Marsberg. Die Wehrleitung der freiwilligen Feuerwehr Marsberg spricht vor dem Stadtrat Klartext. Es gibt neue Herausforderungen. Das braucht die Feuerwehr.

„Es war ein Schadensereignis, das Marsberg in der Form noch nicht erlebt hat. Die Marsberger Feuerwehr hat hervorragende Arbeit geleistet“, sagte Bürgermeister Thomas Schröder zu Beginn der Ratssitzung am Donnerstagabend. Wie berichtet, hatte ein Brand im Umspannwerk im Industriegebiet unterm Ohmberg in der Nacht auf Donnerstag für einen großflächigen Stromausfall und Großeinsatz gesorgt.

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„Die Krisenstäbe aus Verwaltung und Feuerwehr mit Externen von THW, Deutsche Bahn, Polizei, Rotes Kreuz, Westnetz und Westfalen Weser Netz haben hervorragende Arbeit geleistet“, lobte der Bürgermeister. Der Applaus der Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeiter galt den Feuerwehrleuten.

In der Nacht auf Donnerstag bis in die Morgenstunden hinein waren sie noch im Einsatz. Am Abend saßen etwa 60 Kameradinnen und Kameraden der freiwilligen Feuerwehr Marsberg auf den Zuhörerplätzen in der Aula der Sekundarschule in der Trift. Ihr Wehrleiter Cyrill Stute setzte in der Sitzung des Stadtrates mit seinem Jahresbericht einen Hilferuf in feuerwehreigenen Sache an die Stadtvertreter ab. Das zeitliche Zusammentreffen war da eher ein Zufall.

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„Um 1 Uhr wurden wir zu dem Großbrand am Umschaltwerk gerufen“, führte Wehrleiter Cyrill Stute am Rednerpult aus. Er leitete den Einsatz. So ein Zusammentreffen von Schadensereignissen komme äußerst selten vor, so der Wehrleiter weiter. In der ersten dreiviertel Stunde hätten alle wichtigen Maßnahmen so gut abgehandelt werden können, dass ein Totalausfall verhindert werden konnte.

Neues Ratsmitglied

In der Sitzung des Stadtrates wurde Harald Schröder-Mänz aus Erlinghausen für die CDU als neues Ratsmitglied verpflichtet. Er rückte für den ausgeschiedenen Matthias Mönnighoff nach.

Die Ausstellung des Museums der Stadt Marsberg „Mit Schwert und Kreuz - Karl der Große - Sachsen und die Eresburg“ hat der Stadtrat für den „WW Kulturpreis 2023“ bei der Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG als Preisträger nominiert (Bericht folgt).

Bei Ritzenhoff hätten die Kameraden wegen des 1.500 Grad heißen Glasaustrittes mit der Spezialausrüstung vorgehen müssen. Das zeige, wie wichtig sie sei. Stute: „Lange Zeit fährt man sie nur im Auto spazieren, heute wurde sie gebraucht.“ Er bedankte sich ausdrücklich bei den Einsatzkräften. Insgesamt waren 230 im Einsatz. Verletzte gab es seitens der Feuerwehr keine, vier Mitarbeiter des Industriebetriebs erlitten jedoch Verletzungen während des Vorfalls dort. Drei von ihnen wurden wegen Rauchgasvergiftung behandelt.

319 Einsätze

In 2022 ist die Feuerwehr zu 319 Einsätzen gerufen worden, eine Steigerung von 31 Prozent zum Vorjahr, mit 5.600 Einsatzstunden und 10.000 Stunden Ausbildung. 51 Brandeinsätze fanden unter Atemschutz statt. Es gab 31 leichtere Einsätze, 17 mittelschwere und drei Großbrände. Die Feuerwehr wurde zu 20 Verkehrsunfällen gerufen, sechs davon mit eingeklemmten Personen.

Es käme immer öfters vor, dass mehrere Personen eingeklemmt seien. Stute: „Sie haben alle das Recht, vernünftig gerettet zu werden. In Sachen technische Hilfe haben wir rückblickend die richtigen Schwerpunkte gesetzt.“ Zukünftig müsse man sich auch auf mehr Großbrände in Waldgebieten einstellen.

Bei den Einsätzen sind neun Menschen aus akuter Lebensgefahr gerettet worden, zwei nicht. Es gab einen Brandtoten. 60 Mal wurden die Kameradinnen und Kameraden zu Brandmeldeanlagen gerufen, de sich als technische Fehlauslösung herausstellte. Die Akzeptanz dahinter schwinde zusehens bei den Kameradinnen und Kameraden, so Stute. Auch den sinkenden Mitgliederzahlen müsse Rechnung getragen werden. Von 583 sind es heute 561. Stute: „Es ist schwierig gute Leute bei der Stange zu halten und neue zu bekommen.“ Deshalb sei Mitgliederwerbung enorm wichtig. Das könne schon in der Schule beginnen.

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Hinzu kommt die Bürokratie. In Sachen Brandschutzbedarfsplan habe die Bezirksregierung schon fünfmal schriftlich nachgefragt, wann er fertig sei. Der könne nur „als Mannschaftsleistung gemeinsam mit Ihnen fertiggestellt werden“.

Für die Ölspureinsätze sei die Feuerwehr mit der Verwaltung in Verhandlung, dass sie ab dem zweiten Quartal nicht mehr von den Kameraden abgewickelt werden. „Wir können nicht 100 Leute von der Arbeit holen, um stundenlang die Straße zu fegen.“

„Lassen Sie uns gemeinsam die Anforderungen anpacken, so dass wir die Hilfsfristen zukünftig besser stemmen können“, so der Schlussappell von Cyrill Stute. Er meint damit nicht zuletzt auch den zukünftigen Standort eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Marsberg.

Externe Hilfe

Die Zahl der Einsätze sollte uns allen zu denken geben, sagte Bürgermeister Thomas Schröder. Die Stadtverwaltung sei dabei, einen Konsens mit dem HSK zu finden, so dass zukünftig externe Firmen die Ölspuren beseitigen.

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„Wir stehen ohne Wenn und Aber hinter unseren Löschgruppen und der freiwilligen Feuerwehr Marsberg“, sagte Maximilian Becker für die CDU-Fraktion. „Wir brauchen Euch und sind dankbar für Eueren Einsatz.“ Wehrleiter Stute hätte aufgezeigt, „was wir besser machen können“. Es sei jetzt an der Zeit Taten folgen zu lassen und politische Zeichen zu setzen in der perspektivischen Planung, der materiellen Anerkennung und den Aufwandsentschädigungen.

Den Dankesworten schlossen sich alle Ratsfraktionen uneingeschränkt an. Zum Erstellen des Brandschutzbedarfsplanes sollte man eventuell auch externe Hilfe einholen, regte Peter Prümper, Vorsitzender der SPD-Fraktion an. Er hoffe, dass alle Zusagen seitens der Verwaltung keine Lippenbekenntnisse bleiben, so Bennet Muys, Marsberger Bürgergemeinschaft.