber auch Klassik oder AC/DC. So unterschiedlich wie die Motive.