Die Briloner Feuerwehr Brilon führt am Großen Kluskopf im Bereich Schellhorn südlich von Brilon-Wald eine große Waldbrandübung durch.

Brilon-Wald. Was tun, wenn’s brennt? Na klar: Löschen. Dazu braucht es aber Wasser. Klingt banal. Im Wald steht aber eben nicht an jeder Fichte ein Hydrant. Etwa am Großen Kluskopf im Forstrevier Schellhorn südlich von Brilon-Wald. Und deshalb hielt die Briloner Feuerwehr dort am Samstag eine außergewöhnliche Großübung ab. Rund 110 Einsatzkräfte aus dem gesamten Stadtgebiet und 24 Fahrzeuge nahmen daran teil. Auch ein Lösch-Hubschrauber war im Einsatz.

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Zum Löschen genutzt wurde am Samstag die Hoppecke. „Die führt im Frühjahr ja viel Wasser“, so Marcus Bange, Pressesprecher der Feuerwehr Brilon. Optimal sei es, wenn die Saugkörbe der Pumpen für die Wasserförderung ca 40 cm Überdeckung hätten, so Bange: „Mit 25 cm kommt man aber auch noch klar.“

Probleme, wenn die Waldbrandgefahr am größten ist

Im Sommer, wenn die Waldbrandgefahr auf dem Höhepunkt ist, seien die Pegel aber natürlich niedriger und daher müsse man in so einer Situation unter Umständen eine Staustufe errichten. „Wer sich in der Natur ein bisschen auskennt, weiß, dass auch die Möhne im Sommer praktisch trocken ist“, sagt Bange. „Die anderen Flüsse führen auch nicht viel Wasser und größere Seen gibt es im gesamten Stadtgebiet nicht. Wir sind eben ganz oben, wo die Quellen sind.“

Großübung der Feuerwehr in Brilon: Rund 110 Einsatzkräfte waren dabei.
Großübung der Feuerwehr in Brilon: Rund 110 Einsatzkräfte waren dabei. © WP | Maxim Qais Janneh

Eine weitere Möglichkeit zur Wasserentnahme bietet auch noch der „Silbersee“, die Stauanlage Schmalah, die die örtliche Trinkwasserversorgung sicherstellt, das müsse aber auch erst mit den Stadtwerken abgestimmt werden.

„Vor diesem Hintergrund ist die Anlage von Feuerlöschteichen an strategisch günstigen Plätzen sehr wichtig, damit im Wald hier und da Reserven geschaffen werden,“ sagt Marcus Bange.

Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 55.000 Litern

Als Ersatz für einen solchen Löschteich diente am Samstag ein mobiler Wasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von 55.000 Litern. Um dieses Mega-Bassin zu befüllen hatte die Stadt die Wasserförderzüge des HSK und des Kreises Paderborn eingeladen, die über das spezielle Wasserfördersystem (HFS/Hytrans Fire System) des Landes NRW, eine Komponente aus dem Katastrophenschutz in Deutschland, verfügen.

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Mithilfe des HFS konnten so von der Hoppecke im Tal bis oben auf den Kluskopf die 264 Meter Höhenunterschied mit rund 3.000 Metern Schlauchleitung und sechs Feuerlöschkreiselpumpen überwunden werden. Rund 2.000 Liter Wasser pro Minute wurden so vom Tal zum Wasserbehälter auf dem Kluskopf transportiert. Wo die Pumpen eingesetzt werden und wie viele man überhaupt benötigt, müsse im Vorfeld jedoch berechnet werden, erläuterte Marcus Bange. Pro 100 Meter Schlauchleitung und 10 Meter Höhenunterschied gingen nämlich etwa je ein bar Druck verloren.

Am Wasserbehälter kam schließlich ein Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel Dortmund zum Einsatz. Unter dem Hubschrauber war ein so genanntes Bambi-Bucket, ein Behälter mit 820 Liter Fassungsvermögen montiert, das aus der Luft befüllt werden kann. Das aufgenommene Wasser kann dann zielgenau an der Brandstelle abgelassen werden. Einen besonders windigen Job hat dabei der Operator, der auf eine Kufe des Hubschraubers steht und die Piloten dirigiert.

In den 80er Jahren würde aus einer Übung eine Einsatz

Zusätzlich war ein Tanklöschfahrzeug für den Pendelverkehr eingesetzt, um pro Fahrt 5.000 Liter Wasser zur „Brandstelle“ zu transportieren. Auch hier müsse man schauen „mit wie viel Stundenkilometern kann ich mit einem 18-Tonner im Wald überhaupt fahren?“, erklärt Marcus Bange. Das Waldwegenetz sei hier entscheidend, ebenso die Beschaffenheit der Wege. Auch an die Logistik-Fahrzeuge müsse man denken, die den Nachschub von Kraftstoff und Betriebsmitteln sicherzustellen haben. Gegenverkehr auf schmalen Waldwegen sei im Katastrophenfall ein sehr ernstes Problem.

In den 80er Jahren fand in dem Waldgebiet im Briloner Süden schon einmal eine große Übung der Briloner Feuerwehr statt – und dabei lief nicht alles wie geplant. „Damals hat man sogar was angezündet“, weiß Bange. Aus der geplanten Übung sei dann schnell Ernst geworden, da das Wasser nicht nachgekommen sei und das Feuer immer größer und größer wurde: „Das war schon eine kritische Sache.“

Ein Löschhubschrauber im Einsatz.
Ein Löschhubschrauber im Einsatz. © Feuerwehr Brilon

„Wir haben die letzten Jahre zum Glück wenig Probleme mit Waldbränden gehabt“, sagt Marcus Bange. Ganz anders im Osten Deutschland, wo die Vegetation mit den ausgedehnten Kiefernwäldern auf sandigen Böden ganz anders sei. Aber auch die Waldpflege sei ein entscheidender Faktor. „Das haben wir letztes Jahr in Sundern erlebt, wo wir auch mit einem Hubschrauber im Einsatz waren“, erzählt Bange. „Da war eine Kyrillfläche betroffen, die seit damals, 2007, nicht mehr angepackt wurde. Da war alles durchwachsen, da kam man überhaupt nicht rein.“

Übung als Erfolg gewertet

Ebenfalls mit vor Ort Repräsentanten vom Institut der Feuerwehr NRW aus Münster, der Bezirksregierung Arnsberg, Vertreter von Polizei und Regionalforstamt Rüthen und der Kreisbrandmeister des HSK als Übungsbeobachter. Auch Bürgermeister Dr. Christof Bartsch machte sich ein Bild von der Lage und zeigte sich beeindruckt von dem logistischen Aufwand: „Wenn man sich überlegt, wie schnell so etwas im Notfall gehen muss, dann können wir sehr dankbar sein, dass solch eine Übung durch Kooperation von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk möglich ist.“ Man müsse die Waldbrandgefahr und -prophylaxe auch immer unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes betrachten, so Dr. Bartsch. „Wenn die Bäume brennen, setzen sie dabei schließlich auch alles gespeicherte CO2 frei, das in diesen Bäumen gebunden ist. Das Bewusstsein dafür sollte die Bereitschaft zum Anlegen von Feuerlöschteichen steigern, damit finanzielle Mittel bereit gestellt und Förderkulissen geschaffen werden, die das dann ermöglichen.“

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Thomas Bauerfeind, Leiter der Feuerwehr Brilon und Einsatzleiter Andreas Becker, werteten die Übung als Erfolg. Bis auf einen Schlauchplatzer sei alles weitgehend nach Plan verlaufen. Der normale Brandschutz sei natürlich trotz der Übung durchgehend durch zwei Löschgruppen im Feuerwehrhaus Brilon sichergestellt gewesen.

Auch Revierleiter Sebastian Schönnenberg vom Stadtforstbetrieb Brilon ist froh, dass eine solche Übung stattfand. Im Fall der Fälle müsse schließlich alles ad hoc gehen. Da sei es wichtig, sich bereits im Vorfeld mit den topografischen Gegebenheiten vertraut gemacht und die interdisziplinäre Zusammenarbeit geprobt zu haben. Hervorzuheben sei sicherlich auch noch einmal die Tatsache, dass fast alle Einsatzkräfte ihren Job als Ehrenamt ausüben, so Schönnenberg.

So wie zum Beispiel der gelernte Anlagenmechaniker Marvin Sierau (22) vom Löschzug Brilon, der Samstag ebenfalls vor Ort war. Schon seit 2011 engagiert er sich ehrenamtlich. Zunächst beim THW, später dann bei der Jugendfeuerwehr: „Ich mag an der Arbeit vor allem die Abwechslung und den Kontakt mit Menschen.“ Er würde jederzeit wieder zur Feuerwehr gehen, denn: „Hier lernt man wirklich etwas fürs Leben.“