Licht und Schatten im 17. Jahrhundert: Die Zeit war auch in Brilon geprägt von Katastrophen, Krieg, Pandemien und sozialen Zerwürfnissen.
Brilon. Die Spannungen zwischen den Religionen entluden sich. Doch bei der Suche durch das umfangreiche Archiv im Museum Haus Hövener in Brilon finden sich auch immer wieder Hoffnungsgeschichten.
Die Reformation war in Brilon erfolgreich. Aber es kam auch immer wieder zu skurrilen Szenen, denn eine Zeitlang war die Propsteikirche tatsächlich katholisch und evangelisch gleichzeitig. Ende der 1580er Jahre war der Turm städtisch und das Kirchenschiff gehörte dem Kölner Erzbischof.
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Da kam es vor, dass die Priester sich über die Köpfe der versammelten Gläubigen hinweg stritten und herumzeterten. Die Spannungen zwischen den protestantischen und katholischen Machtbereichen Europas, bei denen es letztendlich um die Vorherrschaft ging, entluden sich in einer Urkatastrophe, dem 30-jährigen Krieg (1618-1648).
Dörfer durch umherziehende Söldner geplündert und zerstört
Fast alle Dörfer wurden damals mehrfach durch umherziehende Söldner geplündert und zerstört, nur Brilon blieb durch seine gute Stadtmauer verschont. Als Folge von Hungernöten und strengen Wintern gab es in der Bevölkerung eine Verarmung und Verrohung der sozialen Verhältnisse, bis hin zu Hexenprozessen.
Nach dem Krieg setzte die Gegenreformation ein, durch katholische Priester, Kirchenfürsten und Männer mit Macht, die dem Katholizismus zugehörig waren. In Brilon bewahrten die katholischen Minoriten die „Dietenberger Bibel“ (aus dem frühen 18. Jahrhundert auf), eine Gegenbibel zu Luther’s protestantischer Bibel-Übersetzung.
Historische Bildstöcke
An den Katholizismus dieser Zeit erinnern noch heute die historischen Bildstöcke in vielen Straßen. Sie entstanden im Zuge der Gegenreform und dem Wunsch, den Glauben wieder zu festigen. Gestiftet von Familien, Privatleuten, der Kirche. Auch der Bildstock in der Rochusstraße entstand im 17. Jahrhundert, nachdem um 1630 die Pest nach Brilon kam und ist ein Dank an die Pestheilige. „Das sind Kulturgüter, die bis heute die Stadt prägen“, so Museumsleiter Carsten Schlömer.
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Das wichtigste Zeichen für die Gegenreformation war, dass durch die Minoriten 1655 ein Kloster und die Lateinschule (heutiges Petrinum) entstanden. 1652 richteten die Padres eine Anfrage zum Bau des Klosters an den Magistrat und boten an, als Gegenleistung eine Lateinschule zu eröffnen. „Diese Lateinschule war exzellent“, bestätigte Schlömer.
Sie hatte drei Ziele: den Glauben zu stärken, die ketzerische Lehre in die Hölle zu schicken und die Jugend zu lehren. Diese Lateinschule war das erste Gymnasium.
Schulleben war auch unheimlich streng
Bei den Padres gab es einen Gedichtband „Antonia Ambrosiani“ (1724), die Keimzelle der Hochkultur. Die Gedichte nutzten die Padres um die Schüler Rhetorik zu lehren. Diese Erbauungsliteratur gehörte zu den Kulturgütern der Gegenreformation und zeigt, dass Brilon nicht nur ein Bauerndorf war, sondern eine Stadt mit Kultur. Die Schüler führten jedes Jahr ein Theaterstück vor ihren Eltern und reichen Brilonern auf. Es waren superlustige Stücke. Die Schüler nahmen bekannte Klassiker wie das Epos „Odyssee“ und ließen König Odysseus nach dem trojanischen Krieg nicht in Griechenland ankommen, sondern in Brilon. Da gab es bestimmt viel zu lachen.
Aber das Schulleben war auch unheimlich streng. Die Schüler wurden geprügelt und sehr hart bestraft. Wer Mist baute musste nachsitzen, aber nicht im Klassenraum, sondern wurde acht Stunden bei tiefster Dunkelheit in die Krypta im Keller der Nikoleikirche eingesperrt.