Brilon/Paderborn. Ein Priester aus Brilon wird vom Erzbistum Paderborn freigestellt. Er habe Grenzen verletzt, heißt es. Was über den Fall bislang bekannt ist.
Der dritte Adventssonntag steht in der katholischen Kirche unter dem Motto „Gaudete“ – freuet Euch. Wenig Freude dürfte es dem Briloner Propst Dr. Reinhard Richterin der Vorabendmesse bereitet haben, eine Mitteilung des Erzbischöflichen Generalvikariats zu verlesen, in der die Freistellung eines Pastors des Pastoralverbunds Brilon bekannt gegeben wurde. Eine Mitteilung, die nicht verpflichtend von allen Geistlichen in den Messen am Wochenende vorgelesen werden musste, die aber mit Datum vom 11. Dezember sogar auf der Website des Erzbistums veröffentlicht wurde. Mittlerweile überschlagen sich die Gerüchte in Brilon rund um die Freistellung des Pastors. Was bisher bekannt ist:
Das sagt die Mitteilung aus:
In der „Verlautbarung“ heißt es „Das Erzbistum hat Herrn Pastor [...]* vom priesterlichen Dienst freigestellt und eine kirchenrechtliche Voruntersuchung veranlasst.“ Anlass sei die Meldung eines „grenzverletztenden Verhaltens“. Bereits in der Vergangenheit seien Vorwürfe gegen den Priester erhoben worden, die unter Einbeziehung staatlicher und römischer Behörden zu entsprechenden Ermittlungen und Sanktionen geführt hätten. Angesichts erneuter Meldungen werde das Erzbistum den Gesamtvorgang neu in den Blick nehmen und bewerten. Weitergehende Informationen, so Paderborn, könnten aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gegeben werden. Darauf verweist das Generalvikariat auch nach schriftlicher Anfrage unserer Zeitung.
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Das sagt der betreffende Priester:
Die Redaktion hat mehrfach vergeblich versucht, den freigestellten Priester telefonisch für eine Stellungnahme zu erreichen. Auf eine schriftliche WP-Anfrage, die vom Pfarrbüro in Brilon an den Priester weitergeleitet wurde, reagiert dieser nicht. Auch nicht auf eine direkte E-Mail-Anfrage.
Das sagt das Erzbistum in Paderborn:
Auf WP-Anfrage äußert sich das Erzbistum nur verhalten auf die im Raum stehenden Fragen, was ein „grenzverletzendes Verhalten“ zu bedeuten hat und warum der Briloner Priester freigestellt wurde. Wörtlich heißt es seitens eines Sprechers, der Pastor „wurde durch das Erzbistum Paderborn für die Dauer des laufenden Verfahrens vom priesterlichen Dienst freigestellt. So wie Propst Dr. Reinhard Richter in Brilon darüber informierte, so hat auch das Erzbistum Paderborn auf seiner Homepage die Öffentlichkeit darüber informiert.“
Das sagt Propst Dr. Reinhard Richter:
„Aufgrund des kirchenrechtlichen Verfahrens, das derzeit läuft, kann ich mich nicht zu der Freistellung äußern“, erklärt Propst Dr. Reinhard Richter auf Anfrage der WP. Ob ein Verfahren bei der Staatsanwaltschaft vorliege, wisse er nicht. Ihm ist allerdings wichtig zu betonen, dass die Freistellung des Priesters „nicht im Kontext mit möglichem Kindesmissbrauch steht.“ Er sei darauf angesprochen worden und betont, dass er die Sorgen der Briloner dahingehend ernst nehme, derlei Vorwürfe aber nicht im Raum stehen würden.
Das sagt die Staatsanwaltschaft:
Die Polizei verweist in solchen Fällen bei Nachfragen direkt an die Staatsanwaltschaft in Arnsberg. Dort sagte Staatsanwältin Sophie Keller, stellvertretende Pressedezernentin. „Bei uns wird aktuell kein Verfahren unter dem genannten Namen geführt.“ Es könne aber sein, dass es ein noch schwebendes Verfahren sei.
Wie geht es jetzt weiter?
Auf der Website des Pastoralverbundes Brilon, wo das Team mit Foto und Namen einzeln vorgestellt wird, ist der betroffene Priester nicht mehr zu finden, er wird fürs Erste keinerlei Aufgaben mehr in Brilon ausführen. Durch die Suspendierung von Pastor Frank Unterhalt, der durch seine Mitgliedschaft in einem umstrittenen Priesterkreis auffällig geworden war, und die Freistellung aufgrund der aktuellen Vorkommnisse, fehlen dem pastoralen Raum Brilon binnen eines halben Jahres nun zwei Geistliche. Wie soll das personell kompensiert werden? Seitens des Erzbistums heißt es dazu: „Die Abteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat führt im Hinblick auf die personelle Ausstattung des Pastoralen Raumes momentan Gespräche.“ Propst Richter betont, dass die Situation für alle, die hier in Brilon arbeiten würden, nicht schön sei. Die Möglichkeiten würden sich verringern, „das müssen wir zur Kenntnis nehmen.“
*Das Erzbistum nennt den kompletten Namen des betreffenden Pastors in der Mitteilung. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wird die WP den Namen nicht nennen, er ist der Redaktion bekannt.