Brilon. Normalerweise arbeitet der Briloner mit Metall. Als Ausgleich macht er sich und anderen eine Freude. Er erklärt, was die Werke einzigartig macht.

Auf der Arbeit hat es Johann Mehlmann aus Brilon als gelernter Industriemechaniker mit kalten Materialien zu tun. Als Ausgleich zu seiner täglichen Tätigkeit entdeckte er vor anderthalb Jahren auf einmal warmes Holz für sich und eignete sich ein Hobby an, das in seinem Umfeld und im Internet für Aufsehen sorgt. Das überrascht ihn auch heute noch.

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Alles fing mit Lampen an, denn der 36-Jährige bastelt auch gerne elektronisch herum. Aber die üblichen Modelle, die sich auch im Baumarkt finden lassen, kommen dabei nicht herum. Vielmehr kann er den Wald zweier Freunde nutzen und sich dort aussuchen, was auch immer er für sein Projekt benötigt. Klein, groß, dick, dünn, mit allen Holzformen weiß er etwas anzufangen und kreiert die große Stehlampe oder einen neuen Fuß für die Nachttischlampe. „Ich hätte nie gedacht, dass Holz mein Ding ist“, sagt er 20 Jahre nach seiner abgeschlossenen Lehre. Er versucht, die Schönheit der Natur herauszuarbeiten, indem er das Holz abschleift und säubert.

Briloner distanziert sich von Lampenbeinen

Aber der Briloner wollte mehr ausprobieren, ging weg von der Beleuchtung und stieß im Internet auf besondere Bilder. Fortan schneidet er fein säuberlich Buchstaben, Figuren und mehr aus dem Material aus und lässt seiner Fantasie freien Lauf. „Das sind einfach Sachen, die mir durch den Kopf gehen. Ich denke in Bildern und wenn mir etwas einfällt, überlege ich, wie sich das umsetzen lässt.“ Dann geht es unter anderem an die Dekupiersäge und jedes Bauteil wird von Hand gefertigt. Zu Beginn nahmen die Arbeiten noch sehr viel Zeit in Anspruch. Eine Woche lang arbeitete Mehlmann an einem kindgerechten, Fußballspielenden Dinosaurier. Als besonderes Gimmick befestigte er auf dem runden Holzstück Glühbirnen, damit das gute Stück auch im Dunkeln noch Eindruck machen kann. Mittlerweile gehen die Schritte schneller von der Hand. Der Erfahrung sei Dank.

Mit Sprühdosen und Acrylfarben entstand diese eigene Version einer Dämmerung. Die einzelnen Elemente im Vorder und Hintergrund sind unterschiedlich dick.
Mit Sprühdosen und Acrylfarben entstand diese eigene Version einer Dämmerung. Die einzelnen Elemente im Vorder und Hintergrund sind unterschiedlich dick. © Kevin Kretzler

Da der 36-Jährige vorher nie mit Holz gearbeitet hatte, musste er sich in die Materie einlesen, fragte einen Freund zum Thema Lackieren aus, aber ging zum Großteil auch blauäugig wie er sagt einfach ans Werk und probierte sich aus. So auch bei einem Nachtlicht, das er für seinen Sohn mühsam herstellte. „Ich sagte dann zu ihm, komm ich zeig dir was. Er schaute es sich an und sagte ‘ich dachte, es wäre etwas zum spielen’ und ging weg. Das war ein kleiner Stich ins Herz“, sagt Mehlmann und lacht. Der Sohnemann hat schließlich aber Gefallen an der Beleuchtung gefunden.

Kleinteilige Arbeit in der Garage

Es ist eine kleinteilige Arbeit für den Hobbybastler. Motive auf einer Schablone aufkleben, aussägen, wieder zusammenlegen, Fotos machen, damit die Reihenfolge der einzelnen Teile nicht plötzlich in Vergessenheit gerät. Bei einer Arbeit der Comicfigur Venom wird das besonders nötig. Mehrere Dutzend Zähne muss er dafür fein säuberlich erstellen. Stundenlang schliff er die kleinen Teile. Aber als Fan macht man sowas eben mal. Auch hier zeigt sich die Erfahrung, denn heute sagt er „Das Bild hab ich versaut.“ Trotz der Liebe fürs Detail, hat er das Gleichgewicht des Rahmens nicht bedacht. So hängt er schief an der Wand. „Und ich will Ingenieur sein“, scherzt Mehlmann, „Aber es ist ein Lernprozess.“

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Sein Umfeld ist begeistert, gibt eigene Wünsche an, die er nur zu gerne erfüllt. Wieder neue Möglichkeiten, um sich kreativ auszuleben. Ein Freund wollte das Logo des Videospiels Final Fantasy VII gerne als Bild haben. Kein Problem. Mit ruhiger Hand lackiert er den Rahmen noch passend. Mal kommt Blattgold zum Einsatz, um kleine Highlights zu setzen. Viel sei noch in Planung.

Ein neues Projekt ist bei Johann Mehlmann schon in der Frühphase. 
Ein neues Projekt ist bei Johann Mehlmann schon in der Frühphase.  © Kevin Kretzler

Unter anderem der eigene Internetauftritt. Während er bisher auf Instagram unter dem Namen „johannsbilderwerk“ seine Kreationen präsentiert, möchte er in wenigen Tagen auch seine Website unter gleichem Namen (www.johannsbilderwerk.de) online gehen lassen. Dort können dann auch Wünsche geäußert werden. Das Gewerbe hat er mittlerweile schon angemeldet. „Ich habe da eine Menge Spaß dran. Auch wenn ich meine eigenen Motive umsetze. Selbst, wenn sie keiner möchte, habe ich noch immer Freude daran.“ Bei so viel Kreativität betritt doch jeder gerne die dekorierten Zimmer.