Beim Bürgerdialog „Versorgungssicherheit“ der CDU in Olsberg diskutieren Experten und Interessierte über die Zukunft der Energieversorgung im HSK.

Olsberg. „Wie sieht die Energieversorgung vor allem auch in der hiesigen Region in Zukunft aus? Eine Antwort auf diese Frage versprachen sich zahlreiche Interessenten vom Bürgerdialog „Versorgungssicherheit“ im Zentrum Holz in Olsberg auf der Steinhelle, zu dem der CDU-Stadtverband im Anschluss an einen Parteitag eingeladen hatte.

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„Die Versorgungslage im Winter 2022 war in Deutschland aus heutiger Sicht problematisch“, so die beiden Referenten Frank Eikel von Westenergie -Leiter der Region Südwestfalen-Sieg- und Siegfried Müller, Geschäftsführer der HochsauerlandEnergie GmbH und der Stadtwerke Lippstadt.

Wie geht es jetzt weiter?

Das führten die beiden Experten den Zuhörern mit Hilfe eines Größenvergleichs sehr praktisch vor Augen: „Durch die ehemalige russische Gaspipeline Nord Stream 1 wurde vor Beginn des Ukraine-Krieges jährlich mehr Energie nach Deutschland geliefert, als alle Energieerzeuger in Deutschland zusammen in einem Jahr erzeugen können. Das bedeutet, dass fehlendes Gas z. B. nicht einfach so durch Strom ersetzt werden kann, um Heizwärme zu erzeugen“. Schließlich sei in der kalten Jahreszeit der Gasverbrauch im Gegensatz zum Stromverbrauch sieben Mal höher.

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Wie geht die Entwicklung jetzt weiter? Jede Kommune mit mehr als 10.000 Einwohnern muss eine Wärmeplanung erstellen und jede Kommune muss sich bis 2028 Gedanken machen, welchem Konzept letztendlich – ohne Gas – den Vorzug gibt. Fernwärme dürfte sich in der hiesigen ländlichen Region wegen der fehlenden Infrastruktur sicherlich nicht eignen wie in den größeren Städten. Wenn man den Experten Glauben schenken darf, könnten sich im Hochsauerlandkreis eher Wärmepumpen, gegebenenfalls in Verbindung mit Solarthermie, oder lokale Nahwärmenetze anbieten.

Das gesamte Stromnetz muss ertüchtigt werden

Um eine Umwandlung von fossilen Energien hin zu klimafreundlicheren Technologien zu erreichen, muss jedoch das gesamte Stromnetz ertüchtigt werden, da sich die heutigen Verbräuche durch Wärmepumpen und Elektroautos ca. verdreifachen werden.

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Da die Netze für den zukünftigen Bedarf nicht ausreichen, nutzen die Versorger Westnetz und HochsauerlandEnergie schon jetzt jede Gelegenheit, um das Netz bei ohnehin anstehenden Straßenumbaumaßnahmen weiter zu ertüchtigen und auszubauen. Die Frage, ob das bereits jetzt auf der Großbaustelle „Hüttenstraße“ in Olsberg berücksichtigt (in Form von Leerrohren) berücksichtigt würde, blieb jedoch offen.

Hohe Kosten

Sehr deutlich wurde, dass die praktische Umsetzung besonders im Hochsauerland mit hohen Kosten verbunden ist und viel Manpower erfordert. Außerdem müssen auch Aspekte wie der Fachkräftemangel, hohe Baukosten und höhere Zinsen berücksichtigt werden. Insbesondere hier schauen die Unternehmen mit Sorge auf die derzeitige Entwicklung.

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Das Problem sind die bislang nicht energetisch ertüchtigten Bestandsbauten, bei denen sich der Einsatz von Wärmepumpen vielfach nicht als effizient erweist. Diese sind oftmals schlecht gedämmt, haben undichte Fenster und auch die Heizkörper sind nicht für Wärmepumpen geeignet. Es ist also nicht mit der Installation einer Wärmepumpe getan, sondern auf die Eigentümer kommen hohe fünfstellige Investitionskosten zu.

Wasserstoff ist aktuell unwirtschaftlich

Auf Anfrage bestätigte Siegfried Müller noch einmal, dass die neueren Gasnetze im Hochsauerlandkreis grundsätzlich auch für die Durchleitung von Wasserstoff geeignet seien, sah allerdings dessen Nutzung zurzeit noch unwirtschaftlich. In Arnsberg läuft aber beispielsweise zurzeit bereits ein stark subventioniertes Modellprojekt. Eines der größten Probleme sahen die Referenten bei den langen Genehmigungs-verfahren. Ein Windpark hat zurzeit eine Planungs- und Bauzeit von bis zu 12 Jahren. Das Genehmigungsrecht müsse beschleunigt und vereinfacht werden. Beide Referenten waren sich zudem einig, dass Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit unbedingten Vorrang haben. Mit Subventionen nach dem Gießkannenprinzip sollte man zurückhaltend umgehen. Darüber hinaus müssen neue Technologien geschaffen werden. Olsbergs Ehrenbürgermeister Elmar Reuter führte aus, dass man in Deutschland einen Masterplan Energie benötige, um sich gemeinsam den Herausforderungen des Klimawandels zu stellen. Elmar Reuter: „Nur dauert das alles viel zu lange“. In ihrem Schlusswort unterstrich die Stadtverbandsvorsitzende Hiltrud Schmidt, dass sich der derzeitige Zeitplan der Bundesregierung wohl kaum realisieren lasse. Vor allem auch, dass man die Bürger einfach nicht mitnehme.