Bredelar. Vor vollem Haus spricht Pater Anselm Grün in Bredelar in seinem Vortrag von Verwandlung zu einem neuen Ich. Wie er sich das vorstellt.

Pater Anselm Grün ist Benediktinermönch. Er hat mehr als 300 Bücher geschrieben. Darin geht er auf die Nöte und Fragen der Menschen ein und wurde so zum spirituellen Berater und geistlichen Begleiter für viele Ratsuchende unabhängig von ihrer Konfession.

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Zum zweiten Mal war er jetzt zu Gast im Kloster Bredelar, einer ehemaligen Benediktinerabtei. Er sprach in seinem Vortrag seinen Zuhörerinnen und Zuhörerinnen Mut zu, sich auf Verwandlungen positiv einzulassen, so dass „wir im Wandel wachsen können, um freier, authentischer, gelassener und hoffnungsvoller zu werden“.

Das sei wichtiger denn je, so Johannes Schröder, Vorsitzender des Fördervereins Kloster Bredelar, in seinen Begrüßungsworten, „in einer Zeit, in der die Welt voller spürbarer Veränderungen steckt, vom Klimawandel bis zum Ukraine-Krieg mit all seinen Folgen.“ Die rund 180 Zuhörerinnen und Zuhörer waren teils von weit her angereist.

Man selber werden

Pater Anselm Grün hob zunächst in seinem einstündigen Vortrag den Unterschied von Veränderung und Verwandlung hervor: „Das Ziel der Veränderung ist, jemand anderes zu werden. Das Ziel der Verwandlung ist, man selber zu werden.“ Er sprach seinen Zuhörern und Zuhörerinnen aufmunternd zu, Verwandlungen anzunehmen. Auch sich selbst verwandeln zu wollen auf dem Weg hin zu sich selbst. Denn wer sich nicht wandele, der erstarre innerlich.

Pater Anselm Grün nahm konkret einzelne Lebensstationen in den Blick, zeigte bestimmte kritische Erfahrungen und stellt Haltungen vor, die innere Stärke geben und Verwandlung ermöglichen. Spirituelle Sicht und psychologische Erfahrung ergänzen sich da. „Der Grundsatz ist: Annehmen, was ist. Nicht bewerten, wie ich bin, sondern würdigen, was und wer ich bin.“ Daran würde man wachsen. Und das Wachsen gehöre wesentlich zum Leben und zur Lebendigkeit.

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„Nach dem wahren, ursprünglichen und unverfälschten Selbst zu suchen, stärke das Vertrauen, dass nicht alles selber gemacht und mühevoll durchgearbeitet werden müsse, sondern dass man auch vertrauen dürfe und sich nicht gegen Wandel wehren dürfe. Pater Anselm Grün: „Denn dann erstarre ich.“ Und das sei auf Dauer keine Perspektive für ein Leben. „Ja zum Leben zu sagen, Vertrauen ins Leben haben, heißt auf Ja zur Verwandlung.“

Er führte Vergleiche an, wie auch die christliche Eucharistie Höhepunkte der Verwandlung bereithalte, wie die Gabenbereitung mit ihren Bildern und wie er selbst Verwandlung im Gebet erfahre: „Wenn ich all das, was in mir ist, im Gebet Gott hinhalte, heißt dass, ich begegne mir selbst, meiner Angst, meiner Befindlichkeit.“ Dann geschehe Verwandlung. „Auf einmal kann ich einverstanden sein mit meinem Leben.“ Hoffnung sei eine wichtige Kraft der Verwandlung, „zugleich schafft Verwandlung Hoffnung in mir“.

Dann geschieht Verwandlung

Nach dem Vortrag stellte sich der Pater noch den Fragen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Eine wollte wissen: „Wie stellen Sie sich Gott vor.“ Pater Anselm Grün: „Gott ist jenseits der Worte und Bilder. Gott ist ein Du, vor dem ich meine Freiheit finde.“

Ein anderer fragte, wie er das Handeln den Amtskirche einschätze. Pater Anselm Grün: „Sie macht keinen positiven Eindruck und beschäftigt sich viel mit sich selbst.“ Aber er habe die Hoffnung, dass sie durch die Krise geht, bescheidener wird, auf die Sehnsucht der Menschen hört und eine Sprache findet, die die Menschen anspricht.“

Ein gemeinsames Gebet beendete den Abend. Dazu standen alle auf und kreuzten die Arme vor der Brust.