Hochsauerlandkreis. 2021 sind im HSK 219 Radfahrer verunglückt. Gefährliche Situationen gibt es auf Straßen, Geh- und Radwegen. Tipps und Regeln zum Saisonstart:
Mit steigenden Temperaturen zieht es im HSK wieder viele Radfahrer raus auf Straßen, auf Fuß- und Radwege und in die Natur. Radfahren boomt. Doch mit zunehmendem Radverkehr sind offenbar auch die Unfallzahlen auf ein hohes Niveau geklettert: Ein Blick in den Verkehrsbericht der Kreispolizeibehörde jedenfalls zeigt, dass die Zahl der verunglückten Radfahrer/innen 2021 im Vergleich zu 2017 deutlich höher liegt.
Die Grundausstattung
Damit die Radtour möglichst Unfall- und Konfliktfrei bleibt, sollte man dafür sorgen, dass das Rad verkehrssicher ist. Die Verkehrswacht hat eine Übersicht zusammengestellt, welche Ausstattung ein Rad im Straßenverkehr unbedingt haben muss: Zwei voneinander unabhängige Bremsen (für Kinder möglichst Hand- und Rücktrittbremse), eine Klingel, die nicht zu leise sein sollte, eine Lampe (vorne),ein weißer Reflektor (vorne), ein rotes Rücklicht, ein roter Reflektor hinten, vier gelbe Speichenreflektoren (Katzenaugen) oder reflektierende weiße Streifen an den Reifen oder Speichenreflektoren, rutschfeste und festverschraubte Pedale, die mit je zwei Pedalreflektoren ausgestattet sind. Seit 2013 sind auch Lampen mit Akku- oder Batteriebetrieb zugelassen. Die Verkehrswacht weist darauf hin, dass die Beleuchtung auch tagsüber funktionieren muss und die Rückstrahler immer vollständig sein müssen.
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Hier dürfen Radler fahren
Neben der verkehrssicheren Rad-Ausstattung, gibt es einen ganz wichtigen Aspekt, um Unfälle zu vermeiden: Rücksichtnahme. Das gilt insbesondere für Autofahrer, die im Straßenverkehr auf Zweiradfahrer treffen, aber natürlich auch, wenn sich Fußgänger und Radfahrer einen Weg teilen. Das sind Wege, die durch ein rundes, blaues Schild gekennzeichnet sind, auf denen ein Rad- und ein Fußgängersymbol zu sehen ist. Sind die Symbole durch eine senkrechte Linie getrennt, wird angezeigt, welche Wegseite von welchem Verkehrsteilnehmer genutzt werden darf. Verläuft die Linie waagerecht, handelt es sich um einen gemeinsamen Fuß- und Radweg, auf dem besondere Rücksicht auf Fußgänger genommen werden muss.
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Zahl der Pedelec-Unfälle steigt
Im vergangenen Jahr ist die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Radfahrenden im HSK zwar von 242 auf 223 zurückgegangen. Doch im Vergleich zu 2017 sind fast doppelt so viele Radler verunglückt. Der überwiegende Teil von ihnen war mit einem Pedelec unterwegs.
Unter den insgesamt 219 Verunglückten im Jahr 2021 waren 97 Pedelec-Fahrer/innen. Im Vorjahr waren es 95, 2017 nur 14. Altersmäßig gehörten die meisten Verunglückten zur Altersgruppe der Erwachsenen mit 121 Personen. Hinzu kommen 34 Kinder und 31 Senioren. Bei den Pedelec-Fahrenden stellen die über 50-Jährigen die größte Unfallgruppe.
Appell: Gegenseitig Rücksicht nehmen
„Grundsätzlich muss auf Fußgänger, die sich einen Weg mit Radfahrerenden teilen, eine größere Rücksicht genommen werden. Es gilt jedoch immer das Prinzip der gegenseitigen Rücksichtnahme“, erklärt dazu Sebastian Held, Sprecher der Polizei im HSK. Das gilt natürlich insbesondere, wenn sich bei schönem Wetter auf diesen Wegen viele Inline-Skater, Tretroller-Fahrer, Fußgänger, Hundebesitzer und Radfahrer tummeln. „Insbesondere Kinder können plötzlich und unerwartet umherlaufen. Daher müssen Radfahrende und Eltern besonders aufmerksam sein“, so der Polizeisprecher. Er weist zudem darauf hin, dass auch auf den Radwegen polizeiliche Kontrollen stattfinden.
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Konfliktpotenzial
Immer wieder sind auch Radfahrer auf Gehwegen unterwegs. Dazu stellt Sebastian Held klar: „Kinder unter acht Jahren müssen sogar auf dem Gehweg fahren, bis zum zehnten Geburtstag dürfen sie es noch. Für Radfahrer ab zehn Jahren ist es verboten. Gehwege sind dem Fußgänger vorbehalten; außer Gehwege, die für die Benutzung durch Radfahrer zugelassen werden. Sie sind mit Schild ,Radfahrer frei’ gekennzeichnet. Radfahrer müssen hier besonders vorsichtig sein, da sie zu Gast auf einem Gehweg sind.“
Nahmobilitätskonzept HSK
Gegenseitig Rücksicht zu nehmen, dazu ruft auch Christoph Hester auf. Er ist seit dem 1. März dieses Jahres Radverkehrsbeauftragter des Hochsauerlandkreises. Er selbst ist begeisterter Radfahrer und weiß, dass es immer mal wieder Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern gibt. Er sagt aber auch: „Im ländlichen Raum haben wir ein sehr weitläufiges Wegenetz. Da verteilt sich das in der Regel sehr gut.“ Seine Aufgabe als Radverkehrsbeauftragter ist es nun, die Erstellung eines Nahmobilitätskonzeptes für den HSK zu begleiten und zu steuern. Dafür hat im April bereits eine Bürgerbefragung stattgefunden. „Das Feedback war super“, freut sich Christoph Hester. Eine Auswertung liegt zurzeit noch nicht vor. Im nächsten Schritt wird es kommunale Workshops geben, bei denen vor Ort besprochen wird, wie die aktuelle Radwege-Situation ist, wo es welche Bauprojekte gibt, wo Knackpunkte und Probleme sind.
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Bei der Erstellung des Nahmobilitätskonzeptes rückt vor allem das Alltagsradeln in den Fokus. Deshalb gehe es auch darum, Pendlerströme zu ermitteln, so Christoph Hester, der natürlich hofft, dass auf Dauer viele Freizeit-Radler im HSK künftig auch mehr und mehr für alltägliche Wege aufs Rad umsteigen.