Hochsauerland. Die Verkehrssünderdatei wird 65: Aber mit Rekorden sieht es mau aus. Flensburg kann nicht sagen, wie viel Punkte der „schnellste Sauerländer“ hat.
Autofahrer werden vermutlich in diesen Tagen keine 65 Kerzen auf der Torte anzünden. Streng genommen müssten die Lichter dann auch noch Punkte haben. Denn im Juli vor 65 Jahren wurde das sogenannte Verkehrszentralregister eingeführt. Ihren Betrieb nahm die „Punkte-Behörde“ in Flensburg zwar erst am 2. Januar 1958 auf. Aber im Juli 1957 wurde die Änderung des Straßenverkehrsgesetzes beschlossen. Und seit diesem Tag gibt es für Raser kein Pardon.
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Frage des Tempos
Schnelles Fahren – das ist auch im Hochsauerland eine der häufigsten Unfallursachen: Exakt 8234 Unfälle weist die Polizei-Unfallstatistik für 2021 im HSK aus. Eine Steigerung von 1,93 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es gab 13 Tote und 207 Schwerverletzte. Seit 1975 verloren 1.458 Menschen ihr Leben auf unseren Straßen. „Jeder Tote zeigt, wie wichtig die Verkehrsunfallbekämpfung der Polizei ist. Deshalb werden wir weiterhin konsequent gegen Verkehrssünder vorgehen. Wir werden auch nicht müde, an das Gewissen der Menschen zu appellieren. CrashCurs, Verkehrserziehung in den Schule und das Gespräch am Straßenrand werden auch in Zukunft wichtige Bausteine unserer Unfallbekämpfung sein“, heißt es in den Erläuterungen zur Unfallstatistik der Polizei für 2021.
Geringer Frauenanteil
Am 1. Mai 2014 wurde das Punktesystem vollständig reformiert und das Verkehrszentralregister (VZR) durch das Fahreignungsregister (FAER) abgelöst. Die Umstellung auf das neue System verlief in der Nacht vom 30. April 2014 auf den 1. Mai 2014 vollkommen reibungslos.Insgesamt liegt der Frauenanteil im Bestand des FAER bei circa 24 Prozent. Personen unter 17 Jahren wurden nur selten im Straßenverkehr auffällig (unter 1 Prozent.Männer sammeln deutlich fleißiger Punkte als Frauen, denn der Anteil von Männern mit Punkten in Flensburg ist 2021 fast doppelt so hoch wie der von Frauen. Die meisten Einträge im FAER betreffen Verkehrsteilnehmer im Alter zwischen 25 und 44 Jahren.
Mehr Sicherheit
Das Zentralregister wurde damals eingeführt, um für mehr Sicherheit im Straßenverkehr zu sorgen und um Verfehlungen zu ahnden. Denn die Zahl der Autobesitzer war in den 50er-Jahren immer weiter angestiegen, folglich kam es auch zu mehr Verkehrsunfällen. Auch heute noch gehen die Zahlen nach oben. Im HSK waren 2012 noch 208.671 Fahrzeuge angemeldet, inzwischen sind es 243.709 Fahrzeuge.
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Dass die Unfallzahlen anstiegen, ist nachvollziehbar. Nicht nur die Zulassungen stiegen; die Autos wurden immer schneller und die Straßen breiter. „In den 50er und 60er Jahren war der Straßenausbau noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Im Altkreis Brilon gab es keine Autobahn. Das kurze Stück der A46 hinter Nutllar und auch die Ortsumgehung der B 236 in Olsberg haben in den vergangenen Jahren sicherlich für Dynamik gesorgt“, mutmaßt HSK-Sprecher Jürgen Uhl. Aber auch Strecken wie die „Rösenbecker Höhe“ oder die Ortsdurchfahrt von Alme dürften dank unbelehrbarer Raser finanziell einträgliche Strecken gewesen sein und immer noch sein.
Und wie sieht es nun mit dem Punkte-Konto der Sauerländer aus beim Kraftfahrt-Bundesamt aus? Schlecht – zumindest, was die Datenlage anbelangt. „Wir bekommen momentan viele Anfragen dieser Art. Aber wir können die Zahlen nur auf die jeweiligen Bundesländer herunterbrechen – nicht auf Kreise“, sagt der Sprecher des Kraftfahrtbundesamtes im Flensburg, Stephan Immen. Fehlanzeige also über die höchste Geschwindigkeitsübertretung, das fetteste Bußgeld und die meisten Punkte, die jemals im HSK eingefahren wurden.
Keine Kuriosität
Von Kuriositäten möchte Immen ohnehin nicht sprechen. Das seien ernstzunehmende Verstöße, die nicht umsonst geahndet würden. Trotzdem hat der Sprecher einen goldwerten Tipp: Im Internet kursieren diverse Online-Portale, auf denen man sein Punktekonto abrufen kann. Um die 30 Euro kostet so eine Abfrage. „Augen auf!“, sagt Stephan Immen, denn auf der Internetseite der Behörde (www.kba.de) geht das auch kostenlos – entweder über den digitalisierten Personalausweis oder ganz old-school-mäßig per schriftlicher Anfrage.
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Einen Punkt (schwerer Verstoß) kann man zum Beispiel bekomme, wenn man ein Kind ohne Sicherung mitnimmt oder bei Rot über die Ampel fährt. Zwei Punkte (besonders schwerer Verstoß) gibt es bei Alkoholverstößen oder wenn man sich mit mehr als 31 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften erwischen lässt. Drei Punkte sind bei Straftaten wie Nötigung oder fahrlässige Körperverletzung fällig. In der Verkehrssünderdatei laufen 1 bis 3 Punkte unter Vormerkung. 4 bis 5 unter Ermahnung und es gibt Hinweise auf ein freiwilliges Fahreignungs-Semiar. Bei 6 bis 7 Punkten sprechen wir von Verwarnung und bei 8 Punkten und mehr wird die Fahrerlaubnis eingezogen. Je nach Schwere des Vergehens dauert es zwischen zweieinhalb und zehn Jahren bis die Punkte wieder gelöscht werden.