Marsberg. Die Energiekrise macht Bürgern im Sauerland Angst. In Marsberg rollt nun eine Protestwelle an. Welche Ziele die Organisatoren wirklich haben.
Es schlägt ein wie eine kleine Bombe auf den Marsberger Social-Media-Seiten: Ein Plakat. Brennende Geldscheine, steigende Kurve. Darüber groß die Aufschrift: „Marsberg reicht es“. Eine Demonstrationsankündigung gegen „Gier, Inkompetenz, Unmenschlichkeit“. Hashtags zeigen, worum es gehen soll: „#Insolvenzen, #Energiekosten, #Spritpreise, #Heizkosten, #Gasumlage, #Politikversagen.“ Das Plakat stößt auf gemischte Reaktionen. Manche befürworten die Initiative, einige wittern rechtes oder linkes Gedankengut, manche neue Montagsdemos im Sinne der Querdenker. Michaela Linnemann, Schriftführerin des frisch gegründeten Vereins „zur Unterstützung der Bürger und Betriebe in Marsberg e.V.“ erklärt, dass diese Demo keineswegs eine politische sein soll. Vielmehr gehe es darum, ein Unterstützungsnetzwerk aufzubauen.
Marsberger Unternehmen sollen sich austauschen und helfen können in der Krise
„Wir sind sehr angespannt, denn im Hintergrund läuft eine Heidenarbeit. Unser Verein hat sich ja erst letzte Woche gegründet und erst jetzt sind wir damit an die Öffentlichkeit gegangen“, so Linnemann, die sich seit langem in Marsberg engagiert. Die Idee hinter dem Verein, dessen Vorsitzender Rüdiger Diesel ist, erkläre sich von selbst, wie sie sagt. „Steigende Kosten für die Lebenshaltung, für Unternehmen. Viele sehen noch gar nicht, was für eine Welle auf uns zurollt. Selbst für mich ist das neu gewesen, als wir uns vor kurzem zusammengesetzt haben.“ Mit wir meint sie verschiedene Unternehmen aus Marsberg, die gerade mit gestiegenen Energiekosten kämpfen. „Die Kosten sind explosionsartig gestiegen und die Betriebe machen sich Sorgen. Wo spart der Bürger als erstes, wenn die Kaufkraft schwindet? Am Bau, an Kleidung und Schuhen. Das wird Unternehmen zwingen, Arbeitsplätze einzusparen. Öffnungszeiten werden reduziert werden müssen, Mitarbeiter entlassen.“ Michaela Linnemann zeichnet ein dunkles Bild von den nächsten Monaten. Doch sie spricht auch aus eigener Erfahrung. Ihre Mutter bekäme nur eine geringe Rente, doch der Abschlag für Strom und Gas habe sich von 188 Euro auf 300 Euro erhöht. Für Miete, Telefon, Fernsehen oder Lebensmittel bleiben nur wenige Hundert Euro.
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Rentner, Familien und Unternehmen aus Marsberg sollen Spenden bekommen
Rentner wie ihre Mutter, Familien und Unternehmen sollen sich in dem Verein nun vernetzen. „Wir wollen, dass Firmen sich austauschen, gegenseitig unterstützen“, so Linnemann. Die Vereinsgründung sei wichtig gewesen, um Unternehmen die Möglichkeit für Spenden zu geben: „Wenn wir dann einem Rentner einen kleinen Ofen spenden können, dann können Unternehmen das absetzen. So ist der Vorgang einfacher für alle.“ Das Interesse an dem Verein ist groß, bisher sind aber nur die sieben Gründungsmitglieder dabei.
Demonstration soll friedlich stattfinden – keine Querdenker erlaubt
Die Demonstration, zu der der Verein aufruft, soll am Montag, 26. September, um 19 Uhr auf dem Kirchplatz in Marsberg stattfinden. „Wir wollen friedlich demonstrieren und Menschen zu Wort kommen lassen, um andere zu informieren. Vielleicht laden wir auch irgendwann Politiker ein“, so Linnemann. Geplant sind ab jetzt regelmäßige Demos. Linnemann betont indes, dass dies keine politischen Veranstaltungen seien, jedweder Ruhestörer werde der Veranstaltung verwiesen. „Wir haben die Demo angemeldet und Ordnungskräfte dabei. Wir wissen, dass wir auch ein bestimmtes Klientel anziehen werden, aber wir distanzieren uns vehement von rechtem Gedankengut und werden dafür sorgen, dass es keine Ruhestörungen geben wird.“