Neuastenberg. Die heute 93-Jährige Johanna Dietz aus Winterberg war vor 75 Jahren Schützenkönigin. Erinnerungen an die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.
An Schützenfesten werden traditionell die Jubelfeste der ehemaligen Königspaare gefeiert - ob 25, 40 oder 50 Jahre. Alles was darüber hinaus geht, ist schon etwas ganz Besonderes: Johanna Dietz war vor 75 Jahren Schützenkönigin in Bleiwäsche bei Bad Wünnenberg. Zum Jubiläum besuchte der Schützenvorstand sie im Altersheim „Haus Waldesruh“ in Neuastenberg und ehrte sie für ihre Treue gegenüber dem Verein.
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1947 war Johanna Dietz die zweite Schützenkönigin nach dem zweiten Weltkrieg. „Meine Mutter, eine gebürtige Winterbergerin, war in Bleiwäsche ab 1943 als Dienstmagd auf einem Bauernhof tätig“, erklärt Manfred Dietz, der Sohn. Da zu der Zeit noch nicht auf den Vogel geschossen wurde, warf der Bleiwäscher Bernhard Dietz den Schützenvogel ab und nahm die damals 18-jährige Johanna Pieper zur Königin. Er setzte sich gegen Mitbewerber durch, daher wurde eine „nicht Bleiwäscherin“ als Königin abgesegnet. „Meine Eltern heirateten 1954 in Winterberg, wurden dort ansässig und gründeten eine Familie“, so der Sohn. Auch dort habe sein Vater sich aktiv am Schützenwesen beteiligt und sei sogar Mitbegründer der Schießsport-Abteilung gewesen.
Jedes Jahr zurück zum Schützenfest
Trotz des Umzugs nach Winterberg blieben die Eheleute dem Heimatverein Bleiwäsche weiterhin treu und fuhren jedes Jahr zum Schützenfest hin. „Im Jahr 1997 feierten die beiden ihr 50-jähriges Jubiläum; drei Jahre später ist mein Vater gestorben“, so Manfred Dietz. Zum 70-jährigen Jubiläum im Jahr 2017 wurde Johanna Dietz daher ohne ihren Ehemann geehrt und war noch einmal auf dem Bleiwäscher Schützenfest vor Ort.
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In diesem Jahr war es der 93-Jährigen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, Ende Juli zum Schützenfest nach Bleiwäsche zu kommen. Um trotzdem für 75 Jahre Schützenkönigin ausgezeichnet zu werden, wurde die Ehrung vorgezogen: Oberst Heinrich Feldmann und Stellvertreter Sebastian Mester besuchten die alte Dame Anfang Juli m Altenheim Haus Waldesruh in Neuastenberg. „Eine 75-jährige Jubelkönigin zu haben ist nicht alltäglich und so haben wir es uns nicht nehmen lassen, ins Sauerland zu fahren und vor Ort eine kleine Aufmerksamkeit zu überreichen. Wir wünschen Frau Dietz weiterhin Gesundheit und alles Gute, sodass sie uns noch lange erhalten bleiben möge“, erklärt Sebastian Mester. Sie habe sich sehr über den Besuch gefreut und ließ gemeinsam mit dem Vorstand und ihrem Sohn eine ganze Weile Revue passieren, wie es vor 75 Jahren auf dem Bleiwäscher Schützenfest so war.