Winterberg. Für die Polizeibeamten Marcus und Patrick beginnt der Spätdienst. Ihr Revier ist Winterberg. Acht Stunden auf Streife zwischen Opfer und Täter.

Früher Nachmittag auf der Polizeiwache Winterberg. Für Marcus und Patrick beginnt der Spätdienst. Im kleinen Pausenraum surrt die Kaffeemaschine und es riecht nach Bohnen. Der Himmel ist wolkenverhangen und Wind peitscht unablässig gegen die Fensterscheibe. Ein regnerischer Tag bedeutet, es wird heute erfahrungsgemäß ruhig bleiben. Kein Eis und Schnee in Sicht, also weniger Verkehrsunfälle und wenig Skidiebstähle. Trotzdem ist Winterberg voller Touristen - es sind Krokusferien für die Niederländer. Die beiden Polizisten sehen in ihrer dunkelblauen Arbeitskleidung ernst aus und zugleich wachsam, sie haben das Funkgerät immer im Blick und warten auf den nächsten Einsatz.

Polizeiwache ist für drei Stadtgebiete verantwortlich

Kurz nach Dienstbeginn geht das Funkgerät das erste Mal. Jemand hat eine Beschädigung an seinem Eigentum entdeckt. Jetzt ist Eile geboten: Marcus und Patrick ziehen sich rasch ihre Jacken über und steigen in den Polizeiwagen, der vor dem Eingang der Wache parkt. „Na dann wollen wir mal.“ Mit routinierten Handgriffen wendet Patrick den Wagen, während Marcus den Weg navigiert. Es geht in die Nebenstadt - ungefähr 15 Minuten. „Unsere Polizeiwache ist für drei Stadtgebiete verantwortlich - Winterberg, Hallenberg und Medebach“, erklärt Patrick. „Deshalb haben wir immer lange Anfahrtszeiten vor uns. Von einem bis zum anderen Ende braucht man locker 35 Minuten.“

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Einschusslöcher in einer Scheune: Strafanzeige

Während der Fahrt dudelt im Radio WDR 2; die beiden Polizisten unterhalten sich über ihre Wochenendpläne. Die Atmosphäre wirkt familiär. Daran, wie vertraut sie miteinander sind, sieht man sofort: Marcus und Patrick sind ein eingeübtes Team. Angekommen am Einsatzort wartet der Anrufer schon auf die Polizei. Er begrüßt die Beamten und beginnt zu berichten. „An der Rückseite meiner Scheune habe ich Einschusslöcher entdeckt. Die waren vor Kurzem noch nicht da“, erklärt der Betroffene und führt die Polizisten zu der besagten Stelle. Im dunkelroten Metall der Scheune klaffen Millimeter große Einschusslöcher. Marcus zückt direkt die Kamera und fotografiert die Einschusslöcher; Patrick notiert die Personalien. In der Nähe sei ein Schießstand, äußert der Betroffene seinen Verdacht. „Das heißt für uns, wir werden eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung schreiben“, sagt Marcus.

Die Polizisten Marcus und Patrick: Spätschicht in Winterberg.
Die Polizisten Marcus und Patrick: Spätschicht in Winterberg. © Luisa Nieder

Nachdem die Polizisten alle wichtigen Infos dokumentiert haben, geht es wieder zurück zur Wache. Dort wartet bereits eine neue Aufgabe auf die beiden: Ein Niederländer, der in Winterberg eigentlich nur Urlaub machen wollte, möchte eine Körperverletzung anzeigen. Sein Sohn sei von einem anderen jungen Mann körperlich angegriffen worden und läge jetzt im Krankenhaus. In Begleitung eines Freundes beginnt der Vater in einer Mischung aus Englisch und gebrochenem Deutsch zu erklären, was passiert ist. „Beruhigen Sie sich, erklären Sie ganz in Ruhe“, meint Marcus in beschwichtigendem Tonfall. Auch das muss ein Polizist also können: Ruhe bewahren, während andere die Nerven verlieren. Durch geschickte Fragestellungen gelingt es dem Polizisten schließlich, trotz der Sprachbarriere den Fall zu verstehen und alle Personalien aufzunehmen. „Der nächste Schritt ist, dass wir den Täter kontaktieren und herbitten, um seine Version der Geschichte anzuhören“, sagt Marcus und sieht zuversichtlich aus. Selbst wenn er den mutmaßlichen Täter nicht übers Telefon erreicht, hat er den genauen Namen und den Arbeitgeber notiert. „Den kriegen wir“, sagt er schmunzelnd.

Im Skigebiet liegt eine bewusstlose Frau

Der nächste Einsatz ruft die Polizisten nach Medebach. Ein Anwohner beschwert sich - jemand habe seine Betonkübel gestohlen, mit denen er sein Grundstück markiert. Nach einem Gespräch mit dem Betroffenen stellt sich allerdings schnell heraus, dass sich der Sachverhalt ganz anders zugetragen hat. Mehr als Personalien aufnehmen und Fotos machen können die Polizisten auch hier nicht tun - das ist ein Fall für das Ordnungsamt. „Manchmal wollen Anrufer einfach nur Dampf ablassen und sich beschweren; die Sache an sich ist dann im Endeffekt gar nicht mehr so schlimm“, verrät Patrick im Polizeiwagen auf dem Rückweg zur Wache.

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Marcus und Patrick setzen sich gerade an den PC, um Papierkram zu erledigen, als das Funkgerät erneut Alarm schlägt: Im Skigebiet liegt eine bewusstlose Frau, es ist jedoch unklar wo genau. „Das ist, was den Arbeitsalltag so abwechslungsreich macht. Man weiß nie, was als nächstes passiert“, sagt Patrick, während er erneut den Motor vom Polizeiwagen startet. Im Skigebiet angekommen beginnt die Suche. Die Polizisten versuchen Kontakt zur Bergwacht aufzunehmen, doch wo sich die bewusstlose Frau befindet, weiß niemand. Auch die Leitstelle in Meschede hat keine genaueren Informationen zum Aufenthaltsort erhalten. Marcus runzelt die Stirn und sieht besorgt aus: „Wir müssen weitersuchen.“ Er und Patrick laufen ein Stück der Piste ab, um die vermisste Person doch noch zu finden. Es ist bereits dunkel und die Polizisten haben Mühe, auf dem rutschigen Schnee nicht hinzufallen. Doch dann kommt das rettende Funksignal: Die Frau wurde gefunden und ist wohlbehalten zurück in ihrem Hotel. „So schnell kann es manchmal gehen“, erklärt Patrick erleichtert.

Mittlerweile ist bereits Abend: Marcus und Patrick haben schon über die Hälfte ihres Arbeitstages hinter sich. In wenigen Stunden geht es in den Feierabend. Solange sie auf der Wache sind, steht daher Papierkram an. Die heutigen Einsätze müssen genauestens erfasst und Strafanzeigen geschrieben werden. Zwar war der Tag bisher ruhig, doch sie wissen nie, was als nächstes geschieht – wenn das Funkgerät wieder Alarm schlägt und die beiden Polizisten bei ihrem nächsten Einsatz gebraut werden.