Ausverkaufte Schützenhalle, super Stimmung und ein Dirigent, der seine Musiker perfekt leitet: Das Konzert des Musikzugs Medebach war ein Erfolg.
Medebach. Nach drei Stunden stand fest: Julian Klüppel hat die Feuertaufe bravourös gemeistert. Das Frühlingskonzert des Musikzuges Medebach, unter der Leitung des neuen Dirigenten, kam hervorragend an. Das mehr als 50 Köpfe starke Blasorchester sorgte für ein vielstimmiges Klangerlebnis in der bis auf den letzten Platz belegten Schützenhalle. Das war absoluter Frühlingskonzert-Besucherrekord.
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Die Erwartungshaltung dieser vielen Gäste, unter denen auch mehrere auswärtige Musikvereine waren, war groß. Sie alle wollten live dabei sein, selbst sehen und hören wie sich der Nachfolger des, in Medebach mit Kult-Charakter ausgestatteten, langjährigen Dirigenten Jörg Harbeke als Orchester-Chef bewährt. Auf jeden Fall trat Julian Klüppel mit seiner Programmauswahl erfolgreich in die großen Fußstapfen seines Vorgängers. Mit viel Temperament und reichlicher Gestik führte er seine Musiker mit dem Dirigentenstab souverän durch das abwechslungsreiche Programm und lieferte ein fulminantes Debüt mit ihnen ab. Dass der musikalische Auftritt so erfolgreich gelang, war auch der Qualität und intensiven Vorbereitung der Musiker sowie der langjährigen Arbeit von Jörg Harbeke zu verdanken. Er wurde während des Konzertabends zum Ehrendirigenten des Musikzuges ernannt.
Zu Ehren von Jörg Harbeke
Bei der bewegenden und humorvollen Laudatio vom 1. Vorsitzenden Andreas Schreiber zu Ehren von Jörg Harbeke kamen die Vielfältigkeit und die Verdienste des langjährigen Dirigenten klar zum Ausdruck. Er lobte: „Jörg Harbeke gehört zu den prägendsten Menschen unseres Vereins. Seine musikalischen Fußabdrücke sind stadt- und kreisübergreifend wiederzufinden. Auf ihn passt das Zitat von John Miles: ‘Music was my first love and it will be my last.’“ Anschließend hatte sich das Orchester eine tolle Überraschung für ihren nach 24 Jahren aus dem Amt geschiedenen musikalischen Leiter ausgedacht. Vor der ersten von drei geforderten Zugaben spielte das Ensemble für seinen „Habi“ genau dieses weltbekannte Abschlussstück „Music“ und es war wohl kaum jemand im Publikum, dem beim Finale der strahlenden Trompeten und Flügelhörner nicht eine Gänsehaut den Rücken oder ein Tränchen die Wange hinunterlief. Jörg Harbeke bleibt seinem Verein auch weiterhin als aktiver Musiker und gelegentlich auch als Dirigent erhalten. Drei Stücke standen auch beim Frühlingskonzert unter seinem bewährten Dirigat.
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Bevor das Publikum jedoch die sorgfältig ausgewählten Programmpunkte genießen konnte, hatte das 22-köpfige Jugendblasorchester unter der Leitung von Szabolcs Smid bewiesen, dass sich der Musikzug um seinen musikalischen Nachwuchs keine Sorgen machen muss. Mit den stimmigen Vorträgen des „Raiders March“ aus dem ersten Indiana-Jones-Film und “Jungle Book“ stellte das Orchester sein musikalisches Niveau und seine Spielfreude unter Beweis.
Anschließend wagte der Musikzug einen gekonnten Brückenschlag zwischen Stücken aus Filmmusik, Klassik, Pop und symphonischer Blasmusik. Klassische Komponisten, wie Josef und Johann Strauß, der zeitgenössische Carlos Marques oder Rossano Galante wechselten sich in dem ansprechenden Programm ab mit Stücken von Queen, Genesis, Elvis Presley, Toto, Jon Bon Jovi oder John Miles.
Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele
Martina Eickhoff führte dabei auf sympathische Weise durch das Konzertprogramm und verknüpfte charmant-witzig die verschiedenen Zeitepochen, erklärte Hintergründe und die sorgfältig zusammengestellten, oft mystischen Bilder, die die Musikstücke untermalten. Ein Höhepunkt des Abends war die Ehrung der Absolventen der E-, D- und C-Lehrgänge sowie die Musiker-Jubilare durch Bürgermeister Thomas Grosche. Es gab auch Ehrungen für besondere Verdienste: Klaus Conzen und Matthias Clement erhielten die Landesehrenmedaille des Volksmusikerbundes NRW und Margit Rohden erhielt den Landesehrenteller des Volksmusikerbundes NRW. Der Bürgermeister fand bei seiner Ansprache mit dem Zitat „Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele“ beim Publikum kollektive Zustimmung.
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Besonders nach der Pause spornte der neue musikalische Leiter Julian Klüppel seine Musiker zur Höchstform an. Auch die schwierigsten Passagen wurden glänzend mit feinem Gespür für Intonation und Rhythmus gemeistert. Sehr eindrucksvoll waren auch die stimmgewaltigen Gesangseinlagen von Ina Schäfer und Jürgen Köster, die mit viel Applaus honoriert wurden.
Ton immer wieder getroffen
Ob bei der Polka „Genieß dein Leben jeden Tag“ und Brandi Carlisle´s Folk-Rock-Song „The Story“ oder beim großen Elvis-Medley, die Vollblutmusiker trafen immer den richtigen Ton und den Geschmack des Publikums. Besucherin Rita Schröder jubelte nach den Liedern des „King“: „Ich wäre am liebsten auf die Tanzfläche gestürmt.“ „Das Konzert ist wieder einmal ein Genuss“, meinte Konzertbesucherin Ingrid Huneck im Anschluss, „man merkt, der neue Dirigent ist wie sein Vorgänger mit Leib und Seele dabei.“
Nachdem der Funke längst übergesprungen war, stieg die Stimmung in der Halle nochmal bei der 80er Kult(tour), wo viele Besucher textsicher mitsangen. Auch hier überzeugte die Spielfreude und Leidenschaftlichkeit des Ensembles, das am Ende des Konzerts mit langanhaltendem Schlussapplaus und stehenden Ovationen gefeiert wurde. So sah man nach dem Konzert nur strahlende Gesichter bei Orchester, Publikum und Dirigenten nach einer gelungenen Premiere.