Brilon/Hallenberg. Gummibären gegen den Hangover: Die Idee zu PartyDoc stammt von zwei Sauerländern. Sie sagen, warum die Bären besser wirken als Elotrans.
Chris Linnemann (37) und Nik Westermann (34) lernen sich kennen, weil ihre Frauen beste Freundinnen sind. Sie verstehen sich sofort. Gleiche Wellenlänge. Beide sind zielstrebig, ehrgeizig. Sie trinken das ein oder andere Bier zusammen. „Und weil mit zunehmendem Alter auch der Kater länger wird, haben wir irgendwann diese Idee gehabt, aus der Not eine Tugend zu machen“, sagt der Briloner Chris Linnemann und grinst. Die Idee zu PartyDoc wird geboren. Gummibärchen, die gegen den Hangover helfen sollen. Es folgen Forschungen, Laborgespräche, Start-Up-Bürokratie und Social-Media-Strategien, nun verkaufen die beiden Sauerländer ihr Produkt schon im Netz – und das erfolgreich.
Freunde, die gern gemeinsam ein Bier trinken
Chris Linnemann und Nik Westermann sind Freunde, die gern gemeinsam ein Bier trinken. Nur der Kater, der stört. Bekannte, aber höchst umstrittene Mittel wie Elotrans wollen sie nicht einnehmen. Elotrans ist eigentlich ein Nährstoffpulver, das vor allem älteren Menschen bei Darmerkrankungen empfohlen wird. Ein Netztrend hat es zum beliebten Anti-Katermittel werden lassen. „Wir haben zusammengesessen und uns gefragt, warum es noch kein ideales Mittel in Kombination mit einer simplen Einnahme gibt. Also kamen wir auf Gummibärchen. Die sind beliebt, jeder verbindet sie mit etwas Positivem.“ Im nüchternen Zustand wird den beiden klar: Die Idee ist richtig gut. Wilde Zettel- und Stiftschlachten später ist klar, Chris Linnemann und Nick Westermann wollen ihre Idee verwirklichen.
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Es sollen Wirkstoffe sein, die kein anderes Produkt hat
Zuerst – noch vor der Gründung von PartyDoc – suchen sie, was es eigentlich an Katermitteln gibt, abgesehen von Elotrans. „Die Konkurrenz ist groß. Pulver, Shots. Wir wollten auf den Markt mit einem Produkt, das zu Social Media passt, weil das unsere erste und wichtigste Marketingmöglichkeit sein würde“, erklärt Chris Linnemann. Gleichzeitig soll die Einnahme so einfach wie möglich sein. „Uns war es wichtig, dass die Kunden nicht vor, währenddessen und nach dem Trinken an eine Einnahme denken müssen, das wäre zu kompliziert.“ Und auch von den Inhaltsstoffen haben die beiden klare Vorstellungen. Es sollen Wirkstoffe sein, die kein anderes Produkt hat. Sie nehmen Kontakt zu Apothekern, einem Pharmakonzern und einem Labor auf. Das liefert ein erstes Produkt, mit dem die beiden Gründer noch nicht zufrieden sind. „Da konnte man mehr rauskitzeln.“ Sie wälzen Studien, führen Onlinemeetings, lesen sich in medizinische Berichte ein. Heraus kommt ein Produkt, das zu 100 Prozent vegan ist, fast nur auf natürlichen Stoffen beruht und das Inhaltsstoffe hat, die kein anderes Produkt auf dem Markt vorweisen kann.
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Ein Vitaminkomplex etwa stärkt das Immunsystem und den Aufbau der Zellen
Ein Vitaminkomplex etwa stärkt das Immunsystem und den Aufbau der Zellen. Molybdän und Zink fördern den Alkoholabbau. Kurkuma Extrakt beruhigt den Magen, Roter Ginseng optimiert den Stoffwechsel, Selen reduziert den oxidativen Stress durch Alkohol. L-Cystein hilft dem Körper bei der Entgiftung. „Alkohol entzieht dem Körper Enzyme, Salz und Zucker. Unsere Gummibärchen füllen den Haushalt wieder auf und sollen auch präventiv die Leber vor Schäden schützen. Es restauriert sozusagen den Körper, regt die Leberfunktion an und schützt vor Langzeitfolgen“, sagt Chris Linnemann. Sie empfehlen eine Einnahme nach dem Trinken, drei Gummibärchen, dazu ein Glas Wasser. Eine Packung der Gummibärchen kostet 34,99 Euro. Kauft man direkt drei Packungen, macht das 2,60 Euro pro Anwendung. Wichtig: Die Gummibärchen sind kein medizinisches Produkt und dürfen offiziell nicht „Anti-Kater-Mittel“ genannt werden. Nik Westermann: „Daher sind wir, nachdem wir mir mit dem Namen KaterDoc gestartet sind, seit Jahreswechsel unter dem Namen PartyDoc unterwegs.“
In den Lagerräumen stapeln sich nun die Gummibärchenpackungen
Das Produkt, ihre Idee, fertig in den Händen zu halten, das fühlt sich besonders an, sagen sie. „Das war unsere Vision“, sagt Linnemann. Nik Westermann übernimmt ab hier den Papierkram und die Logistik. Er meldet ein Gewerbe an, regelt die Bürokratie. In den Lagerräumen stapeln sich nun die Gummibärchenpackungen. Chris Linnemann erstellt den Online-Shop, das Instagram- und TikTok-Profil. Beide arbeiten neben ihrer eigentlichen Arbeit an ihrem Start-Up. Westermann ist Product Owner, Linnemann ist in einer Digitalagentur tätig. Sie ergänzen sich.
Mittlerweile verkaufen sie so viel, dass sie sich Gewinn auszahlen könnten
Ihre Zielgruppe: Junge Menschen. Die erreichen sie via TikTok. Dort haben sie bisher 24.100 Follower. Im Netz werben sie für ihr Produkt, mit Erfolg. Mittlerweile verkaufen sie so viel, dass sie sich Gewinn auszahlen könnten. „Das tun wir aber noch nicht, denn wir reinvestieren alles in die Gummibärchen“, erklärt Westermann. Tatsächlich läuft es gut für die beiden, die meisten Verkäufe gehen nach Österreich oder in die Schweiz. Mit HomeToGo, einem Ferienhausanbieter, haben sie schon eine Kooperation geschlossen, die Gummibärchen liegen in einem Willkommenspaket aus. Päckchen packt Nick Westermann in seinem Büro oder abends vor dem Fernseher. „Wir wollen, dass die Gummibärchen auch so ankommen, wie wir uns das vorstellen und verzichten auf externe Fullfilment-Dienstleister.“ Doch nicht alles läuft perfekt im Netz. Sie kämpfen stets gegen den Elotrans-Trend. „Wir erklären in den Kommentaren, dass wir bessere Wirkstoffe haben und laden die Leute zum Probieren ein. Aber das ist eben unsere Hürde.“
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Lokales Marketing in Willingen oder Winterberg geplant
Für die Zukunft planen sie mehr lokales Marketing. Flyer und Proben in den Tourismusorten rund um Brilon. Kooperationen mit Schützenvereinen. Besuche in den Pubs und Gastronomien vor Ort. Sogar selbst mal vor der Kamera stehen und in die Linse reden. Ihren Hauptjob ersetzen wird PartyDoc aber nicht, das sagen sie beide. „Das war auch nie das Ziel.“
„Ich hab erst Bedenken gehabt, das Geschäft mit einer Freundschaft zu verbinden“, sagt Nick Westermann. Chris Linnemann grinst, als er das sagt. „Aber“, fährt Nik Westermann fort, „wir haben gemeinsam eine gute Einstellung und alles, was ich neben der Arbeit für unser Start-Up investiere, die Zeit die wir gemeinsam daran arbeiten, das macht einfach Spaß.“