Brilon. Die Deutsche Glasfaser baut in Brilon aus. Doch manche Bürger dürfen nicht dabei sein. Die Stadt ist sauer, das Unternehmen rechtfertigt sich.
Eigentlich war es eine gute Nachricht, die die Deutsche Glasfaser (DG) am vergangenen Dienstag für Brilon verkünden konnte: „Deutsche Glasfaser, der führende Glasfaserversorger für den ländlichen Raum in Deutschland, baut das Glasfasernetz aus. 33 Prozent der Bürgerinnen und Bürger haben sich für einen Glasfaseranschluss entschieden und während der Nachfragebündelung Verträge mit Deutsche Glasfaser abgeschlossen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Doch die Erfolgsmeldung wird durch eine Einschränkung getrübt: „Die Hermann-Löns-Straße im südlichen Bereich von Alme sowie der Christine-Koch-Weg, Papestraße, Freiladestraße, An der Hunderbecke sowie der Sintfeldweg in der Kernstadt, müssen nach Berechnungen leider vom Ausbau ausgeschlossen werden, damit die erforderliche Quote für den Glasfaserausbau erreicht ist und der Ausbau realisiert werden kann“, heißt es weiter.
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Vollmundiges Versprechen der Deutschen Glasfaser
Die betroffenen Anwohner, insgesamt haben sich vierzehn von hundert Haushalten in diesem Gebiet für einen Anschluss der DG entschieden, müssen sich verwundert die Augen gerieben haben, denn ursprünglich hieß es doch einmal: „Dabei müssen sich mindestens 33 Prozent der Anwohnerinnen und Anwohner eines Ausbaugebietes bis zu einem Stichtag für einen Vertrag mit dem Netzanbieter entscheiden. Wird diese Quote erreicht, baut Deutsche Glasfaser das Glasfasernetz aus – ohne Ausbaukosten für Kunden und Kommune“, so das vollmundige Versprechen der DG zum Vermarktungsstart in Brilon. Ungefähr 11.000 Haushalte hatten sich bis zum 17. Juni zum Vertragsschluss entschlossen.
Deutschen Glasfaser: Ausbau privatwirtschaftlich, also auf eigenes Risiko
Nun kam es anders: Etwa hundert Anwohner müssen auf einen potenziellen Anschluss der DG verzichten. Dennis Slobodian, Pressesprecher der DG, begründet das vor allem mit der Wirtschaftlichkeit: „Der Ausbau der Deutschen Glasfaser in Brilon erfolgt privatwirtschaftlich, also auf eigenes Risiko. Wir investieren in Brilon insgesamt 20 Millionen Euro“. Der Stadt habe die DG deshalb gesagt: „Entweder wir nehmen die Gebiete aus der Planung raus, oder wir bauen gar nicht mehr aus“, berichtet Slobodian. Besonders eine Querung der Bahntrasse sei das Problem: „Wissen sie, wie teuer es ist und wie lange es dauert, bei der Bahn eine Genehmigung zu bekommen? Das wäre für vierzehn Haushalte aktuell einfach nicht wirtschaftlich darstellbar gewesen“, so der DG-Pressesprecher.
Stadt reagiert verärgert auf die Situation
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Die Stadt ist verärgert: „Wir sind natürlich auch davon ausgegangen, dass die Deutsche Glasfaser sich an ihre Aussagen hält“, sagt Oliver Dülme, Breitbandbeauftragter der Stadt Brilon. „Wir sind als Stadt natürlich überhaupt nicht erfreut über diese Situation, haben aber auch keine Handhabe, die Deutsche Glasfaser als privatwirtschaftliches Unternehmen zu irgendwas zu zwingen. Das ist ganz klar die Entscheidung der DG“, so Dülme. Die Stadt habe zwar noch versucht, die DG zum Umdenken zu bewegen, letztlich aber erfolglos gewesen; „Wir haben darum gebeten, den Anwohnern in den Gebieten noch etwas mehr Zeit zu geben, um darüber nachzudenken, ob sie sich nicht doch noch für einen Anschluss entscheiden zu wollen“, so Dülme. Der Appell habe jedoch nicht gefruchtet.
Möglicherweise gibt es noch einen Ausweg
Möglicherweise, das deuten sowohl Slobodian als auch Oliver Dülme an, gäbe es in Zukunft noch Möglichkeiten, die Straßen an das schnelle Internet anzuschließen: „Wir werden prüfen, ob und wie wir die Gebiete in Förderungskulissen miteinbeziehen können, um einen Ausbau zu ermöglichen. Selbstverständlich kann sich auch die Deutsche Glasfaser auf diese Töpfe bewerben, so Dülme“ und Slobodian bestätigt: „Natürlich befinden wir uns aktuell schon in Gesprächen mit der Stadt Brilon und dem Hochsauerlandkreis, um eine Lösung zu finden“.Lieber wäre dem Breitbandbeauftragten Oliver Dülme jedoch der gleichzeitige Ausbau mit den anderen Stadtvierteln: „Wenn wir über mögliche Fördermaßnahmen sprechen, dann ist das noch absolute Zukunftsmusik, also nichts, was jetzt sofort realisiert werden kann“, so Dülme. Die betroffenen Anwohner werden also Geduld mitbringen müssen.