Hochsauerlandkreis. Neue Autos sind mit eCall-Technik ausgestattet. Anfangs gab es öfter Fehlalarme. Wie sensibel reagiert das System? Erfahrungsberichte aus dem HSK
Bewusstlos oder eingeklemmt im Unfallwagen und niemand kann Hilfe holen – das ist eine schreckliche Vorstellung. Wenn Unfallopfer nicht selbst aktiv werden können oder unter Schock stehen, kann es unter Umständen lange dauern, bis ein Notruf erfolgt. Doch gerade bei schweren Unfällen ist es sehr wichtig, dass die Rettungskräfte möglichst schnell alarmiert werden. Zu diesem Zweck sind neuere Fahrzeuge mit einem e-Call-System ausgestattet, das automatisch eine Alarmierung auslösLesen Sie auch:Sirenenalarm in Olsberg: Großalarm für Feuerwehr in Bigge
Schwerer Unfall
Die Leitstelle des HSK berichtet von einem Einsatz, der deutlich gemacht habe, wie durch die e-Call-Technik möglicherweise Schlimmeres verhindert werden konnte: Demnach gab es im Winter nachts einen Einsatz, bei dem ein Pkw von einer Landstraße abgekommen ist. Das Fahrzeug überschlug sich, rutsche auf ein Feld und bliebt dort liegen. Ohne Zutun des Fahrers alarmierte das Fahrzeug die Rettungskräfte. Die Leitstelle erklärt dazu: „Ohne die neuartige Technik wäre das Fahrzeug wohl möglich erst am nächsten Morgen im Hellen gefunden worden und der Fahrer über Nacht vielleicht verletzt erfroren.“
Lesen Sie auch:Gesetz: Hauseigentümern im HSK drohen hohe Rechnungen
2022 gab es 17 Einsätze
2022 gab es im HSK 17 Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst, die durch e-Calls ausgelöst wurden. Wie die Pressestelle des Hochsauerlandkreises auf Anfrage der WP mitteilt, sind die Zahlen seit der Einführung des Systems vor ein paar Jahren insgesamt stabil. Allerdings gebe es inzwischen mehr tatsächliche Einsätze nach Unfällen, weil einfach mehr Fahrzeuge mit e-Call-System auf der Straße seien.
Und es werden künftig noch mehr, denn seit März 2018 müssen gemäß einer EU-Verordnung neue Automodelle mit dem automatischen Notrufsystem ausgerüstet sein. Ältere Fahrzeuge sind von der Verordnung nicht betroffen, können aber freiwillig nachgerüstet werden.
Lesen Sie auch:Briloner Gregor Stapper macht Kaffee-Kekse zum Biolabel
Erfahrungen der Leitstelle sind gut
Wie der HSK mitteilt, sind die Erfahrungen der Leitstelle mit dem e-Call-System gut: „Ein automatisch ausgelöster eCall wird in der Leitstelle grundsätzlich wie ein Verkehrsunfall mit eingeklemmter Person behandelt, sodass immer Feuerwehr und Rettungsdienst parallel zum Einsatz kommen, um bestmöglich helfen zu können.“ Und auch Kreisbrandmeister Bernd Krause kommt zu einer positiven Einschätzung: „Die Technik ist sehr gut, örtlich genau und löst inzwischen auch deutlich weniger Fehlalarmierungen aus als zu Beginn der Einführung. Aus Sicht der Feuerwehren hat sich das System etabliert.“
Lesen Sie auch:Gesund und günstig kochen: Mit diesen 6 Tipps klappt es
Manche Systeme laufen über eine Servicestelle
Andreas Weber ist Verkaufsleiter bei Witteler Automobile in Brilon. Er erklärt, dass der Notruf im System bei Mercedes nicht direkt an die Leitstelle, sondern an eine Servicestelle geht. Ausgelöst werden kann der eCall sowohl automatisch als auch manuell. „Dann erfolgt eine Kontaktaufnahme mit dem Wagen. Meldet sich dort niemand, wird die Leitstelle informiert und ein Rettungseinsatz ausgelöst.“
Aus seiner Sicht bieten e-Call-Systeme mehrere Vorteile: Der Standort kann genau geortet werden und der Notruf kann manuell auch ohne Handy getätigt werden. Einen Vorteil sieht er auch in dem Erstkontakt durch eine Servicestelle. So könne vor der tatsächliche Alarmierung der Rettungskräfte noch mal abgeklärt werden, ob tatsächlich ein Notfall vorliege. Das verhindere unnötige Fehlalarme, so seine Einschätzung. Die Gefahr, dass die Systeme zu sensibel reagieren, sieht er nicht: „Bei uns müssen die Sicherheitssystem auslösen, also die Airbags oder die Gurtstraffer. Das passiert nicht, wenn man mit dem Auto einen kleinen Rempler macht. Da muss es schon einen heftigeren Aufprall geben.“