Marsberg. In Marsberg zahlt man beim Schützenfest Eintritt, danach gibt es Bier, soviel man man will. Was ausgefallen klingt, hat einen Hintergrund.

Am zweiten Juliwochenende 2023 ist es endlich so weit: Der Schützenverein St. Magnus Niedermarsberg lädt wieder zum Schützenfest ein – eine Tradition, die 180 Jahre alt wird. Mit seiner Freibier-Regelung und der feierlichen Bierprobe hat das Schützenfest in Marsberg zwei einzigartige Traditionen. Vereinsmitglied Wilhelm Bender, seine Freunde nennen ihn Willi, erzählt, was es mit diesen Bräuchen auf sich hat. Denn: „Die Freibiertradition ist so alt wie der Verein.“

Marsberger Traditionen sind so alt wie der Verein

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Willi zeigt auf das Foto auf dem Tisch. Es zeigt ein vergilbtes Dokument, die verschnörkelten Buchstaben sind kaum zu entziffern. Nur der letzte Abschnitt ist deutlich zu erkennen: „Marsberg, den 8. July, 1843“, und darunter die geschwungene Handschrift des Bürgermeisters neben dem Marsberger Siegel. „Mit diesem Schreiben hat der Bürgermeister Schumacher damals die Statuten des neu gegründeten Schützenvereins genehmigt“, erklärt der 87-Jährige. Auch die Rahmenbedingungen wurden damals genau festgelegt. Das Fest dürfe nicht länger als zwei Tage dauern und müsse an jedem Tag um 9 Uhr abends beendet sein, steht dort. Während diese beiden Vorschriften aus der frühen Gründungszeit des Vereins beim heutigen Schützenfest keine Rolle mehr spielen, tun das andere sehr wohl.

Vereinsmitglied Wilhelm Bender weiß mehr über den Schützenverein St. Magnus in Niedermarsberg als sonst jemand.
Vereinsmitglied Wilhelm Bender weiß mehr über den Schützenverein St. Magnus in Niedermarsberg als sonst jemand. © Rebekka Siebers
Original-Urkunde von 1843: Damit bewilligte Marsbergs Bürgermeister Schumacher die Statuten des frisch gegründeten Schützenvereins Niedermarsberg.
Original-Urkunde von 1843: Damit bewilligte Marsbergs Bürgermeister Schumacher die Statuten des frisch gegründeten Schützenvereins Niedermarsberg. © Schützenverein St. Magnus Niedermarsberg

So hat auch die Freibier-Tradition beim Marsberger Fest dort ihren Anfang: „Alle sollten dort zusammenkommen, alle Berufsgruppen, Bergleute und Akademiker. Sie sollten unbeschwert feiern können, ohne ständig den Geldbeutel zücken zu müssen.“ Deshalb habe man einen Eintrittspreis festgelegt, mit dem die Teilnehmer ihren Beitrag zum Fest leisteten. „Der Preis belief sich ganz am Anfang auf 1 Taler und 15 Silbergroschen, es gab im ersten Jahr 126 Mitglieder.“ Geliefert wurde das Bier in den ersten Jahren von Marsberger Brauereien. Das Bier der Westheimer Brauerei, das heute üblicherweise auf dem Schützenfest getrunken wird, gab es dort erstmals 1882. Die Freibiertradition kennzeichnete das Schützenfest von Beginn an als Veranstaltung für Erwachsene, an der keine Kinder teilnehmen durften. Diese Regelung findet sich bis heute in der Satzung. „Deswegen hält man hier auch vergebens Ausschau nach Karussells, Schieß- und Süßigkeitenbuden.“ Auch heute werde bei der Festgestaltung ein Augenmerk auf den Jugendschutz gelegt, durch eine Einzäunung des Festbereichs, persönlichen Kartenverkauf und Kontrollen am Eingang sowie stichprobenartig auf dem Fest.

Damit das Bier nicht schlecht wird

Eine weitere einzigartige Schützenfesttradition, die ihren Ursprung ebenfalls in den Anfangsjahren hat, ist die Bierprobe. Das Bier für die Schützenfeste sei früher in offenen Fässern geliefert worden, so Willi. In einem Jahr habe es dann ein Missgeschick gegeben: Das Bier in den Fässern war schlecht geworden. „Seitdem ist es Brauch, das Bier zwei Wochen vor dem Fest zu testen. Dazu kommen Vorstand, Schützen und auch der Musikverein zusammen, um sicherzustellen, dass so etwas nicht wieder passiert.“ Auch der Ort, an dem der Schützenverein und die Gäste jedes Jahr ausgelassen feiern, ist noch derselbe wie früher. „Anfangs gab es hier nur ein paar Eichen, unter denen gefeiert wurde. Dann wurden Bohlenplanken auf Pfählen aufgestellt, die als Tische und Bänke gedient haben.“ Eine der alten Eichen steht noch heute und schmückt den großen Platz vor der Schützenhalle.

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In der Chronik des Niedermarsberger Schützenvereins, die zum 150. Jubiläum gedruckt wurde, sind viele Details über die Anfänge der Festtradition festgehalten. Auch die Königspaare, die die Stadt über die Jahrhunderte hinweg regiert haben, wurden dort verewigt. „Der allererste König musste noch gewählt werden“, erklärt Willi. „Weil das erste Vogelschießen ja erst noch stattfinden musste.“ Die Wahl fiel auf den Sanitätsrat Dr. Wilhelm Ruer, Leiter der damaligen psychiatrischen Einrichtung in Marsberg. Seitdem wurde, wie es auch heute noch üblich ist, der Schützenkönig beim Vogelschießen ermittelt. Von den Chroniken gibt es noch einige überschüssige Exemplare. „Die Bücher werden im Kartenhäuschen beim Schützenfest ausliegen. Wer sich dafür interessiert, kann sich eins gratis mitnehmen.“

Am 8. Juli ist es so weit

Für das diesjährige Schützenfest vom 8. -10. Juli sind die Vorbereitungen schon im vollen Gange. Marsberger erhalten eine Woche vor dem Fest den Magnus Kurier, in dem alle wichtigen Infos enthalten sind. Auch die aktuellen Eintrittspreise für Verein und Gäste werden dort aufgeführt. „Es gibt unterschiedliche Preise für einzelne Festabschnitte, auch für Vereinsmitglieder, Frauen und Kinder gibt es gesonderte Preiskategorien.“ Die teuerste Karte für Vereinsmitglieder, die für das gesamte Schützenfest mit allen Festabschnitten gilt, liegt in diesem Jahr bei 110 Euro. Willi, der schon lange Mitglied im Schützenverein ist, blickt dem Ereignis mit großer Vorfreude entgegen: „Das Gefühl wenn die letzten Tage bis zum Fest gezählt werden, ist unbeschreiblich.“