Radlinghausen. Die Westfalenwind-Windräder sind schon etwas in die Jahre gekommen und mussten für neue Anlagen weichen. Hier gibt es Video und Text.
Dreimal musste der Termin verschoben werden, aber am vergangenen Mittwoch war es dann endlich so weit: Das Wetter war perfekt, um eine alte Windkraftanlage der Firma Westfalenwind bei Brilon-Radlinghausen zu sprengen.
Neue Windräder sind viel leistungsfähiger
Zumindest den Rest, der davon übrig war. Denn Rotoren und das Gehäuse des Stromgenerators waren bereits abgebaut. Lediglich der gewaltige Turm aus widerstandsfähigem Stahlbeton wurde dem Erdboden gleich gemacht. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Mindestens zwei Wochen wird es dauern, bis der Schutt abtransportiert wurde und auch das Fundament muss noch entfernt werden. Danach ist der Weg für zwei neue Windkraftanlagen an diesem Standort jedoch frei. Repowering wird das genannt.
Insgesamt betreiben die Paderborner Windkraftpioniere in Radlinghausen dann vier Windkrafträder. Aber wäre es nicht einfacher, die neue Technik in den alten Turm einzubauen, anstatt direkt alles abzureißen? Das wäre nicht sinnvoll, erklärt Westfalenwind Projektleiter Marius Bange. Bange: „Die Windkrafttechnologie hat sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Die Türme sind viel schmaler und die Generatoren deutlich leistungsfähiger“. Heute, sagt Bange, könnte ein modernes Windrad zwei alte Windkraftanlagen ersetzen: „Die vier Anlagen vom Typ E-138 können bis zu 16.000 Haushalte mit Strom versorgen“.
Sicherheit wird groß geschrieben
Bevor die eigentliche Sprengung startet, muss jedoch einiges beachtet werden. Insbesondere das Thema Sicherheit steht dabei ganz oben auf der Liste. Zur Vorbereitung gehört daher auch, den Sprengbereich mit hohen Schutzwällen aus Erde zu schützen, damit nicht doch noch ein Stück Beton durch die Gegend geschleudert wird: „Sicherheit wird bei uns großgeschrieben“, sagt Sprengmeister Eduard Reisch. Das sehe auch bei seinen Kollegen nicht anders aus: „99 Prozent der Sprengungen verlaufen ohne Zwischenfälle“, so Reisch. Schäden, wie beispielsweise bei der Sprengung der Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid, bei der es einige Beschädigungen an anliegenden Häusern gab, seien einkalkuliert.
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Dabei ist das Unternehmen jedoch nicht nur für die Sprengung verantwortlich, sondern auch für den Abtransport des Schuttes. Dem Rückbau der Anlage geht teilweise monatelange Vorbereitungszeit voraus. Die Umgebung muss untersucht, die Türme mit Sprenglöchern versehen werden.
Nach zehn Sekunden ist alles vorbei
Am Tag der Sprengung geht dann alles ganz schnell. Ein schriller langer Ton, fast wie von einem Zug ertönt. Das ist das Zeichen, in Deckung zu gehen. Darauf folgen zwei kurze Töne, die die anstehende Explosion ankündigen. Aus der Ferne ist zu hören, wie der Sprengmeister den Countdown startet 3,2,1, schreit er. Dann sehen die Zuschauer, wie Staub am unteren Ende des Turmes aufgewirbelt wird. Erst dann hören sie einen lauten Knall. Eine zweite Explosion, höher am Turm und genau 2000 Millisekunden später, lässt die Turmspitze in die andere Richtung fallen und ermöglicht so einen recht kompakten Aufprallbereich: „Das ist die von uns patentierte Sprengfaltung“, erklärt der Sprengmeister. Dann wieder ein langer Ton. Das bedeutet Entwarnung.
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„Wunderbar“ und „Perfekt“ hört man aus den Reihen der wenigen anwesenden Zuschauer. Manche davon sind ganz zufällig mit dem Fahrrad vorbeigekommen. Wenige Sekunden dauert das Spektakel, dann ist der Turm bezwungen. Etwas Staub liegt noch in der Luft und die Reste des Windrades in Trümmern auf dem Boden. Schwere Metallseile klaffen aus dem zersplitterten Beton hervor, wie aus einer offenen Wunde. Es sieht aus wie nach einem schweren Unfall, aber der Sprengmeister ist zufrieden: „Das ist super gelaufen, alles nach Plan“, so Reisch.