Korbach/Hochsauerland. Die Polizei zerschlägt am Dienstag ein Schleusernetzwerk. Vor allem in Korbach und Frankenberg schlagen sie zu. Die erschreckenden Details.

Die Bundespolizei hat am Dienstagmorgen Gebäude unter anderem in Korbach, Frankenberg und Waldeck durchsucht. Es geht um den Verdacht des gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern – unmittelbar an der Grenze zum Hochsauerland.

Wie die Bundespolizei in Kassel auf Nachfrage mitteilte, habe die Abteilung Kriminalitätsbekämpfung der Bundespolizei Frankfurt im Auftrag der Staatsanwaltschaft Kassel am Dienstag, 13. September, insgesamt 20 Objekte in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bayern durchsucht. Dabei seien sechs Haftbefehle vollstreckt worden.

Haftrichter beim Amtsgericht Kassel vorgeführt

Die festgenommenen Beschuldigten werden am Dienstag dem Haftrichter beim Amtsgericht Kassel vorgeführt, informierte die Bundespolizei in einer Pressemitteilung. Stattgefunden haben die Durchsuchungsmaßnahmen in Korbach, Frankenberg, Waldeck, Siegen, Kümmersbruck, Regensburg, Vellmar, Olpe und Kassel. Aufgrund der Bewaffnung von drei Tätern mit Schusswaffen wurden auch Spezialkräfte der Bundespolizei eingesetzt.

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Die Hauptbeschuldigten, vier Syrer, ein Iraker, ein Iraner stehen in Verdacht, gegen Entgelt vor allem syrische Staatsangehörige von Weißrussland, Polen und Österreich mit Hilfe von angemieteten Fahrzeugen nach Deutschland eingeschleust zu haben. „Die Geschleusten waren dabei teilweise lebensgefährlichen Umständen ausgesetzt, indem sie insbesondere auch auf Ladeflächen von Kleintransportern transportiert wurden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Insgesamt sollen mindestens 147 Menschen eingeschleust worden sein.
Insgesamt sollen mindestens 147 Menschen eingeschleust worden sein. © Polizei | Polizei

In Deutschland angekommen wurden die Geschleusten vor ihrer Weiterschleusung nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande zu Teilen in einem sogenannten „Safe House“ in der Innenstadt von Korbach untergebracht. Aktuell werde davon ausgegangen, dass auf diesem Wege insgesamt 147 Personen nach Deutschland eingeschleust wurden, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte.

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Für ihre Transporte sollen die Beschuldigten im Einzelfall routenabhängige Zahlungen in Höhe von 600 bis zu 2000 Euro erhalten haben. Die Gesamtsumme des „inkriminierten Vermögens“ liege bei ca. 200.000 Euro. Darüber hinaus gerieten die Beschuldigten im Rahmen der umfangreichen Ermittlungen, die seit November 2021 geführt werden, in zwei Fällen in den Verdacht, Betäubungsmittel im zweistelligen Kilobereich nach Deutschland eingeführt zu haben. Auch in diesen beiden Fällen wird strafrechtlich gegen die Beschuldigten ermittelt.

Internationale Zusammenarbeit mit österreichischen und ungarischen Behörden

Zum Ermittlungserfolg habe insbesondere auch die internationale Zusammenarbeit mit den österreichischen und ungarischen Behörden beigetragen. Im Rahmen der Durchsuchungsmaßnahmen wurden zahlreiche Beweismittel sicherstellt, darunter geringe Mengen Betäubungsmittel, verbotene Gegenstände in Form eines Springmessers und eines Butterflymessers sowie eine Machete.

Allein in Frankenberg waren am frühen Dienstagmorgen mindestens vier Einsatzfahrzeuge der Bundespolizei im Einsatz. Frankenberg und Korbach seien ein Schwerpunkt des Einsatzes gewesen, teilte die Bundespolizei mit. Offenbar wurde unter anderem ein Haus in der Schmiedegasse in Frankenberg durchsucht; dort standen gegen 9 Uhr noch zwei Einsatzwagen.