Brilon/Marsberg/Olsberg. Nach dem Hackerangriff: Wie sieht es in Brilon, Marsberg und Olsberg mit Dienstleistungen wie Heiraten oder dem Antrag auf Ausweisdokumente aus?
Fragen über Fragen: Bekomme ich zurzeit überhaupt noch einen neuen Personalausweis? Wie kann ich einen Sterbefall oder eine Geburt beurkunden lassen? Kann ich standesamtlich heiraten? Durch den Cyberangriff auf die Südwestfalen IT sind viele Bürger/innen verunsichert, ob und wie sie ein Anliegen bei ihrer Stadt erledigen können. Wir haben in Brilon, Marsberg und Olsberg nachgefragt.
Geburten und Sterbefälle
Anliegen, die trotz der aktuellen Situation in irgendeiner Form behandelt werden müssen, sind Geburten und Sterbefälle. Dafür haben die Städte eine Lösung gefunden, obwohl die Beurkundung in den Ehe- und Sterberegistern aktuell nicht möglich ist. Die Stadt Marsberg erklärt dazu, dass Bescheinigungen über die „Zurückstellung“ der Sterbefallbeurkundung ausgestellt werden, wenn anhand der vorgelegten Unterlagen keine Zweifel an der Identität der verstorbenen Person bestehen. Mit dieser vorläufigen Bescheinigung ist die Beerdigung möglich. Auch bei der Geburt eines Kindes können die notwendigen Bescheinigungen ausgestellt werden.
Auch in Brilon können Sterbefälle derzeit nicht beurkundet werden. Der Bestatter erhält deshalb eine vorläufige Bescheinigung über die Zurückstellung des Sterbefalls. Sobald der Sterbefall beurkundet ist, werden die Urkunden zugeschickt. Ist ein Kind in Brilon geboren, erhalten die Eltern vom Standesamt Brilon zunächst ein Infoschreiben und eine vorläufige Geburtsbescheinigung. Später, wenn alles wieder läuft, werden die Geburtsurkunden ausgestellt.
In der Stadt Olsberg wird das so gehandhabt: Bei Sterbefällen erhält der Anzeigende – im Regelfall ist das der Bestatter – eine solche Bescheinigung, so dass die Bestattung stattfinden kann. Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Olsberg, erklärt dazu: „Dies ist sicherlich das Wichtigste für die Angehörigen. Die formale Beurkundung des Sterbefalls wird nachgeholt, sobald das Fachverfahren wieder läuft, und die Urkunde wird dann zugeschickt.“ Da die Beurkundung von Geburten am Geburtsort eines Kindes erfolgt, sei dies momentan für das Olsberger Standesamt kein bedeutendes Thema, so die Stadt, denn Geburtsort der Kinder sei meistens Brilon, in einigen Fällen auch Arnsberg oder Lippstadt. Grundsätzlich gelte: Bei allen Fragen können sich Bürgerinnen und Bürger telefonisch oder auch persönlich an das Standesamt wenden.
Standesamtliche Trauungen
Manch ein Paar, das sich noch vor dem Jahresende trauen lassen möchte, ist angesichts des Hackerangriffs sicherlich etwas nervös geworden. Das Standesamt Marsberg beruhigt: „Eheschließungen, deren Anmeldungen vor dem Systemausfall vorlagen, werden bedenkenlos durchgeführt. Neue Anmeldungen zur Eheschließung können handschriftlich aufgenommen werden.“ Allerdings müsse anhand von Unterlagen überprüft werden können, ob einer Eheschließung rechtlich nichts im Wege steht oder eine Ehe aufhebbar wäre. Je nach Fall können das unterschiedliche Nachweise sein. Informationen dazu könne man beim Standesamt erhalten. Nach dieser Prüfung können, so die Stadt Marsberg, die Trauungen wie gewohnt stattfinden.
Auch in Olsberg brauchen sich Paare, die bereits einen Termin für ihre Trauung haben, keine Sorgen machen: Bereits angemeldete Eheschließungen werden ganz normal durchgeführt. Auf Anfrage der WP teilte die Stadt mit, dass es aufgrund des Cyber-Angriffs Absagen oder Verschiebungen noch nicht gegeben habe. Für Terminabsprachen oder grundsätzliche Fragen können sich Interessierte an das Standesamt der Stadt Olsberg wenden.
Zum Thema Trauungen teilt die Stadt Brilon mit, dass zurzeit weniger Trauungen im Kalender anstehen als in den Sommermonaten. Auch hier können Paare, die sich angemeldet haben, wie geplant heiraten. Bisher musste keine Eheschließung abgesagt oder verschoben werden. Auch für 2024 kann man schon Termine reservieren.
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Personalausweis
Was neue Personalausweise und Reisepässe angeht, wird das Ganze schon schwieriger. Die Stadt Olsberg erklärt: „Die Beantragung von Personalausweis, Reisepass oder entsprechenden vorläufigen Dokumenten ist bei der Stadt Olsberg derzeit leider nicht möglich.“ Grund dafür sei, dass für die Beantragung eines Ausweisdokumentes das Programm des Einwohnermeldeamtes zwingend benötigt werde, aber zurzeit nicht zur Verfügung stehe. Auch eine Verlängerung solcher Dokumente sei nicht möglich. Aber: „Im Notfall werden Bürgerinnen und Bürger nach Absprache an andere Behörden verwiesen, die vom Cyber-Angriff nicht betroffen sind.“ Es werde empfohlen, im Vorfeld Kontakt mit der entsprechenden Behörde aufzunehmen, um einen Termin zu vereinbaren und den dortigen Ablauf zu klären. Bei Fragen oder Problemen sei das Team des Bürgerservice für Bürgerinnen und Bürger telefonisch erreichbar.
Auch bei der Stadt Brilon ist die Beantragung von Personalausweis, Reisepass oder entsprechenden vorläufigen Dokumenten zurzeit im Einwohnermeldeamt bei der Stadt Brilon nicht möglich, da die notwendige Software nicht zur Verfügung steht. Das gilt auch für die Verlängerung der Dokumente. Im Notfall werden Bürgerinnen und Bürger nach Absprache an andere Behörden verwiesen, die vom Cyber-Angriff nicht betroffen sind. Dabei wird dringend empfohlen, im Vorfeld Kontakt mit dem Einwohnermeldeamt aufzunehmen und den Ablauf im Vorfeld zu klären. Bei Fragen oder Problemen ist das Team des Bürgerservice für Bürgerinnen und Bürger telefonisch oder persönlich erreichbar.
Auch die Stadt Marsberg kann derzeit keine Anträge entgegennehmen. Lediglich die Aushändigung bereits beantragter Dokumente sei möglich, wenn die alten Dokumente vorgelegt werden; beim Personalausweis muss der Pin-Brief beim Bürger angekommen sein. Sollte jemand dringend ein Ausweispapier benötigen, könne der Sachverhalt besprochen und ein Kontakt zu einer nicht vom Cyberangriff betroffenen Stadt hergestellt werden. Sie könnten einen vorläufigen Pass oder Ausweis mit kurzer Frist (in der Regel sechs Wochen) ausstellen. Infos dazu gibt das Bürgerbüro.
Reaktionen
Und wie reagieren die Bürger auf die Situation? Nach Angaben der Stadt Olsberg offenbar recht gelassen: „Die Bürgerinnen und Bürger reagieren fast ausnahmslos sehr verständnisvoll und wünschen dem Team der Stadt Olsberg Erfolg bei der Bewältigung der aktuellen Lage.“ Und die Stadt Marsberg schreibt: „Die Bürger reagieren (noch) verständnisvoll.“ Diese Erfahrung hat bisher auch die Stadt Brilon gemacht. Sie verweist darauf, dass bei Fragen oder Problemen das Team des Bürgerservice für Bürgerinnen und Bürger telefonisch oder persönlich erreichbar ist.
Sonstige Dienstleistungen
Die Stadt Olsberg weist darauf hin, dass der Bürgerservice aktuell Anträge auf Sperrmüllabfuhr, Elektroschrottabfuhr, die Abfuhr von Baum- und Strauchschnitt oder die Meldung defekter Mülltonnen entgegennimmt. Für den Antrag auf Sperrmüllabfuhr muss jedoch zuvor ein Termin vereinbart werden, weil die Gebühr direkt vor Ort bezahlt werden muss. Für die weiteren Dienstleistungen ist ein Anruf ausreichend.