Medebach/Winterberg. Das Kita-Jahr ist auch in Hallenberg gestartet. Laut Experten steckt insbesondere die frühkindliche Erziehung in einer Krise. So ist die Lage.

Familien, die einen Kindergartenplatz ergattert haben, können sich eigentlich freuen - schließlich übersteigt die Nachfrage nach Betreuungsplätzen allen Ausbaubemühungen zum Trotz auch in NRW das Angebot. Doch das System der frühkindlichen Bildung steckt Experten und Verbänden zufolge in einer tiefen Krise. Ein Überblick zum neuen Kitajahr in Winterberg, Hallenberg und Medebach, das am 1. August startete.

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Medebachs Bürgermeister Thomas Grosche
Medebachs Bürgermeister Thomas Grosche © Stefanie Bald | Stefanie Bald

Die Lage der Arche Noah

Aktuell werden in der Arche Noah in Winterberg-Züschen 65 Kinder in der städtischen Kindertagesstätte betreut. „Die Zahl ist in den vergangenen Jahren recht stabil und es gibt nur minimale Schwankungen von bis zu zwei Kindern. In diesem aktuell beginnenden Kindergartenjahr konnten wir alle Kinder mit einem Betreuungsplatz versorgen, die von ihren Eltern angemeldet wurden“, teilt die Pressesprecherin der Stadt Winterberg mit. Die Kita nehme Kinder ab zwei Jahren auf, hier sei die Nachfrage in den vergangenen Jahren gestiegen. Im aktuellen Kindergartenjahr würden dabei insgesamt 23 Kinder unter drei Jahren in der Kindertagesstätte betreut. Dabei werde der Startpunkt der Betreuung über das gesamte Kindergartenjahr verteilt. „Durch eine vorausschauende Personalplanung sind wir in der glücklichen Lage, dass unsere Personaldecke ausreichend ist“, sagt Kappen.

Laut dem Kreisjugendhilfeausschuss würden alle Kinder über drei Jahren einen Kita-Platz in allen Winterberger Einrichtungen bekommen. Nach Auswertung der Anmeldelisten aller Kindertageseinrichtungen konnte 14 U3-Kindern kein Betreuungsplatz angeboten werden - sie wurden daher von den Kitas auf den Wartelisten geführt, teilt der Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, Martin Reuther, mit. Diesen 14 unversorgten U3-Kindern stünden seit dem ersten August aber zehn frei werdende Kindertagespflegeplätze gegenüber.

Das heißt, dass 10 der 14, wenn die Eltern es dringend wünschen würden, einen Betreuungsplatz bekommen könnten. „Offenbar stimmen Angebot und Nachfrage in Winterberg überein. Denn im Jugendamt liegen keine unerledigten Bedarfsanfragen von Eltern, die einen Betreuungsplatz in Winterberg suchen, vor“, sagt Reuther.

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Erfahrungsgemäß sei die Erfassung der ganz jungen Kinder auf den Wartelisten nicht gleichbedeutend mit dem unbedingten Wunsch nach einem Betreuungsplatz. Oftmals handele es sich auch nur um eine mehr oder weniger unverbindliche Artikulation eines in Zukunft liegenden Betreuungswunsches.

In Rekordzeit Gruppe geschaffen

In Medebach liegen alle vier Kindergärten komplett in der Trägerschaft der „Katholische Kindertageseinrichtungen Hochsauerland-Waldeck gGmbH“. „Trotzdem ist uns dieses Thema natürlich wichtig und wir arbeiten gut mit dem Träger zusammen. Ausreichende und qualifizierte Betreuungsplätze für unsere Familien sind mir ein wichtiges Anliegen“, sagt Bürgermeister Thomas Grosche.

Aktuell würden dort zusammen rund 300 Kinder, das sind etwa 15 Kinder mehr als im Vorjahr, betreut. Es sei altersunabhängig gelungen, fast allen Kindern einen Platz anzubieten. Das habe nach den Anmeldungen im Februar noch deutlich kritischer ausgesehen. Am Standort Oberschledorn fehlten etwa 15 Plätze. Eine gemeinsame Kraftanstrengung von Kindergartenträger, dem Jugendamt des Hochsauerlandkreises und der Stadt Medebach habe diese Situation aber gelöst.

Man habe „in Rekordzeit“ eine provisorische Gruppe in der benachbarten städtischen Grundschule schaffen können. Vonseiten der Einrichtung danke man allen die an dem Projekt beteiligt waren, insbesondere dem Ingenieurbüro, Hausmeister vor Ort, dem Personal im Kindergarten und den beteiligten Firmen. Der Rat der Stadt Medebach habe „unkompliziert“ fast 100.000 Euro für die Baumaßnahme zur Verfügung gestellt hat. So könnten die Kinder nun pünktlich zum Start des Kindergartenjahres in eine neue Gruppe einziehen. Bei sechs Kindern im Stadtgebiet ist es aber, trotz aller Bemühungen, nicht gelungen zu Beginn des Kindergartenjahres einen Platz anzubieten. Diese stünden nun auf einer Warteliste. Man hoffe, dass sich hier noch individuelle Lösungen, zum Beispiel über Tagesmütter, finden würden.

Laut Bürgermeister Grosche besagten die Rückmeldungen aus den Kindergärten, dass zu Beginn des Kindergartenjahres alle Personalstellen besetzt seien.

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In der Stadt Hallenberg werden aktuell 46 Kinder unter drei Jahren und 112 Kinder über drei Jahren betreut, zusätzlich wird man sich dann ab Herbst 2023 um 20 U3-Kinder in einer neuen Außenstelle des Familienzentrum Mariä Königin in Hallenberg kümmern, teilt Hallenbergs Bürgermeister Enrico Eppner mit.

Im Kindergartenjahr 2023/2024 werden somit durch die Inbetriebnahme der neuen Außenstelle 20 U3-Kinder mehr als im letzten Kindergartenjahr betreut.

„Durch unsere Bestrebungen, die Betreuungssituation nachhaltig auskömmlich zu gestalten, können mit der Inbetriebnahme der neuen Außenstelle alle Anfragen im Stadtgebiet bedient werden“, sagt Eppner.

Durch das Engagement der katholischen Kindertageseinrichtungen Hochsauerland Waldeck gGmbH, die beide in Hallenberg ansässigen Kitas betreibt, könne gewährleistet werden, dass auch für die 20 weiteren U3-Kinder die Betreuung gesichert wird.

Der HSK betreibt selbst keine Kindertageseinrichtungen und bekanntlich ist die allgemeine Personalsituation angespannt. Im konkreten Fall der neue entstehenden Außenstelle für den Standort Hallenberg ist die Katholische Kindertageseinrichtungen Hochsauerland Waldeck gGmbH im Stellenausschreibungsverfahren, um in den neuen Räumen ab gegebenenfalls Spätherbst eine Betreuung sicherzustellen, nach Rücksprache mit dem Träger könnten sich interessierte Bewerberinnen und Bewerber gerne noch melden.