Die Briloner Musiker von Stahlheim haben die Skandalband Rammstein als Vorbild. Nun haben sie ihre neue Single Naturgewalt veröffentlicht:

Brilon/Marsberg. Neue deutsche Härte - dafür schlagen die Herzen von Georg Rave-Loos und seiner Band Stahlheim aus Brilon. Ende Juni brachten sie ihre zweite Single „Naturgewalt“ heraus. Mit ihren Texten wollen sie provozieren und Gesellschaftskritik ausüben. Das gefällt nicht jedem: Besonders seit den Rammstein-Vorwürfen rund um sexuelle Übergriffe und Till Lindemann steht dieses Musikgenre harsch in der Kritik. Georg Rave-Loos berichtet von Stahlheim‘s neuem Song und seiner Meinung zum Rammstein-Skandal.

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Georg Rave-Loos und seine Band Stahlheim verschreiben sich der neuen deutschen Härte. Ende Juni haben sie ihre zweite Single rausgebracht.
Georg Rave-Loos und seine Band Stahlheim verschreiben sich der neuen deutschen Härte. Ende Juni haben sie ihre zweite Single rausgebracht. © Georg Rave-Loos | Georg Rave-Loos

Die Band Stahlheim besteht bereits seit 2018: Georg Rave-Loos als Frontmann und Jannick Forstmann als Drummer bilden den Kern der Band. Die restlichen Mitglieder sind Gastmusiker, die nur auf Zeit dabei sind. „Als neue deutsche Härte Band sind wir mit vielen anderen Musikern aus der Szene vernetzt. So haben wir einen bekannten Produzenten kennengelernt, mit dem wir seither zusammenarbeiten“, erklärt der Band-Leader.

In ihrem Tonstudio am Diemelsee probt Stahlheim mehrfach wöchentlich - dort werden Songs geschrieben und aufgenommen. „Wir stehen im ständigen Austausch mit dem Produzenten. Das kann man sich ein bisschen vorstellen wie ein Tauziehen: Wir schicken ihm unsere eigenen Vorschläge zu und er sendet seine Anmerkungen an uns zurück. So arbeiten wir uns Stück für Stück nach vorne, bis das Ergebnis perfekt ist und alle zufrieden sind!“

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Bewusst anecken, um etwas zu erreichen

Geprägt ist die Band durch den Musikstil ihres großen Vorbildes Rammstein. Ihre Texte seien der Expressionismus des 21. Jahrhunderts, so Georg Rave-Loos. „Die neue deutsche Härte mit ihren Sounds und Texten dient uns zur Untermalung von gesellschaftskritischen Themen. Das wären zum Beispiel menschliche Abgründe aller Art, darunter Straftaten, Perversionen und Grenzüberschreitungen.“ Dass dieses Extrem für viele Leute abschreckend wirkt, ist ihnen klar. Der Frontmann und seine Band wollen bewusst anecken, um auf diese Themen aufmerksam zu machen. „Wir nehmen kein Blatt vor den Mund - das ist der einzige Weg, um einen Nerv zu treffen und etwas zu erreichen.“

So erschien 2020 Stahlheims erste Single „Bizarr“. „Das Feedback ist immer gemischt - da ist alles dabei. Viele Leute im Sauerland reagieren mit Entsetzen, aber wir bekommen auch viel positives Feedback aus der Branche“, erklärt der Band-Leader. Neben dem expressiven Inhalt lebt der Song von harten Gitarren-Riffs. An der zweiten Single „Naturgewalt“ habe Stahlheim rund zwei Jahre gearbeitet, bis sie am 29. Juni veröffentlicht wurde. Georg Rave-Loos ist es wichtig zu erwähnen, dass sie ihre Songs nicht erklären. „Unsere Lieder sind freie Kunst und sollen frei interpretiert werden. Mit Erklärung wären sie nicht mehr frei und wir würde möglicherweise kein ehrliches Feedback mehr erhalten.“

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Provokation als zweischneidiges Schwert

Anfang Juni sind erste Vorwürfe laut geworden, die junge Frauen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erheben. Sie berichten von Machtmissbrauch und sexuellen Übergriffen auf berüchtigten After-Show-Partys. Laut Georg Rave-Loos sollte man den Musiker und die Opfer nicht vorverurteilen. „Heutzutage kann jeder News verbreiten - das halte ich für gefährlich“, sagt er.

Der Frontmann von Stahlheim hat einen ganz eigenen Erklärungsversuch, warum Rammstein derzeit so stark in der Kritik steht: „Rammstein spielt in der Öffentlichkeit natürlich mit Provokation - das ist ein zweischneidiges Schwert. Ich denke deshalb werden viel schneller Gerüchte laut als bei anderen Bands, um die Künstler von der Bühne zu holen und ihnen zu schaden.“

Trotz der Vorwürfe bleibt Georg Rave-Loos solidarisch und möchte von den Anschuldigungen vorerst nichts hören. Er besucht weiterhin Rammstein-Shows und zeigt seine Solidarität auf Social Media. „Mir ist bewusst, dass das negativ auf unsere Band zurückfallen könnte, aber das nehmen wir in Kauf.“ Solange seiner Meinung nach keine festen Beweise vorliegen würden, glaube er weiterhin an die Unschuld seines Idols.