Brilon. Sie nennen es „Vision 2030“: Dem Rat Brilon liegt ein neues Nutzungs- und Entwicklungskonzept für die Kernstadt vor. Da könnte einiges passieren.
Die „bewegte Geschichte“, die Markt- und die Springstraße „hinter sich“ hätten, interessieren den Stadtplaner weniger. Für ihn im Fokus: Wie kann es 2030 dort aussehen? Einen Vorschlag legte Lukas Seelwische vom Dortmunder Büro SSR jetzt im Bau- und Planungsausschuss in Brilon vor: Die Brache, auf der vor einigen Jahren das „Stadthotel“ entstehen sollte, könnte für Wohnen genutzt werden, ebenso wie die Baulücke gegenüber, die jetzt als Ein- und Ausfahrt zu dem Parkplatz dient. Der hat ein Facelifting dringend nötig. Schließlich, so Seelwische, erhalten Besucher dort einen „ersten Eindruck“ von der Stadt.
Aber auch für das Funktionieren der Innenstadt sei dieses Parkplatzangebot wichtig. Das, so der Planungsexperte, müsse man durchaus „als Qualität begreifen“, allerdings: Die Fläche könne eine „ökologische Aufwertung“ vertragen. Das könnte zum Beispiel mit Rasengittersteinen und einer ansprechenden Randgestaltung erfolgen.
Tiefgarage kaum finanzierbar
Die seit Jahren im Raum schwebende Vorstellung, den Platz zu überbauen und im Oberen Quartal einen infrastrukturellen Akzent für das ganze Stadtzentrum zu setzen, findet bei dem Stadtplaner nicht uneingeschränkt Zustimmung. „Vollumfänglich“, so Seelwische, könne man nicht auf die dortigen Parkplätze verzichten.
Schließlich müsse man bedenken, dass jede weitere Bebauung neuen Parkplatzbedarf auslöse. Schon vor 20 Jahren gab es Überlegungen, dort ein Ärztehaus zu bauen. Stadtrat Stefan Scharfenbaum (Grüne) stellte im Ausschuss ein dickes Fragezeichen hinter
Drei Fokus-Räume
derartige Pläne: „Was wollen wir mit einem Ärztehaus, wenn ja doch keine Ärzte nach Brilon kommen?“
Eine Überbauung nebst Tiefgarage hält der Fachmann zwar für „spannend“, aber ohne Förderung derzeit wohl nicht realisierbar. Lukas Seelwische: „So einen Parkplatz kriegen Sie in diesem Bereich nicht wieder.“ Das fand im Ausschuss auch CDU-Stadträtin Karin Bange. Der Platz sei „exorbitant wichtig“, denke man nur an zuschauerträchtige Veranstaltungen auf dem Marktplatz.
Für sie vorrangig wichtig und kurzfristig umsetzbar: Im Stadtzentrum endlich eine zumutbare öffentliche sanitäre Einrichtung zu schaffen. Der Container am Rande des Parkplatzes, 2007 ohnehin nur als Provisorium dort aufgestellt, sei komplett marode und nicht mehr zu reparieren: „Wenn da jemand so richtig die Tür zuknallt, fällt alles zusammen.“ Es liegen bereits seit längerem Pläne für eine neue WC-Anlage in der Schublade, die waren wegen der 2014 begonnenen Diskussion um das „Stadthotel“ jedoch nicht umgesetzt worden. Mittlerweile, so Karin Bange, gebe es mit der Sparkasse schon erste Gespräche über das Thema.
Der Bereich Markt- und Springstraße ist einer von drei „Fokus-Räumen“, für die das Dortmunder Büro eine städtebauliche Analyse und Nutzungspotenziale ausgearbeitet hat. Ein weiterer ist der Bereich Kreuziger Mauer/Fußgängerzone im Bereich des Volksbank-Centers. Dort ist in der vergangenen Woche ein Eckhaus abgebrochen worden.
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Die Volksbank ist dabei, das Karree unter Einbeziehung des Parkplatzes sowie des aus dem zweitältesten Wohnhaus der Kernstadt und dem angrenzenden markanten Ziegelgebäude bestehenden Ensembles umzugestalten.
Nach Ansicht des Büros SSR könnte dort zwischen Fußgängerzone und Friedrichstraße eine Verkehrs-Mischfläche mit Einbahnverkehr entstehen, die auch für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Auch mit der Brandruine gegenüber sollten „Möglichkeiten zur Umgestaltung geprüft und ausgeschöpft“ werden.
Dritter „Fokus-Raum“ ist Bereich von den Brilon-Arkaden bis zu den Nolte-Hallen, das - wie berichtet - als Innenstadtnahes Quartier für Wohnen und Gewerbe ausgeguckt ist.
„Vision 2030“ - Basics
In verschiedenen Foren mit Verwaltung und Wirtschaft - die Politik ist bisher außen vor - hat das Planungsbüro SSR eine Bestandsaufnahme und ein Nutzungskonzept erstellt.
Für Betriebe spielen fehlende Erweiterungsflächen, die als schlecht empfundene Verkehrssituation und ein als negativ empfundenes Standortimage der Stadt eine Rolle.
Im Stadtzentrum sollten Möglichkeiten für Co-Working, Einzelhandel und Dienstleistungen entwickelt werden.
Der Wohnungsbau sollte sowohl junges, altersgerechtes und exklusives Wohnen und auch Ferienwohnungen berücksichtigen.