Brilon/Hochsauerlandkreis. Das Heizungsgesetz kommt und bringt viele Unsicherheiten für Bürger. Der Briloner Stadtwerke-Chef Axel Reuber beantwortet die wichtigsten Fragen.
Das Heizungsgesetz kommt – nachdem es zahlreiche Unsicherheiten verursacht hat. Das Gesetz hatte für Wirbel und eine immense Verunsicherung in der Branche, aber auch unter den Bürgerinnen und Bürgern gesorgt – insbesondere durch die öffentlich ausgetragene Diskussion. Olsberger Franz-Josef Happel, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Brilon/Meschede betonte noch vor kurzem in der WP: „Die Diskussion war eine komplette Katastrophe.“ Er kritisiert vor allem die kommunalen Wärmepläne, die aufgestellt werden sollen um zu eruieren, ob Fernwärmenetze für die Kommunen eine Alternative sind. So oder so, das Gesetz kommt und Bürger, Kommunen, aber auch die Stadtwerke müssen sich auf Veränderungen einstellen. Wie tun das die Stadtwerke in Brilon?
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Das Heizungsgesetz kommt – nach vielen Unsicherheiten und Debatten. Was wird die Aufgabe der Stadtwerke sein hinsichtlich der Umsetzung?
Geschäftsführer Axel Reuber: Aus dem Heizungsgesetz ergibt sich erst einmal keine direkte Aufgabe für die Stadtwerke. Hier sind zunächst einmal die Hauseigentümer gefordert. Diese müssen überlegen, mit welcher Technologie zukünftig ihre Heizung betrieben werden soll. Zu bedenken ist, dass sich das Gesetz noch im Gesetzgebungsverfahren befindet und sich im Detail noch Änderungen ergeben können (beispielsweise über den Vermittlungsausschuss im Bundesrat).
Was müssen Briloner Kunden wissen und beachten, wenn sie sich nun für eine Wärmepumpe entscheiden?
Hier sollte man sicherlich vorab die Überlegung anstellen, ob eine Wärmepumpe für das eigene Gebäude sinnvoll ist oder nicht. Ist ein Objekt schlecht gedämmt, könnte das nicht die optimale Lösung sein. Man sollte vorab auch beim Netzbetreiber nachfragen, ob die Leitungskapazität für den Betrieb einer Wärmepumpe in der Straße ausreichend ist. Ist das nicht der Fall, könnte eine Leitungsverstärkung erforderlich sein. Das sind aber Punkte, die kann nur der jeweilige Netzbetreiber beantworten. Ist ein Leitungsausbau notwendig, kann dies das eigene Projekt zeitlich deutlich zurückwerfen.
Mit Strom soll in Zukunft geheizt, aber auch Auto gefahren werden. Ist die Stromversorgung in Brilon der wachsenden Nutzung gewachsen? Und wie bereiten sich die Stadtwerke darauf vor?
Zum Teil finden Sie die Antwort bereits in dem vorherigen Punkt. Die Netze werden aktuell nicht in dem Maße ausgebaut sein, dass sowohl die private Ladeinfrastruktur als auch die Wärmewende überall funktionieren. Hier wird es einen erheblichen Ausbaubedarf geben, der auch Zeit in Anspruch nimmt. Daher wird dies ein Engpass sein, der beseitigt werden muss. Genauere Daten hierzu kann aber nur der örtliche Netzbetreiber geben. In Brilon ist die Westnetz GmbH der zuständige Netzbetreiber für das Stromnetz.
Der kommunale Energieplan ist ein wichtiger Bestandteil des Gesetzes. Inwiefern sind die Briloner Stadtwerke in die Erstellung dieses Planes eingebunden?
Hier sind zunächst die Kommunen am Zug. Wichtig ist, dass entsprechende Förderanträge für die Planung gestellt werden. Dies ist in Brilon geschehen, sodass hier die weitere Planung erfolgen kann. Die Stadtwerke Brilon stehen bereit die Stadt hier entsprechend zu beraten und zu unterstützen. Es wird nur gemeinsam funktionieren die Wärmewende umzusetzen.
Wie realistisch ist das Heizen in Brilon mit Fernwärme, Biogas oder Erdwärme?
Das ist ein Punkt, der im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung mit betrachtet wird. Die Stadtwerke Brilon betreiben bereits ein Fernwärmenetz auf Basis von Holzhackschnitzeln. Ob ein Ausbau mit dieser Energiequelle sinnvoll ist oder ob eine andere Variante die bessere Lösung sein könnte, wird die weitere Planung ergeben.