Brilon/Bestwig. Die Energiekrise belasten die Bäckereien auch im HSK. Die Preise für Strom, Gas und Lebensmittel explodieren. Wird Brot jetzt zum Luxusgut?

Die Energiekosten zwingen auch die Bäcker im Land zu Einschränkungen. Einige Bäckereien reduzieren bereits ihr Angebot oder stehen ganz vor der Schließung. In der Region sind die Betriebe ebenfalls betroffen. „Auch bei uns droht das natürlich“, sagt Bäckermeister Jörg Liese. Eines der zwei Hauptgeschäfte des Bäcker- und Konditormeisters aus Bestwig ist das Café Liese an der Nikolaikirche in Brilon.

„Ich habe zum Glück rechtzeitig in Photovoltaik investiert und baue das auch weiterhin aus“, erklärt er. „Ich hoffe, damit den Strompreis für uns eindämmen zu können. Zusätzlich kommen dann überall LED-Leuchten rein.“ Viel problematischer sehe er die Situation beim Gas. Obwohl er Großabnehmer sei, bekomme er bald keine günstigeren Preis für Gewerbetreibende mehr, sondern bezahlt das Gleiche wie Privatkunden.

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Für den kommenden Winter erwartet Jörg Liese, dass sich der Gaspreis für ihn verfünffache, wenn nicht sogar versechsfache. Hinzu komme dann noch die Kühlung der Ware, um immer alles frisch herstellen zu können. In gewissem Maß könne eine Bäckerei schon Energie sparen, aber insgesamt gestalte sich das eher schwierig. Für die Kühlanlage habe er sich zum Beispiel bereits eine Energierückgewinnung zugelegt. Zu den steigenden Energiekosten kommen aber noch weitere Faktoren.

Der Zuckerpreis habe sich in diesem Jahr verdoppelt, so Liese. Eine Schwankung bei Rohstoffen sei in der Regel normal, aber durch die Inflation müsse er auch schauen, dass seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter adäquate Löhne erhielten. „Man schläft dann schon schlecht und macht sich Gedanken, wie es nächstes Jahr werden soll“, sagt Jörg Liese. „Man weiß einfach nicht, ob man ab Januar noch wirtschaftlich arbeiten kann.“ 3,5 Kilowattstunden pro Kilo Mehl habe er als Richtwert für seinen Energieverbrauch ausgerechnet.

Bäckereien auf dem Land haben es schwerer

Auf die Kunden wolle er die zusätzlichen Kosten nicht abwälzen. Der Druck des Marktes sei zudem so hoch, dass er seine Preise nicht einfach so erhöhen könne. Außerdem meint er: „Wir Bäcker dürfen kein Luxus sein. Unsere Produkte müssen sich auch Menschen mit schmalem Einkommen leisten können.“ Garantieren, dass er die Preise nicht im nächsten Jahr doch noch anpassen müsse, könne er aber nicht. Um Energie zu sparen, könne man die Bäckereien auch tageweise schließen, aber dann fehle natürlich auch der Umsatz.

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Insgesamt sei es für Bäckereien auf dem Land schwieriger als in der Stadt, erklärt Liese. Die Preise für Strom oder Gas seien zwar gleich, aber die Kundenzahl sei natürlich in einem Dorf geringer, als in großen Innenstädten. Vor allem der Unterschied zwischen kleinen Bäckereien und der großen Industrie sei gravierend. Dabei seien Bäcker auf dem Land besonders wichtig zur Lebensmittelversorgung. „Der Bäcker macht als letztes das Licht aus“, sagt der Bäckermeister.

Die Politik muss handeln

„Das eigentliche Problem ist, dass es es keine vernünftigen Rahmenbedingungen von der Politik gibt“, sagt Jörg Liese. Schon während der Corona-Lockdowns habe er große Umsatzeinbußen gehabt und sich im Stich gelassen gefühlt. Eine Krise folge auf die nächste: „Wir brauchen Hilfen, um das nächste Jahr zu überstehen.“

Auch Peter Junker, Obermeister bei der Bäckerinnung Hochsauerland findet: „Die Politik muss etwas unternehmen.“ Es fühle sich an wie ein Chaos, bei dem die Handwerksbetriebe vergessen werden. Generell gebe es für Bäckereien eigentlich keine Möglichkeiten Energie einzusparen. „Kalt backen geht ja nicht“, sagt Peter Junker. Außerdem dürfe nicht die Qualität der Waren leiden, nur um Strom zu sparen. Die einzige Option sehe er im Austausch von alten Maschinen gegen neue.

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Finanziell sei das aber wahrscheinlich von den meisten Bäckereien nicht zu meistern. Er selbst habe erst jetzt wieder einen festen Gas-Tarif erhalten und hofft, dass dieser bleibt. „Mal sehen, wie das wird“, sagt Peter Junker. „Ein schwieriger Winter steht bevor.“