Olsberg. Pia Gnad hat schon viele Turnwettkämpfe gewonnen. Doch Anfang September verletzt sie sich bei einem Unfall. Sie erzählt über den Weg zurück.
Seit sie fünf Jahre alt ist, turnt Pia Gnad bereits. Sie kommt auch aus einer Turnerfamilie. Schon ihr Großvater hatte eine Leidenschaft für Leistungsturnen. Als ihre große Schwester anfängt beim TSV Bigge-Olsberg zu trainieren, möchte Pia unbedingt mitkommen. Seitdem hat sie schon an unzähligen Wettkämpfen teilgenommen, egal ob allein oder im Team. An höheren Landesligawettkämpfen hat der Verein bisher nur vereinzelt teilgenommen. „Unsere Trainingsmöglichkeiten sind zwar sehr gut, aber begrenzt. Das ist okay für mich, ich mache das für mich als Ausgleich“, sagt Pia Gnad. Durch solche hohen Ligawettkämpfe würde mehr Druck aufgebaut und die Turnerin ist froh, den Sport mehr als Hobby anzusehen.
Mehrere Wochen aussetzen
Dann kam Anfang September ein großer Schock. Die Turnerin verletzt sich beim Wakeboarding am Nacken. „Ich habe das schon oft gemacht, aber es ist nie etwas passiert“, sagt sie. Es bestand schon die große Sorge, dass sie sich eventuell die Brustwirbelsäule verletzt haben könnte. Pia Gnad hat Glück im Unglück, muss aber trotzdem mehrere Wochen mit dem Training aufhören. Nun fängt sie langsam wieder an. Denkt man bei einem Unfall wie diesem eigentlich sofort, dass es bedeuten könnte, nicht mehr turnen zu können? Nein. Die Turnerin erzählt aber, dass sie sich mit zunehmendem Alter auch mehr Gedanken über Unfälle beim Sport machen würde. Als Kind gehe man sehr unbeschwert an die Sache heran, jetzt denkt sie öfter darüber nach, dass bei einem Salto auch einiges passieren könne, denn Turnen ist kein risikofreier Sport.
Der Schwebebalken ist das Zittergerät
Aber die Verletzung kann sie nicht von der Turnhalle fernhalten. Bei den Bezirksmeisterschaften des Sauerländer Turngaus hilft sie mit und unterstützt ihre Teamkolleginnen und auch beim Training ist sie noch regelmäßig dabei, um den Jüngeren zu helfen. Sie ist die Älteste im Verein. Alle älteren Turnerinnen seien zum Studieren in die Stadt gezogen. Da sie eine Ausbildung zur Zahntechnikerin macht, konnte sie in Olsberg bleiben. Sie ist froh, dass sie die Möglichkeit hat, weiterzumachen.
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Geräteturnen besteht aus vier Disziplinen: Sprungtisch, Boden, Schwebebalken und Stufenbarren. Letzteres ist Pia Gnads Lieblingsübung, mit der sie auch wieder angefangen hat. „Es fühlt sich an, als würde man für einen Moment fliegen können“, beschreibt sie das Gefühl, am Barren zu turnen. Die meiste Kraft würde es kosten, über den Sprungtisch zu springen, die gefürchtetste Übung bei einem Wettkampf sei jedoch der Balken. „Der Schwebebalken ist das Zittergerät, weil man so viel Zeit hat, nachzudenken und sich auf jede kleinste Bewegung konzentrieren muss. Bei den anderen Übungen ist man einfach im Flow.“ Das A und O beim Turnen sei, den Kopf auszuschalten. Egal ob in einer Wettkampfsituation oder ob es darum geht, über das Was-wäre-wenn nachzudenken. Auch wenn man einmal vom Schwebebalken fällt und sich etwas wehtut, sei es wichtig, sofort wieder aufzusteigen. Ansonsten entwickelt man eine Angst davor.
Haltung, Ausdauer und Körpergefühl
Besonders vor dem Sprung über den Bock haben viele Turnerinnen Respekt. Auch beim Sauerländer Turngau weint ein kleines Mädchen bitterlich, weil es solche Angst hat. Den Sprung meistert das Mädchen wenig später trotzdem. „Man muss sich überwinden. Es gibt Wettkampfmenschen, die im Training vorsichtiger sind und beim Wettkampf dann alles geben“, erzählt Pia Gnad. Nach dem Wettkampf ist auch aller Konkurrenzkampf vorbei, denn alle fünf Teams bauen gemeinsam die Sportgeräte ab. Gemeinsam kann man mehr erreichen.
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Deshalb findet sich für den nächsten Relegationswettkampf, bei dem um den Aufstieg in die Landesliga geturnt wird, auch ein Team aus den besten Turnerinnen des TSV Bigge-Olsberg und dem TuS Belecke zusammen. „Es ist gut und wichtig, zur Abwechslung miteinander zu turnen und nicht nur als Gegnerinnen auf der Matte zu stehen“, findet Pia Gnad.
Turnen ist eine gute Grundlage für fast alle Sportarten, da Haltung, Ausdauer und Körpergefühl trainiert werden. Das lasse sich auch schwer wieder abstellen. Pia Gnad erinnert sich noch an eine Situation beim Schulsport, als Speerwerfen trainiert wurde. Ihr Lehrer habe gesagt: „Du läufst wie eine Ballerina“, da sie es gewohnt ist, beim Laufen immer die Beine zu strecken.
Dass sich das Turnen zu einem typischen Frauensport entwickelt hat, findet die Turnerin sehr schade. Vereinzelt seien auch mal Jungs zum Training gekommen, sie seien durch die ganzen Mädchen jedoch abgeschreckt worden. Auch gebe es für männliche Turner andere Disziplinen, die in ihrem Verein nicht trainiert werden.