Brilon. Sie kommen aus Kuba oder Mexiko. Sie singen gemeinsam mit dem Briloner Stefan Voss seinen Song „Tango in Fado“ und helfen damit Kindern in Afrika.
Seine erste Gitarre besteht aus Papier, Pappe und ein paar Gummibändchen. Die bastelt Stefan Voss in einem Alter, als er noch nicht einmal schreiben kann. Viele Jahre später testet er im Briloner Musikgeschäft eine nagelneue Gitarre und singt dabei. Ein anderer Musiker hört das, findet es gut, spricht ihn an. So kommt der heute 53-Jährige ans Musizieren, ans Singen, ans Komponieren, ans Texten. Hauptberuflich ist Stefan Voss seit über 30 Jahren Anlagenmaschinenführer bei Egger. Die Musik bleibt Hobby, Passion, Freizeitvergnügen. Aber weil Stefan Voss mit seiner Musik etwas kann, das andere nicht können. Weil er damit Menschen erreichen und bewegen kann, möchte er mit seinen Liedern auch etwas Gutes tun. Unter dem Titel „Tango in Fado“ hat er einen Song geschrieben und produziert, mit dem er die gemeinnützige Stiftung „Steps for children“ unterstützen möchte. Musiker/innen aus neun Nationen, die er per Social Media kennengelernt hat, singen dabei mit. Ein multikulturelles Projekt, das Unterstützung verdient.
Aufbruchstimmung
Zwei junge Frauen brechen auf. Jede für sich. Die eine läuft auf Bahngleisen entlang, balanciert auf rostigen Schienen. Die andere passiert lange Alleen, hat den Rucksack gepackt. Ein alter Brief wird verbrannt. Neuanfang. Irgendwann treffen sich die beiden. Richten verfallene Wegweiser wieder auf, betätigen die schwergängigen Weichen an einem alten Stellwerk. Das Video zum Song ist wirklich gut gemacht und sehr stimmungsvoll. Wer genau hinschaut, entdeckt das Kyrill-Tor und erkennt die Almetalbahn. Stefan Voss‘ Tochter Eileen und ihre Freundin Caro Schilling spielen im Video die beiden Teenager, die auch bei Temperaturen von minus Zwölf Grad beim Dreh noch gelächelt haben. Im Songtext geht es darum, sich mit Musik die eigenen Träume zurückzuholen, den eingestaubten Rucksack wieder flott zu machen, um Aufbruch, um eine Handbreit Luft unter den Schuhen, um Energie, Reisen und ums Freisein. Es geht darum, „Kopf an Kopf mit den Helden der Zukunft“ unterwegs zu sein. Es ist ein lebensbejahender Song, der seine Energie aus dem Spannungsfeld des temperamentvollen Tangos und des Fado (zu Deutsch: Schicksal) generiert.
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Stefan Voss ist zu Recht stolz auf seinen „Tango in Fado“, der in der Unterzeile den hoffnungsvollen Beinamen „Train to hope“ trägt. Denn Musik, Text, Gesang und Video – alles hat er selbst gemacht und eingespielt. Die Musiker/innen aus aller Welt haben ihre Gesangsparts in Form sogenannter Files nach Brilon geschickt, wo Stefan Voss sie im kleinen Heimstudio arrangiert und mitunter mehrstimmig und als Chor in die Musik eingemixt hat. „Das sind lauter ganz tolle und liebenswerte Künstler aus Mexico, Argentinien, Frankreich, Irland, den Philippinen, Kuba, England, den Niederlanden und der Schweiz. Sie alle waren von meiner Idee, einen Song für einen guten Zweck zu produzieren, begeistert“, freut sich der Briloner Singer- und Songwriter. Ein Vierteljahr lang hat er sich in jeder freien Minute mit dem Projekt beschäftigt. So gut wie möglich, haben alle Mitsingenden auf Deutsch gesungen. Es gibt aber auch einen spanischen und einen englischen Part.
Das Aufbrechen, das Sich-auf-den-Weg-machen entspricht der Mentalität des Briloners. 1991 war er mit einem Freund drei Wochen lang auf Rucksack-Tour durch Portugal. Einige dieser Eindrücke sind in dem Song verarbeitet: überfüllte Bahnhöfe, Rucksacktouristen, fremde Gerüche, nette Menschen die einem weiterhelfen, wenn man nicht weiterweiß. „In Portugal hört man viel Musik und der Fado ist ein portugiesischer Musikstil, der von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde“, sagt Voss.
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Menschen mit Worten und Harmonien erreichen
Das Schreiben von Songs hat für Stefan Voss etwas Erfüllendes: „Manchmal sind es so Schlüsselwörter, die mich zu einem Text inspirieren. Mein Sohn hat einmal aus dem Dachflächenfenster geschaut, auf den Himmel gezeigt und ,Mondwolken‘ gesagt. Mondwolken – was für ein schönes Wort. Und schon war die Idee zu einem Song geboren.“ Für den 53-Jährigen ist es wie ein Ritterschlag, wenn er Menschen mit seiner Musik erreichen, sie dazu bewegen kann, eine Entscheidung in ihren Leben zu treffen. „Wenn ich nur einen einzigen direkt anspreche und mit meinem Song abhole, dann habe ich viel erreicht.“
Viel erreichen möchte Stefan Voss auch mit seinem Song für die Afrika-Initiative. „Ich habe die Initiative von ,Steps for Children‘ schon mehrfach mit kleinen Spenden unterstützt. Mal geht es nur um ein paar Euro für ein paar Paprikapflanzen.“ Jetzt mit dem Song und dem Video möchte der Musiker alle Erlöse aus dem Lied der Initiative spenden.
Hintergrund
Stefan Voss ist unter voss.music auf Instagram und youtube unterwegs. Dort gibt’s auch weitere Infos zum Künstler.
Unter www.stepsforchildren.de gibt es Infos zu dem Projekt, das er unterstützt.
Den Song „Tango in Fado“ und weitere Musik von Stefan Voss bei spotify, deezer und allen anderen gängigen Streaming-Plattformen.
Mitgewirkt haben: Eduanis Zerquera (Kuba), Nathalie Weider (Schweiz), Johanna Saint-Pierre ( France), Roderiko Pop (Argentinien), Matt Warren (England), Gee Nelson (Holland), Ann Badere-Santos (Philippinen),Luis Lyness ( Irland), Jmpinker (México). Beim Video beteiligt: Eileen Voss, Caro Schilling (Caroxarts), Felix Voss (Assistent.
Den Song gibt es bei allen gängigen Streaming-Diensten. Bislang ist der Song rund 20.000 Mal gestreamt worden. Das klingt viel, aber pro Stream landen nur etwa 0,003 Euro beim Komponisten. „200 Euro würde ich schon gerne durch die Aktion zusammenbekommen.“ Vielleicht sollten wir jetzt alle mal nach „Stefan Voss“ und „Tango in Fado“ suchen…Die Kinder in Afrika würde es freuen und Stefan Voss auch.