Winterberg. Der Druck auf Kommunen wegen steigender Flüchtlingszahlen wächst. Winterberg hat schon eine Notunterkunft angeschafft. Ein exklusiver Einblick.
Die Elektroheizung in der Küche des Wohncontainers funktioniert schon mal. Das ist auch notwendig. Denn hier am Rande von Winterberg, in direkter Nachbarschaft zu den Stadtwerken, ist es an diesem Freitagvormittag recht kühl. Seit dem 9. Mai dieses Jahres steht hier, etwa zehn Gehminuten von der Innenstadt entfernt, ein Wohncontainer mit 16 Wohneinheiten. Er dient als Notfallreserve, wenn das eintritt, vor dem viele Kommunen seit langem warnen - wenn nicht mehr genügend Wohnraum für geflüchtete Menschen bereitsteht und die Kapazitäten an privaten Wohnungen ausgeschöpft sind.
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Maximilian Leber blickt sich in der einfachen Küche um. Er hat an einem Holztisch Platz genommen. Eine Spende, wie der Teamleiter Asyl der Stadt Winterberg, betont. Ebenso finden sich in dem Raum zwei gebrauchte Kühlschränke und zwei Elektroherde. Die Küchenschränke, Arbeitsplatten und Dunstabzugshauben sind komplett neu. Zudem gibt es hier zwei Waschmaschinen. Neben Leber haben sich die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen, und ein weiterer Mitarbeiter dazu bereit erklärt, einen exklusiven Einblick in den Wohncontainer zu geben.
Damit Kälte, Schnee und Wind nicht direkt in die Wohneinheiten gelangen können, hat die Stadt sogar extra einen weiteren Container als Windfang installiert. Hier kann man zusätzlich seine Wäsche trocknen. Außerdem ist ein Server installiert worden, damit auch die Internetversorgung gewährleistet ist. Betritt man den Wohncontainer, gelangt man über einen engen Flur zu den verschiedenen Räumen. Insgesamt gibt es zwei Badezimmer mit Toiletten, Pissoirs und einfachen Duschen. Der Container verfügt über fünf Doppelzimmer á 12,92 Quadratmeter und zwei Dreibettzimmer, die jeweils 21,09 Quadratmeter groß sind. Die Betten darin sind eine Spende des Unternehmens Hapimag. Später sollen hier mal alleinreisende männliche Flüchtlinge einziehen können und nur im allergrößten Notfall, falls die Lage dies erfordert, auch Frauen. Familien mit Kindern sollen hier nicht untergebracht werden.
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Es wirkt alles spartanisch, sauber und zweckgebunden. Von einer Wohlfühlatmosphäre kann man in der 177 Quadratmeter großen Einrichtung aber nicht sprechen. Der Kosten für den Container liegen bei 240.000 Euro. Für Tiefbau, Elektro und Möbel kommen noch einmal 100.000 Euro hinzu. Zu den Betriebskosten könne man aber noch keine Aussagen treffen, sagt Pressesprecherin Kappen. Die Mittel für die Anschaffung kommen aus Bundes- und Landesmittel.
„Wir sind betriebsbereit“, sagt Leber, der aber deutlich macht, dass es ihm lieber wäre, wenn der Container nicht benötigt würde. Man können nun aber auf eine schwierige, sich zuspitzende Situation reagieren. Doch noch sei es lange nicht so weit, beruhigt der Teamleiter Asyl. Derzeit läge Winterberg bei der sogenannten Erfüllungsquote bei aktuell 87 Prozent Auslastung.
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Die Zuweisung der Flüchtlinge erfolgt in Nordrhein-Westfalen durch die Bezirksregierung Arnsberg. Sie richtet sich nach einem Verteilschlüssel, der alle Städte und Gemeinden gleichsam berücksichtigt. Einberechnet wird hierbei etwa der Einwohneranteil der Gemeinden an der Gesamtbevölkerung und der Flächenanteil der Gemeinde an der Gesamtfläche. Die Kommunen melden zudem der Bezirksregierung Arnsberg monatlich die von ihnen in der Vergangenheit aufgenommenen Flüchtlinge. Aus den Meldungen und dem Verteilschlüssel wird dann für jede Stadt und Gemeinde berechnet, wie viele Flüchtlinge sie aktuell aufnehmen muss. Gibt es in einer Stadt oder Gemeinde eine Unterbringungseinrichtung des Landes, werden die dort vorgehaltenen Unterbringungsplätze zum Teil von der berechneten Aufnahmeverpflichtung abgezogen.
Leber hebt den Kopf: „Die Situation ist sehr dynamisch. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach Wohnraum. Wir wissen nicht, was in beispielsweise in vier Wochen passiert“, sagt er. Ziel sei es immer einen Puffer von mindestens 40 Betten für Winterberg vorhalten zu können. Deshalb sei man weiterhin ständig auf der Suche nach privatem Wohnraum, um Flüchtlinge unterbringen zu können.
Wer Interesse daran hat, der Stadt Unterbringungsmöglichkeiten anzubieten, kann sich direkt an Maximilian Leber unter maximilian.leber@winterberg.de wenden.