Brilon. Wir kaufen im März 20 Produkte im Hit Brilon ein. Im Juli wiederholen wir exakt den Einkauf. Das Ergebnis des Inflation-Tests ist erstaunlich.
Die Preise steigen aufgrund der Inflation – und besonders schmerzhaft merken Verbraucher beim Lebensmittelkauf, wie teuer das Leben mittlerweile geworden ist. Die Westfalenpost Brilon hat genauer hingeschaut – und einen alten Kassenzettel vom Wocheneinkauf am 5. März diesen Jahres abermals zum Einkaufen in einem Briloner Supermarkt mitgenommen. Der Preisvergleich aus dem Hit in Brilon zeigt überraschende Ergebnisse.
Ein alter Kassenzettel noch vor Beginn der Inflation zeigt günstige Preise
Irgendwo in einer alten Einkaufstasche liegt er noch, hinten im Schrank. Ein langer Kassenzettel aus einer Zeit, in der Russland schon die Ukraine angegriffen, sich die globale Krise aber noch nicht in einer Inflation ausgedrückt hat, die im Juni 8,6 Prozent im Euroraum erreicht. Die hohe Inflation ist einer Umfrage zufolge derzeit die größte Sorge der Menschen in Deutschland. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) von gut 1000 Befragten nannten in einer am Montag veröffentlichten Erhebung des Versicherers Allianz in einer vorgegebenen Auswahl die Teuerung als das Thema, das sie aktuell am meisten beschäftige. Die Angst ist groß, die Sorgen mittlerweile im Geldbeutel spürbar. Doch wie sehr?
Auf der März-Quittung stehen Produkte, die oft beim Wocheneinkauf im Wagen landen. Tomaten, Aufbackbrötchen, Butter und Milch. Aber auch spezielles. Nutella, eine Dose Baked Beans, neuer Pfeffer – schwarz und ungemahlen. Die Preise herausschreiben. Einkaufskorb einpacken. Zum selben Briloner Supermarkt wie im März geht es. Am 8. Juli – 126 Tage nach dem ersten Einkauf – landen dieselben Produkte wieder im Einkaufskorb. Ob damals besondere Rabattaktionen eine Rolle spielen, ist nicht mehr genau nachzuvollziehen. Doch der Vergleich zeigt deutlich: Die Preise steigen, fallen, bleiben gleich. Und doch ist der gleiche Einkauf mit denselben Produkten heute um mehr als fünf Euro teurer: von 51,25 auf 56,39.
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Teuerungen bei Gemüse und Molkereiprodukten aufgrund der Inflation
Insbesondere beim Gemüse ist eine Teuerung spürbar. Rote Paprika sind zwei Euro pro Kilogramm teurer als noch im März, Zwiebeln fast einen Euro. Auch Molkereiprodukte wie Milch und Butter kosten jetzt mehr als noch im März. Dafür ist der Preis für ein halbes Kilo Bio-Hackfleisch der gleiche geblieben, während Rucola oder Nutella günstiger sind.
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„Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes sind Nahrungsmittel teurer geworden und zwar in allen Lebensmittelgruppen“, erklärt Petra Golly vom Verbraucherzentrum in Arnsberg. Sie betont, dass die Teuerung von Mai 2021 zu Mai 2022 bei 11,1 Prozent liege. Laut Verbraucherzentrale gibt es die Preiserhöhungen bei allen Nahrungsmittelgruppen. Erheblich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+38,7 %), Fleisch und Fleischwaren (+16,5 %), ebenso Molkereiprodukte und Eier (+13,1 %) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+10,8 %). „Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber die Preise werden vermutlich erst mal hoch bleiben oder sogar noch weiter steigen“, so Golly. Sie gibt einen Überblick über Tipps, wie sich beim Einkauf nun Geld sparen lässt.
Die wichtigsten Spartipps der Verbraucherzentrale in Arnsberg:
- „Achten Sie beim Preisvergleich von Lebensmitteln auf den Grundpreis. Familienpackungen müssen nicht preiswerter als normale Verpackungsgrößen sein.“
- Streck- und Bückware sei oft günstiger.
- Golly: „Suchen Sie nach Alternativen zu Markenprodukten. Tests der Stiftung Warentest zeigen regelmäßig, dass Sie mit Alternativprodukten ebenfalls gute Qualität bekommen können.“
- Bei Obst und Gemüse sollten Verbraucher darauf achten, das zu kaufen, was gerade Saison hat. Dabei helfen kann ein Saisonkalender, den die Verbraucherzentrale anbietet.
- „Suchen Sie auf dem Wochenmarkt nach günstigen Lebensmittelangeboten. Vor allem kurz vor Schließung des Marktes können Sie dort Schnäppchen erstehen.“
- Petra Golly rät zudem, den Einkauf zu planen. „Essensplan, Einkaufszettel und Maximalbudget für den Einkauf minimieren Spontankäufe und unnötige Reste. Kochen Sie selbst und vermeiden Sie Fertigmahlzeiten. Das lohnt sich besonders, wenn Sie für mehrere Familienmitglieder oder für mehrere Mahlzeiten kochen.“ Auch hier bietet die Verbraucherzentrale Tipps an.
- „Kaufen Sie Grundnahrungsmittel statt Convenienceprodukten, da diese meist preiswerter sind“, heißt es ebenfalls seitens der Verbraucherzentrale.
- Petra Golly: „Bauen Sie Kräuter, Gemüse und Obst selber an, wenn Sie die Möglichkeit dazu haben. Stellen Sie beispielsweise die Wurzel einer Lauchzwiebel in Wasser, so wächst die Pflanze weiter.“
- Mit Blick auf die Teuerungen, gerade beim Fleisch, rät Petra Golly dazu, sich öfter vegetarisch zu ernähren.
- Schlussendlich ein Tipp: „Achten Sie auf die richtige Lagerung Ihrer Lebensmittel, damit diese länger halten. Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum können Sie meist noch essen.“