Winterberg. In Winterberg werden 2021, gemessen an der Einwohnerzahl, die meisten Wohnungen gebaut. Die Stadt sieht darin ein Problem und reagiert konsequent

Die Zahl lässt aufhorchen. Im Jahr 2021 sind in der nordrhein-westfälischen Stadt Winterberg 147 Wohnungen in neu gebauten Wohngebäuden fertiggestellt worden. Bezogen auf die Einwohnerzahl lag die Wohnungsbauquote damit bei 11,83 Wohnungen je 1 000 Einwohner. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, belegt Winterberg damit den ersten Platz aller 396 Städte und Gemeinden des Landes NRW. Überdurchschnittlich hohe Wohnungsbauquoten wiesen auch Südlohn (11,42), Ostbevern (11,31), Bad Wünnenberg (10,65) und Möhnesee (10,04) auf. Die niedrigsten Quoten wurden für Erkrath (0,09), Welver (0,09), Werdohl (0,11), Morsbach (0,20) und Iserlohn, Stadt (0,22) ermittelt.

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Bürgermeister Michael Beckmann betont, dass es sich zum großen Teil um Ferienwohnungen handelt.
Bürgermeister Michael Beckmann betont, dass es sich zum großen Teil um Ferienwohnungen handelt. © Stadt Winterberg

Größtenteils Ferienwohnungen

Doch von übermäßiger Freude über diese Zahl kann in Winterberg keine Rede sein. Bei den 147 fertiggestellten Wohnungen in neu gebauten Wohngebäuden in 2021 handelt es sich nämlich größtenteils um Ferienwohnungen, teilt die Stadt auf WP-Anfrage mit. So wurde unter anderem der Upland Ferienpark im Fichtenweg eröffnet. Der kleinere Anteil der 147 Wohnungen seien dabei Dauerwohnungen.

Demnach seien der Winterberger Rat und die Verwaltung der Meinung, dass es in den touristisch geprägten Ortsteilen in Winterberg und auch der Kernstadt ein ausreichendes Angebot an Ferienwohnungen gebe, sagt die Pressesprecherin der Stadt Winterberg, Rabea Kappen. Daher habe der Rat der Stadt in den vergangenen 16 Monaten klare Signale gegen neue Ferienwohnungen in den touristischen geprägten Ortschaften und der Kernstadt gesetzt und beschlossen, Bebauungspläne für bestimmte Bereiche aufzustellen, mit dem Ziel allgemeine, dauerhafte Wohnungen in diesem Bereich zu fördern. Gleichzeitig wurden Veränderungssperren für den Geltungsbereich der Bebauungspläne erlassen.

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Soziale Wohnraumförderung

Man habe sich schon vor mehr als einem Jahr auf den Weg gemacht, neuen bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum im Winterberger Stadtgebiet zu entwickeln. In einem ersten Schritt hatte Winterberg weiteres kommunales Bauland ausgewiesen und städtebauliche Maßnahmen wie Veränderungssperren erlassen. „Wir haben uns in Nachbarstädten Genossenschaftsmodelle angeschaut und ich bin weiterhin der Auffassung, dass das ein guter Weg ist, Wohnraum zu entwickeln. Leider ist es derzeit durch die Baukostensteigerung fast unmöglich bezahlbaren Wohnungsraum zu bauen“, sagt Bürgermeister Michael Beckmann.

Bei den derzeitigen Baukosten und Bauzinsen müsste die Stadt Quadratmeterpreise von 17-20 Euro aufrufen, wenn man Wohnraum bauen und vermieten wolle. „Das hat nichts mehr mit bezahlbaren Wohnraum zu tun. Auch wenn das Land NRW die Richtlinien für soziale Wohnraumförderung positiv verändert hat, müssen Land und Bund die Kommunen noch stärker finanziell unterstützen, damit wir Städte überhaupt in die Lage versetzt werden, bezahlbaren, sozialen Wohnungsraum anbieten zu können“, sagt Michael Beckmann.

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Auch stellt die Stadt derzeit ein Handlungskonzept Wohnen auf. Mit diesem Konzept habe man dann eine Grundlage, wo Wohnraum in welcher Qualität für welche Zielgruppe, zum Beispiel für Azubis oder Senioren, fehlt.