Winterberg. Im Bikepark Winterberg verletzt sich ein 7-Jähriger schwer. Betreiber Nico Brinkmann spricht über die Unfallserie – und über Verantwortung.

Die Unfallserie im Bikepark Winterberg reißt nicht ab: Am Wochenende hat es wieder zwei Einsätze für die Rettungshubschrauber gegeben. Ein Kind und ein Jugendlicher wurden schwer verletzt. Die Polizei geht von Fahrfehlern als Unfallursache aus. Der Bikepark-Betreiber Nico Brinkmann indes gibt Entwarnung – und bleibt bei seiner Einschätzung zur Sicherheit der Bikepark-Nutzer.

Nach Sturz mit Fahrrad im Bikepark Winterberg schwer verletzt

Nach einem Sturz mit seinem Fahrrad am Samstagmorgen gegen 10.15 Uhr wurde ein 7-jähriger Junge aus Relsberg in eine Spezialklinik geflogen. Er wurde bei dem Sturz schwer verletzt. Am folgenden Sonntag kam ein 19-jähriger aus Calden gegen 14.50 Uhr mit seinem Fahrrad auf einer Down-Hill-Strecke zu Fall. Er wurde ebenfalls schwer verletzt in eine Spezialklinik geflogen.

Die Unfälle reihen sich in eine Serie von Vorfällen ein, die mit einem tödlichen Unfall begonnen hatte. Im Mai war ein Rheinländer mit voller Geschwindigkeit an der Sprungschanze vorbei gerast und in einen etwa drei Meter breiten und 1,30 Meter tiefen Graben gestürzt. Zwar sei der der Mann umgehend ins St. Franziskus-Hospital nach Winterberg transportiert worden. Doch dort konnten die Ärzte das Leben des Mannes nicht retten. Die Polizei ermittelte in diesem Fall, der nach 2019 der zweite Todesfall im Bikepark ist. Im Juni kam es zu weiteren Unfällen. Am Wochenende rund um den 11. und 12. Juni war ein elf Jahre alter Junge bei der Abfahrt auf einer sogenannten Downhill-Strecke im Bikepark gestürzt und schwer verletzt worden. Er musste mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen werden. Am selben Tag war bereits ein 30-Jähriger im Bikepark Winterberg schwer verletzt und mit dem Rettungshubschrauber ausgeflogen worden. Nur ein Wochenende später war ein 13-jähriger Jugendlicher aus Ahaus mit zwei Freunden im Bikepark die sogenannte North-Shore-Strecke gefahren und gestürzt. An einem Hindernis hatte er die Kontrolle über sein Mountainbike verloren und verletzte sich schwer. Auch hier kam der Rettungshubschrauber zum Einsatz. Meist handelt es sich laut Polizei um eigenverantwortliche Fahrfehler.

„Die beiden verunfallten Personen waren am Wochenende auf ganz normalen Abfahrten unterwegs. Wir gehen davon aus, dass Fahrfehler zu den Stürzen geführt haben, denn Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es nicht“, so Sebastian Held, Pressesprecher der Polizei im Hochsauerlandkreis. Dennoch müsse die Polizei, sobald ein Rettungshubschrauber im Einsatz ist, den Unfall aufnehmen.

Betreiber des Bikepark Winterberg hatte sich schon gegenüber der WP geäußert

Nico Brinkmann ist der Betreiber der Anlage und hatte sich schon zuvor zu den Unglücken gegenüber der WP geäußert: „Mir geht es nahe, wenn etwas Schlimmes passiert. Fakt ist aber, dass es sich trotz aller Sicherheitsvorkehrungen um eine Risikosportart handelt, vergleichbar mit Motocross oder alpinem Bergsteigen.“

Betreiber Nico Brinkmann spricht über die Risiken des Bikesports in Winterberg.
Betreiber Nico Brinkmann spricht über die Risiken des Bikesports in Winterberg. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Angesprochen auf die aktuellen Geschehnisse sagt Nico Brinkmann gegenüber der WP: „Zu dem 7-jährigen Jungen kann ich sagen, dass er in voller Schutzmontur unterwegs war, wie es auch vorgeschrieben ist. Bei dem Sturz hat er sich den Arm gebrochen, weitere Verletzungen hatte er nicht.“ In eine „Spezialklinik“ sei er nur geflogen worden, weil das Winterberger Krankenhaus – laut Brinkmanns Informationen – keine Kapazitäten für eine Behandlung gehabt hätten. Außerdem: Da es rund um Winterberg keine Kinderklinik gibt, wird bei minderjährigen Verletzten mit nicht eindeutiger Diagnose automatisch der Helikopter verständigt. „Natürlich klingt eine schwere Verletzung schlimm. Aber eine schwere Verletzung ist es immer dann, wenn die Verletzen ins Krankenhaus müssen. Da klingt eine Verletzung, hinter der eigentlich nur ein Armbruch steckt, schnell nach etwas viel schlimmeren“, erklärt Nico Brinkmann.

Über 30.000 Besucher im vergangenen Jahr: Rekordwert für den Winterberger Bikepark

Über 30.000 Besucher verzeichnete der Park im vergangenen Jahr. Mehr Besucher bedeuten rein mathematisch: mehr Unfälle. Im Schnitt einmal pro Tag, das belegen die Zahlen des Hochsauerlandkreises aus den vergangenen fünf Jahren, rückt der Rettungsdienst zum Bikepark aus, 1,7 Mal pro Monat kommt der Helikopter angeflogen. „Seit 20 Jahren gibt es unseren Bikepark und es gibt nicht mehr und nicht weniger Unfälle als in den letzten Jahren. Aber seit zwei Jahren wird die Polizei verständigt, sobald der Rettungshubschrauber kommt. Das war vorher nicht so“, erklärt Brinkmann. Er ist sich sicher, dass der Fokus der Öffentlichkeit nur dadurch so stark auf die „Unfallserie“ im Bikepark gelenkt werde und dadurch der Eindruck entstehe, dass es zu mehr Unfällen komme. „Das ist aber nicht so.“

Kinder im Bikepark Winterberg unterstehen der Aufsichtspflicht der Eltern

Kinder, die im Bikepark unterwegs sind, unterstehen der Aufsichtspflicht der Eltern. Brinkmann betont: „Wenn Eltern Tickets für ihre Kinder kaufen, dann obliegt es ihnen einzuschätzen, ob die Kinder in der Lage sind, im Bikepark zu fahren. Wir können nur die nötige Schutzkleidung vorschreiben.“ Auf der Website des Bikeparks heißt es zu den Sicherheitsvorkehrungen: „Auf allen Bikestrecken gilt Fullface-Helmpflicht, außer auf dem Commencal Beginner & Kids Parcours an der Bikestation! Auf bestimmten Strecken ist das Tragen von Vollkörperschutz Pflicht!“ Die Streckenprofile zeigen an, auf welchen Abschnitten diese Vorschrift gilt. Speziell auf den rot und schwarz gekennzeichneten Strecken sei das Tragen von Vollkörperschutz dringend erforderlich, Schutzkleidung kann gegen Gebühr auch in der Bikestation ausgeliehen werden. Einmal im Jahr nehme aber die Aufsichtsbehörde (in diesem Fall der Hochsauerlandkreis) auch die Strecken in Augenschein. „Die Abnahme ist Anfang Mai 2022 erfolgt“, teilte der Kreis schon mit.

Bikepark Winterberg gibt Sicherheitsempfehlung auf Website

Nico Brinkmann betont, dass gerade Erwachsene den Bikepark eigenverantwortlich nutzen. Für Kinder liegt die Verantwortung bei den Eltern. „Natürlich ist das Fahren im Bikepark eine Risikosportart und kein Tennis. Es ist nicht ungefährlich. Das Befahren des Bikeparks erfolgt auf eigene Gefahr.“ Daher steht auch auf der Website folgende Sicherheitsempfehlung: „Anfängern und Mountainbikern, die noch nie in einem Bikepark gefahren sind, empfehlen wir, einen Fahrtechnikkurs zu besuchen. So lernt ihr, schnelles, actiongeladenes Fahren und optimale Sicherheit in Einklang zu bringen.“