Winterberg. Patrick Fahle aus Winterberg ist Cocktailexperte. Er kennt die Trends im HSK. Ein Cocktail geht aus seiner Sicht aber so gar nicht.
Nein, das ist kein normaler Getränkeladen. Hier in der Hochsauerlandstraße im Winterberger Ortsteil Siedlinghausen hat sich der 45-jährige Patrick Fahle mit seiner Genusswerkstatt einen Traum erfüllt. Von einem stinknormalen Fachhandel kann keine Rede mehr sein. Neben dem Verkauf von Flüssigem und Lottoscheinen kommen hier Fans von feinem Hochprozentigem auf ihre Kosten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Claudia hat Fahle schon seit Jahren Erfahrung auf dem Gebiet der Spirituosen. Die Genusswerkstatt-Sauerland ist zudem Bar- und Eventservice. Im hinteren Bereich der großen Verkaufshalle hat er eine liebevolle Cocktailbar mit Sitzgelegenheiten eingerichtet. Erst gestern hat er hier einen Cocktailkurs gegeben.
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Die Welt der Cocktails
An langen Holztischen steht schon alles bereit, was angehende Barkeeper und ambitionierte Cocktailmixer brauchen, um einen guten, kreativen Drink zu mixen. Für den nächsten Workshop, der auch gerne mal als Firmenevent wie beispielsweise eine Weihnachtsfeier gebucht wird, sind die passenden Gerätschaften wie diverse Shaker und die unterschiedlichsten Gläser schon wieder an ihrem Platz. Leckere Cocktails sind das Thema in seinen verschiedenen Veranstaltungen, sagt Fahle und lächelt. „Inklusive ganz viel Spaß“. Nach einer Einführung in die Geschichte und Welt der Cocktails sowie der Arbeit eines Barkeepers müssen die Teilnehmer das erlernte Wissen gleich in die Tat umsetzen. Dabei werden die Besonderheiten der verschiedenen Drinks erläutert und natürlich auch der ein oder andere Profi-Tipp verraten. Es werden verschiedene Drinks gemixt und nach der Zubereitung direkt in der Gruppe verkostet. Dafür werde auch auf die individuellen Wünsche und Kreationen der Kursteilnehmer eingegangen, verspricht Fahle.
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Das ist voll im Trend
Dabei sind die flüssigen Zutaten das Wichtigste. Unzählige angebrochene Flaschen stehen vor einer holzvertäfelten Wand bereit, um sie zu verköstigen. Fahle lacht. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Das Mixen und Mischen ist seine Welt. Mit Alkohol in den verschiedensten Ausführungen kennt er sich aus. Obwohl er grundsätzlich recht wenig mit Umdrehung trinke, sagt er. Dafür habe er einfach zu wenig Zeit. Die Arbeit ließe das oft nicht zu. Auch ein Cocktailcoach muss nüchtern bleiben, um sich zu konzentrieren.
Dazu passe aber auch, dass der Alkoholkonsum in der Bevölkerung sinke. Doch das sei für sein Geschäft nicht unbedingt schlecht, betont er. Denn die Nachfrage nach Alternativen nehme stark zu. „Mittlerweile gibt es beispielsweise alkoholfreien Gin und Rum. Die liegen gerade voll im Trend“, sagt er. Alkoholfreie Cocktails seien auch insbesondere in den Großstädten gerade sehr beliebt. Doch auch im Sauerland nehme die Nachfrage zu. Fahle wischt noch einmal mit einem prüfenden Auge über einen der Holztische. Klar, dass auch das ein oder andere Mal bei der Zubereitung gekleckert wird.
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Dieser Cocktail geht gar nicht
Damit Fahle mit seinen Cocktailkreationen immer am Puls der Zeit ist, besucht er oft Messen und andere Bars in den unterschiedlichsten Städten. Dass man aber nicht eins zu eins das umsetzen sollte, was aktuell in den Metropolen wie Berlin, Köln oder Hamburg angesagt ist, lernte er schnell. So habe er vor einiger Zeit bei einer Veranstaltung einen Moscow Mule angeboten, einen Cocktail mit Ingwergeschmack und Gingerbier. „Den Leuten war das damals zu scharf. Dieser Trend hatte sich zu diesem Zeitpunkt im Sauerland noch nicht so durchgesetzt“, sagt Fahle. Mittlerweile seien aber auch die Menschen im Sauerland auf den Geschmack gekommen. Die szenigsten Cocktails würden sich im Hochsauerlandkreis in der Regel nach anderthalb etablieren.
Derzeit schätzen die Menschen Espresso Martini sehr. Ein Aperitif steht bei Menschen in Deutschland und auch im Sauerland weiterhin hoch im Kurs, so Fahle: „Aperol Spritz ist einfach nicht totzukriegen“, sagt er und lacht. Der Cocktailexperte selbst überrasche seine Kunden und Kursteilnehmer mit sogenannten Sour-Variationen. Dabei handelt es sich um alkoholhaltige Cocktails, die in der Regel aus einer Spirituose, Zitronensaft und Zucker bestehen. Fahles Variante mit Eiweiß überrasche seine Kunden. „Die meisten meiner Workshopteilnehmer sind zunächst skeptisch, aber wenn sie den Drink probiert haben, sind sie in der Regel begeistert“, sagt er. Begeisterung könne er aber für einen bekannten, starken Cocktail nicht aufbringen. Fahle kneift entschlossen die Augen zusammen: „Der Long Island Ice Tea ist ein absolutes No-Go. Da zieht sich bei mir alles zusammen.“