Brilon. In einem Container vor dem Maria Hilf Brilon können nun Herzkatheter eingeführt werden. Das mobile Labor bringt Verbesserungen für Herz-Patienten
Herzkatheter können in Brilon jetzt in einem Container gesetzt werden. Was so einfach und irgendwie nach Science Fiction klingt, ist eine diffizile Angelegenheit – von der Installierung des Containers vor der Klinik bis hin zur Untersuchung des Patienten und des Einsetzens des Katheters. Prof. Dr. med. Michel Noutsias, Chefarzt der Kardiologie und leitender Arzt der Inneren Medizin am Krankenhaus Maria Hilf Brilon, nimmt sich bei einem Besuch in dem großen weißen Container Zeit, um genau zu erklären, was in diesen vier Wänden geschieht.
Deutlich geringere Strahlung – dafür umso deutlichere Bilder
„Baujahr 2021“, sagt Michel Noutsias und macht eine einladende Geste durch den schlauchartigen Raum. Alles hier wirkt steril, neu, topmodern. Ein großer Bildschirm hängt von der Wand hinunter, direkt daneben der Untersuchungstisch. Darüber ein Röntgengerät. „Die Herzkathetereinheit kann – bei deutlich geringerer Strahlung – detaillierte Aufnahmen auf den Bildschirm schicken“, erklärt Michel Noutsias. „Das System ist wegweisend in der Strahlenreduktion, was nicht nur vorteilhaft für den Patienten ist, sondern auch für die Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal, denn wir sind ja kumulativ dieser Strahlung ausgesetzt.“ Michel Noutsias deutet auf den Bildschirm. „Hier werden dann die Ultraschallbilder, das EKG und die Vitalwerte während der Untersuchung angezeigt. Die Bilder des Ultraschalls werden rein digital verrechnet und im Vergleich zu der aktuellen Präzision hatten wir vor 30 Jahren nur Schneegestöber auf dem Film.“ Hinter der weißen Wand vor Kopf ist die Technik des Containers versteckt. „Ein Drittel des Containers macht die Technik aus. Sie sorgt dafür, dass die Luft hier antibakteriell gefiltert wird.“ Prof. Dr. Michel Noutsias tritt an das Steuerungspult. „Hiermit steuern wir unseren fliegenden Teppich“, sagt er mit einem Schmunzeln. Nicht nur der Untersuchungstisch lässt sich damit hoch und runter fahren, auch das Röntgengerät kann in beliebige Winkel verstellt werden. Michel Noutsias drückt einen Knopf. Auf dem Bildschirm erscheint eine Großaufnahme von Delfinen, einem Mantarochen, kleinen Fischen unter dem Meer. „Und das ist ein tolles Feature, damit die Patienten sich entspannen können, während sie für die Untersuchung vorbereitet werden.“ Der Kardiologe lächelt. Die zahlreichen Vorteile, die der Container ihm für seine Arbeit bietet und die er aufzählt, begeistern ihn sichtlich.
Nicht das erste Mal, dass der Kardiologe in einem Container arbeitet
Es ist nicht das erste Mal, dass er in einem mobilen Container arbeitet. Schon 1998 habe er erste Erfahrungen damit gemacht. Ende letzten Jahres schlägt er in Brilon diese Lösung vor – vorübergehend, bis die zwei neuen Untersuchungslabore final im Krankenhaus gebaut sind. Er stößt auf offene Ohren, sowohl bei der Geschäftsführung, als auch bei der Stadt. „Ein solcher Container ist am schnellsten beschaffbar und kann auch viel schneller installiert werden als eine bauliche Lösung. Die Containereinheit wird in rund drei Monaten aufgestellt.“ Einfach sei das aber nicht. Man müsse eine Konstruktion errichten, mit der der Container mit der Klinik verbunden wird. Bodenrichtwerte in trockenem und nassen Zustand müssen genauestens berechnet werden, bevor der Schwertransporter vor die Klinik fährt und den Container zentimetergenau abstellt. „Das muss sehr präzise erfolgen“, erklärt Michel Noutsias. Sobald der Container steht, wird dieser an das Strom- und Computernetz angeschlossen und baulich abgenommen. „Wir hatten schon die ersten Testläufe und das Personal hat sich ebenfalls mit dem neuen Untersuchungslabor vertraut gemacht“, so Michel Noutsias.
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Katheter wird in den Gliedmaßen eingeführt und zum Herz navigiert
Geplant sind, in dem Herzkatheteruntersuchungslabor Koronarangiographien durchzuführen. Das sind spezielle Formen von Röntgenuntersuchungen, bei der die Herzkranzgefäße abgebildet werden. Über einen Herzkatheter wird ein Röntgenkontrastmittel in die Herzkranzgefäße injiziert. Mit den Röntgenstrahlen werden diese sichtbar. Tatsächlich führt Michel Noutsias diese Untersuchung minimalinvasiv durch. Mit nur einer örtlichen Betäubung an Armen oder Beinen wird der Herzkatheter an den Gliedmaßen eingeführt und mithilfe eines Drahtes bis zum Herz navigiert, wo er sich andocken kann – vereinfacht erklärt. „Diese Untersuchung braucht keine Vollnarkose. Wir können uns mit den Patienten unterhalten.“ Der Mediziner betont, dass diese Art der Untersuchung sehr viel Erfahrung brauche. „Man muss genauestens über die generelle aber auch individuelle Anatomie des Patienten bescheid wissen und sehr viel Erfahrung mitbringen.“ In dem Container-Untersuchungslabor können aber auch andere Untersuchungen erfolgen, wie beispielsweise das Setzen von Ballonstents, um verengte Gefäße zu behandeln. Auch die rhythmologischen Untersuchungen, die Ablationstherapie, der Einsatz von Schirmchen in Herzhöhlen und Herzklappenkorrekturen werden durchgeführt.
„Es ist großartig, dass wir den Patienten im Hochsauerlandkreis diese fortschrittlichen Verfahren in dieser modernen Herzkatheter-Anlage jetzt anbieten können.“ sagt Michel Noutsias. Geschäftsführer René Thiemann freut sich, gemeinsam mit Prof. Dr. Michel Noutsias und seinem Team die Kardiologie am Städt. Krankenhaus Maria-Hilf Brilon zu einer festen Größe für den Hochsauerlandkreis auszubauen.