525 handschriftliche Seiten, die das Grauen des Zweiten Weltkriegs offenbaren. Ein Sohn entdeckt die Kriegserlebnisse seines Vaters.
Wulmeringhausen. Auf 525 handschriftlichen Seiten hat Alfons Rüther sen. seine Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg festgehalten, die jetzt im Wulmeringhäuser Heimatmuseum an der Olsberger Straße einen dauerhaften Platz gefunden haben.
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Der Sohn des Kriegsveteranen, Alfons Rüther jun., überreichte jetzt Ortheimatpfleger Stefan Rösen die Originale des Nachlasses, den er gesichtet, überarbeitet und in zwei Büchern zusammengefasst hat, um die Kriegserlebnisse seines Vaters der Nachwelt zu erhalten. Sichtlicht beeindruckt zeigten sich da auch Rösens Vorgänger Alfons Schmidt, das ehemalige Ratsmitglied Alfred Metten und der Enkel Markus Rüther, was sie dort präsentiert bekamen.
In Altdeutsch geschriebene Seiten
Welche Auswirkungen das Kriegsgeschehen für seinen Vater hatte, erfuhr Alfons Rüther jun. erst, als ihm seine Mutter im Jahre 2009 die in Altdeutsch geschriebenen Seiten kurz vor ihrem Tode zu treuen Händen überließ. Ganz schwere Kost, so Alfons Rüther jun, was er da über die Gewalt, Rohheit, Entbehrungen und Elend der damaligen Zeit erfahren musste, und zieht Parallelen zu dem, was sich heute, 80 Jahre später, in der Ukraine abgespielt. Außerdem sei das ständig wachsende Gedankengut, das sich derzeit in Deutschland breit mache, jetzt Anstoß genug gewesen, diese Kriegserlebnisse seines Vaters in den beiden kleinen Büchern als Mahnung für nachfolgende Generationen zu veröffentlichen, so Rüther, denn: „Wo der Rechtsextremismus wächst, ist die Gewalt nicht weit entfernt!“
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Zeitzeugen gebe es nicht mehr, so dass Zweitzeugen gefordert sind, über die Auswirkungen von Kriegen und ungehemmter Gewalt zu berichten. Das sei seine Form, für Frieden und Demokratie zu werben. Dazu bietet er Buchlesungen und Erläuterungen an und bittet Schulen, Vereine und Verbände um Zusammenarbeit (Kontakt unter www.zeitzeugenbericht.de). Eine erste Buchlesung findet am Sonntag, 22. Oktober, um 16 Uhr im Gemeindehaus in Wulmeringhausen statt. Anmeldungen sind über die Website möglich.
Entdeckung war ein großer Schock für den Sohn
Die Ereignisse, die sein Vater miterleben musste, seien ihm lange nicht bekannt gewesen und als er dann die Tagebücher in die Hand bekam, sei das ein richtiger Schock für ihn gewesen, berichtet der ehemalige Eisenbahner. Er bedauert, dass er sie erst mit dem Nachlass mit der Erkenntnis in die Hand bekommen habe: „Solche Kriegshandlungen beim eigenen Vater, unter anderem auf der Krim, im damaligen Leningrad und schließlich in und um Königsberg in Ostpreußen.“ So wie er, seien erst beim Lesen viele Nachkriegskinder eines Besseren gelehrt worden, zu was die Menschen in der Nazizeit getrieben wurden.
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„Die seelischen Narben und Verletzungen sind bei den Kriegsbeteiligten nie verheilt und wurden durch konsequentes Schweigen bei uns zu Hause verdeckt. Hat mein Vater etwas über den Krieg erzählt, wurde meist schnell, wie wohl in vielen Familien, das Thema gewechselt.“ Dieses Schweigen sei nicht ohne Folgen geblieben und die traumatischen Erlebnisse hätten sich auf das Verhalten seines Vaters in der Nachkriegszeit ausgewirkt. Der Schatten des Zweiten Weltkriegs habe auch seine Erziehung beeinflusst, erinnert sich Alfons Rüther jun: „Wir Kinder wurden konservativ und in engen Grenzen erzogen. Wer über die Strenge schlug, wurde bestraft.“
Wer Interesse hat, mehr über die Erfahrungen, die Gewalt, Rohheit, Entbehrung und Elend im zweiten Weltkrieg zu erfahren, kann sich die beiden Bücher unter www.zeitzeugenbericht.de herunterladen