Hochsauerlandkreis. Die Zahl der Taschendiebstähle nimmt auch im HSK weiter zu. Besonders haben es die Täter auf Bargeld abgesehen. Das empfehlen die Ordnungshüter:

Ein Post in einer Marsberger Facebook-Gruppe schlägt Wellen: Letzte Woche wurde einer Frau in einem Lebensmittel-Discounter in Marsberg die Geldbörse gestohlen. Daraufhin berichteten viele Nutzer von ähnlichen Erfahrungen, manche wurden selbst bestohlen oder haben einen versuchten Diebstahl im Supermarkt mitbekommen. Ein Phänomen, dass wegen seiner Aktualität wieder vermehrt in den Fokus rückt.

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Zunahme bei Taschendiebstählen

Die Zahl der Taschendiebstähle im Hochsauerlandkreis hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Allein für den Monat Januar wurden nach Angaben der Kreispolizeibehörde Hochsauerlandkreis in diesem Jahr bereits sechs Fälle zur Anzeige gebracht, im Jahr 2022 waren es insgesamt 165 Diebstähle. „Im Vergleich dazu stehen 101 Fälle, die im Jahr 2019 registriert wurden“, schildert Pressesprecher Sebastian Held. Seit der Zeit vor der Pandemie sei somit eine deutliche Zunahme der Taschendiebstähle zu verzeichnen. Unter diese Statistik fallen auch die Diebstähle von Geldbörsen. Den stärksten Anstieg habe es seit dem Jahr 2021 gegeben, da seien es 117 Fälle erfasst worden. Man müsse diese Zahlen aber richtig einordnen: „Während der Corona-Jahre haben die Menschen viel Abstand gehalten, da kam es seltener zu Gedränge und Situationen, in denen die Leute sehr eng stehen. Deshalb ist es sinnvoller, die Werte vor der Pandemie als Vergleichswerte zu nutzen.“ In der Gesamtbilanz der Diebstähle in den Jahren 2021 und 2022, welche die Polizei HSK in ihrer Kriminalstatistik veröffentlichte, machen die Taschendiebstahldelikte jedoch nur einen sehr kleinen Anteil aus.

Bargeld und Bankkarten

Bei den Diebstählen ginge es den Tätern vor allem um Bargeld. In manchen Fällen werden auch die Bankkarten geklaut: „Leider haben manche Menschen ihre Geheimzahl des Bankkontos in ihrer Geldbörse. Das nutzen die Täter dann aus.“ Daher lautet die dringende Empfehlung der Polizei, PIN-Nummern von Kredit- oder Geldkarten unbedingt auswendig zu lernen und sie auf keinen Fall zu notieren und im Portemonnaie mit sich zu führen. Sobald der Verlust der Karte bemerkt wird, sollte diese sofort telefonisch gesperrt werden, um zu verhindern, dass die Diebe das Konto des Geschädigten leerräumen. Außerdem empfehle es sich, Ausweise und Karten zu digitalisieren: „Die Kopien kann man mittlerweile bequem im Smartphone ablegen. Das hilft im Ernstfall.“ Bei allen anderen Gegenständen könne man die Individualnummern notieren, um sie im Verlustfall leichter zurückzubekommen: „Dann können wir den oder die gestohlenen Gegenstände ausschreiben. Taucht der Gegenstand dann wieder auf oder wird er gefunden, können wir ihn mithilfe der Nummer zuordnen.“

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Im Team unterwegs

Die Täter gehen dabei sehr geschickt vor. Laut der Kampagne der Polizei NRW gegen Taschendiebstahl seien die Diebe häufig im Team unterwegs, mit einer klaren Aufgabenteilung: einer lenkt das Opfer ab, der andere stiehlt die Geldbörse. Bei ihren Tricks seien die Täter erfinderisch: sie rempeln ihre Opfer an oder drängeln sich dicht an ihnen vorbei, manche verwickeln sie auch in ein Gespräch und lenken sie ab. Die Polizei empfiehlt, misstrauisch gegenüber solchen Gesprächsversuchen zu sein, immer mehr als eine Armlänge Abstand zum Gegenüber zu halten und Handtaschen stets geschlossen und vorn am Körper oder unter dem Arm zu tragen.

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Wird ein Taschendiebstahl zur Anzeige gebracht, versucht die Polizei, die Täter ausfindig zu machen: „In solchen Fällen nehmen wir Ermittlungen auf. Gibt es eventuell Zeugen? Ist die Örtlichkeit Videoüberwacht? Je nach Einzelfall kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht.“ Abhängig von Fall und Situation sei es dann manchmal möglich, die Diebe zu überführen und zur Rechenschaft zu ziehen. In solchen Fällen helfe die Befragung von Zeugen und auch die Videoüberwachung an manchen Orten, an die Täter heranzukommen.

Kein typisches Täterprofil

Ein typisches Täterprofil gebe es nach Held aber nicht: „Der Satz ‘Gelegenheit macht Diebe’ ist nicht falsch. Für Täter ergibt sich die Möglichkeit oft spontan.“ Daher sei es ratsam, grundsätzlich wachsam zu sein und sich selbst bestmöglich gegen Taschendiebstahl zu schützen: „Grundsätzlich appellieren wir immer wieder auf seine Wertgegenstände besonders zu achten. Da helfen häufig schon einfache Tipps.“ Handtaschen sollten niemals an den Einkaufswagen oder den Rollator gehangen werden. Weiter sollte die Geldbörse immer in geschlossenen Innentaschen der Kleidung verstaut und nah am Körper getragen werden. Unter keinen Umständen sollte man sie im Einkaufswagen oder im Einkaufskorb ablegen. Auch wird empfohlen, Ausweisdokumente und Geldmittel bei der Aufbewahrung möglichst zu trennen und nicht in einer gemeinsamen Brieftasche zu transportieren.

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Im Fall des Diebstahls einer Kreditkarte sollte diese unmittelbar telefonisch gesperrt werden. Die Polizei rät außerdem dazu, eine KUNO-Sperrung zu beantragen und den Diebstahl bei der Polizei anzuzeigen. Für viele Banken gilt die zentrale Sperrnummer (+49) 116 116. Weiter kann die Polizei auch dann um Hilfe gebeten werden, wenn die Sperrnummer einer Bank nicht bekannt ist.

Weitere Empfehlungen der Polizei zur Prävention von Taschendiebstählen finden Sie unter: polizei.nrw/artikel/augen-auf-und-tasche-zu