Hochsauerland. In den Büros der Städte und Gemeinden soll eine Temperatur von 19 Grad herrschen. Kontrolliert wird aber nicht. Wie viel bislang gespart wurde.

Die Thermostate runter auf 19 Grad, überall LED-Birnchen reinschrauben, die Straßenlampen umrüsten und für alle Fälle Notstromaggregate vorhalten – die Sorge vor einem Energiekollaps war im Herbst sehr groß. Alle Städte haben nach Einsparpotenzial gesucht. Aber ging der Verbrauch tatsächlich zurück? Lassen sich die Zahlen überhaupt vergleichen, denn möglicherweise war der Winter 21/22 anders, wärmer, kälter als der jetzige? Eine Umfrage bei den Kommunen:

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Von 3.000 auf 2.262 Kubikmeter

Brilon: Als Beispiel für Energie-Einsparung nennt die Medienabteilung der Stadt das Rathaus: „Während der Gasverbrauch im November 2020 (3.085 Kubikmeter) und 2021 (3.505 Kubikmeter) noch über der Marke von 3.000 Kubikmeter lag, konnte hier der Verbrauch im November 2022 auf 2.262 Kubikmeter gesenkt werden.“ Des Weiteren sei in vielen städtischen Häusern die Beleuchtung auf LED umgerüstet worden - teilweise in Verbindung mit sogenannten Präsenzmeldern. Die Stadt: „Diese Maßnahmen werden ständig weitergeführt und sorgen somit für eine Verringerung des Stromverbrauchs.“ Aber wer kontrolliert im Rathaus oder im Amt Thülen, dass in den Büros nur 19 Grad Zimmertemperatur herrschen? „Wir setzen auf die Einsicht eines jeden Einzelnen an seinem Arbeitsplatz und appellieren, diese Vorgaben umzusetzen. Die Hausmeister der städtischen Gebäude sind angehalten, die Regelungen in ,ihren‘ Gebäuden umzusetzen und ständig zu kontrollieren. Die Heizungsanlagen wurden darüber hinaus teilweise überprüft und optimiert. So wurde ein hydraulischer Abgleich durchgeführt. Die Heizungsnetztemperaturen werden objektbezogen überprüft und entsprechend angepasst.“

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Keine detaillierte Aussage

Marsberg: „Eine detaillierte Aussage kann hierzu derzeit noch nicht getroffen werden, da die Jahresrechnungen 2022 der Strom- und Gasversorger noch nicht vorliegen. Bei den drei Objekten, bei denen der Stromverbrauch monatlich abgerechnet wird, ist bei einer Schule eine leichte Reduzierung des Stromverbrauches gegenüber dem Vorjahr erkennbar. Es wurden dafür allerdings nur die Oktober- und Novemberrechnungen herangezogen, da noch nicht alle Unterlagen aus dem Jahr 2022 vorliegen. Zudem möchten wir darauf hinweisen, dass die Witterungseinflüsse eine Rolle spielen“, schreibt die Stadt Marsberg. In Sachen 19-Grad-Kontrolle heißt es: „Es wurden in allen Abteilungen und Außenstellen Thermometer verteilt. Die Stadt setzt auf Vertrauen und Freiwilligkeit.“

Frage kann nicht seriös beantwortet werden

Olsberg: Sprecher Jörg Fröhling: „Diese Fragen können durch die Stadt Olsberg zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beantwortet werden.“ Denn eine Betrachtung der Energieverbräuche in den kommunalen Liegenschaften müsse immer „witterungsbereinigt“ erfolgen. Der November sei sehr warm gewesen, bevor dann der Dezember zeitweise erhebliche Kältephasen mit sich gebracht habe, bevor zum Jahresende und in der ersten Januar-Hälfte wieder deutliche Plus-Grade geherrscht hätten. „Ohne eine Witterungsbereinigung sind Vergleiche von Energieverbräuchen nicht aussagekräftig. Leider liegen aber die dafür notwendigen Daten des Deutschen Wetterdienstes derzeit noch nicht vor; erfahrungsgemäß erreichen sie die Stadtverwaltung erst im Verlauf des Februars. Eine aussagekräftige Beurteilung der Verbräuche und ihrer Entwicklung dürfte daher erst gegen Ende des ersten Quartals vorliegen.“

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Temperatur im Schwimmbecken wurde gesenkt

Winterberg: Anderen Kommunen können zumindest Beispiele nennen, wie Winterberg: „Wir haben Mitte des Jahres die Temperatur im Sportbecken des Schwimmbades auf 27 Grad abgesenkt, da das Becken zum Schwimmen genutzt wird und die Schwimmer die ganze Zeit in Bewegung sind. Im Bewegungsbecken, indem die Kinder schwimmen lernen oder die Rentner ihre Rehakurse durchführen, haben wir die Temperatur nicht heruntergefahren, da die Personen sich in diesem Becken nicht dauerhaft bewegen und somit eher frieren. Durch die Absenkung der Wassertemperatur im Sportbecken können wir den Energieverbrauch des Sportbeckens um 15 Prozent verringern. Im Schwimmbad haben wir Zeitraum September bis Dezember 2022 gegenüber 2021 an Wärme 114.400 kWh eingespart“, so Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt.

Zum Thema 19 Grad schreibt die Stadt: „Die Energiesparverordnung enthält konkrete Reglungen für öffentliche Gebäude. An diese Regeln halten wir uns. Unsere Mitarbeiter/innen gehen seit jeher mit den zur Verfügung gestellten Ressourcen verantwortungsvoll um. Darüber hinaus haben wir die Kolleginnen und Kollegen für einen noch energieschonenderen Umgang sensibilisiert. Die Regelung der Temperatur in den Büroräumen überlassen wir im kollegialen Vertrauen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Zwischen den Tagen haben wir das Rathaus geschlossen, sodass die Heizung neun zusammenhängenden Tagen auf ein Mindestmaß herunterreguliert werden konnte und so Energie eingespart wurde. Im Rathaus haben wir in den Monaten November und Dezember gegenüber 2021 34.919 kWh Gas und 2.552 kWh Strom eingespart.“

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Umrüstung auf LED Lampen

Hallenberg: „Am Beispiel des Hallenbades mit Lehrschwimmbecken, das auch für das Schulschwimmen genutzt wird, möchte ich exemplarisch näher auf die Einsparungen eingehen“, schreibt Stefanie Emde von der Stadtverwaltung. Die Außenbeleuchtung des Hallenbades sei auf LED umgerüstet worden, die Raumlufttemperatur im Umkleidebereich sei von 29 auf 26 Grad abgesenkt worden, bei den beiden Filterpumpen (je 2.500 Watt), die bisher im Normalbetrieb 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche im Einsatz waren, seien zeitliche Anpassungen von 24 auf 12 Stunden vorgenommen worden. „Bei einem Strompreis von 0,30 €/kWh ergibt sich für die beiden Pumpen eine Kostenersparnis von insgesamt 6.574,36 € jährlich. Bisher wurde das Badewasser mittels Pumpe (500 Watt) zur Mess- und Regelanlage befördert. Im Wege der Prüfung von Energieeinsparpotential und einer Umrüstung auf eine Pumpe mit geringerer Leistung, wurde festgestellt, dass durch das feste geschlossene System der Druck vom Beckenrand ausreichend ist, um die Anlage zu versorgen. Die alte Pumpe wurde ausgebaut und eine Neuanschaffung konnte vermieden werden. Die Maßnahme verschafft eine jährliche Kostenersparnis von rund 1.140 Euro Hinsichtlich der Höchsttemperatur von 19 Grad in den Büros des Rathauses wurde ein Rundschreiben erlassen, das neben der Einstellung sämtlicher Heizkörperthermostate auch beispielsweise Regelungen zum Ausschalten der Haupt- und Außenbeleuchtung nach Dienstende umfasst - Ambientebeleuchtungen, Leuchtreklamen und nicht im Wege der Verkehrssicherungspflicht (Treppen, Notbeleuchtungen, etc.) erforderliche Beleuchtungen wurden ganz abgeschaltet. Ferner wurden die Mitarbeiter/innen gebeten, weitere Vorschläge zur Energieeinsparung einzubringen. Aufgrund der Größe und Übersichtlichkeit der Räumlichkeiten des Rathauses wurde bisher auf eine explizite Kontrolle der Raumlufttemperatur verzichtet, hier wird zum größten Teil auf Eigenverantwortung gesetzt. „Die Stadt Hallenberg möchte ein Zeichen setzen - Vorbild sein. Dazu gehört es auch, eine Vielzahl von Prozessen in den städtischen Dienststellen und Einrichtungen näher zu betrachten und mögliche kurz- und mittelfristige Energieeinsparpotentiale zu ermitteln“, sagt Bürgermeister Enrico Eppner.

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Warmbadetag wurde abgeschafft

Medebach: „Ende des Jahres haben wir bei der Erfassung der Zählerwerte gesehen, dass es durch die Einsparmaßnahmen tatsächlich zu einer merklichen Verringerung der Verbräuche gekommen ist“, schreibt Bürgermeister Thomas Grosche. Das Verzichten auf den Warmbadetag im Hallenbad, was für viele Nutzerinnen und Nutzer ein starker Einschnitt sei, spare z.B. Kosten von rund 200 Euro pro Woche, auf Basis der für 2022 geltenden Strom- und Gaspreise. „Mir ist aber wichtig darauf hinzuweisen, dass wir z.B. den Warmbadetag nicht aus Kostengründen vorrübergehend ausgesetzt haben, sondern dass wir als öffentliche Hand in die Pflicht genommen wurden 20 Prozent unserer Energieverbräuche einzusparen, um Mangellagen vorzubeugen. Zentrales Gebäudemanagement und Eigenverantwortung der Nutzer sind bei uns die Kontrollmechanismen, was die 19-Grad-Regelung anbelangt.