Winterberg. Ein Restaurant verbietet Kindern den Zutritt und erntet Shitstorm. Gastronomen in Winterberg haben dazu verschiedene Meinungen und Erfahrungen.

Es war einer der Aufreger vor zwei Wochen. Ein Restaurant an der Ostsee bewirtet nur Personen ab zwölf Jahren. Immer wieder sei es im Restaurant zu unschönen Begebenheiten gekommen, an denen Familien mit kleineren Kindern beteiligt waren. Das Problem seien dabei eigentlich nicht die Kinder, sondern deren Eltern. Auch in Winterberg haben Gastronomen so ihre Erfahrungen mit dem Thema gemacht. Manche echauffieren sich über Verbote, andere zeigen Verständnis.

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Walter Krämer betreibt das Café Krämer in der Winterberger Innenstadt. Ihm sei bewusst, dass dies ein „heikles und sensibles Thema“ sei. Die Restaurantbetreiber, die sich für diesen Schritt entschieden, würden sehr schnell an den Pranger gestellt werden - so wie bei dem Fall des Restaurants an der Ostsee. Für ihn selbst sei es schlicht undenkbar, Kinder auszuschließen. „Wir haben viele holländische Gäste, die mit der ganzen Familie kommen. Und zwar von der Oma bis zum Kind“, sagt Krämer. Er selbst betreibe aber auch kein Drei-Sterne-Restaurant, wo solche Störungen natürlich umso ärgerlicher seien.

Auch unangenehme Situationen

Doch natürlich haber er auch schon unangenehme Situationen erlebt, dass sich Kinder nicht ordentlich im Gastraum benehmen würden. Dann würde man aber sehr schnell das Gespräch mit den Eltern suchen, so Krämer. Aber er könne sich nur an einen extremen Fall in den vergangenen Jahren erinnern. Damals sei ein Kind einfach hinter die Theke gekrabbelt und habe versucht, Reinigungsmittel zu öffnen. Zum Glück hätten seine Mitarbeiter diese Situation aber schnell im Griff gehabt und Schlimmeres verhindert.

Doch statt einer Entschuldigung oder Einsicht bei den Eltern des ausgebüxten Kindes habe man seinem Personal vorgeworfen, diese Situation nicht verhindert zu haben. „Da ist man dann schon sprachlos“, sagt Krämer. Trotzdem sei er davon überzeugt, dass Winterberg besonders als familienfreundliches Urlaubs- und Ausflugsziel bekannt sei. Da könne man nicht einfach Kinder so ausschließen.

Hotel nur für Erwachsene in Winterberg

Dirk Engemann hat sich hingegen schon 2008 dafür entschieden, sein Hotel Liebesglück in ein so genanntes „Only-Adults“-Hotel umzuwandeln. Also einer Unterkunft nur für Erwachsene. Dies habe aber nichts mit schlechten Erfahrungen zu tun gehabt, sagt Engemann. „Wir sind nicht kinderfeindlich. Das war eine reine geschäftliche Entscheidung“, sagt der Hotelier. Doch die Ansprüche an Familienhotels hätten sich in den vergangenen Jahren verändert. Man müsse heute regelrecht Animation und Freizeitangebote für die Kinder anbieten, damit die Eltern sich ohne Kinder entspannen könnten, sagt Engemann. Viele Eltern würde sein Angebot schätzen, ein paar Tagen in Zweisamkeit ohne Kinder verbringen zu können.

Dirk Engemann betreibt ein Hotel nur für Erwachsene in Winterberg.
Dirk Engemann betreibt ein Hotel nur für Erwachsene in Winterberg. © FWG Winterberg

Kinderbuffet und Animation

Danny Meurs ist der Juniorchef im Hotel Brabander in Winterberg. Grundsätzlich gebe es viele unterschiedliche Konzepte für Restaurants und Cafés. Die könne man schließlich schwer über einen Kamm scheren, sagt Meurs. Sein Haus selbst sei auch auf Familien spezialisiert. Deshalb könne man Kindern auch viel bieten. So gebe es beispielsweise spezielle Animationsangebote, eine Spielecke und sogar ein eigenes Kinderbuffet. Da sein Haus über genügend Platz verfüge, könne er aber auch eine räumliche Trennung garantieren, sodass man die unterschiedlichen Gästegruppen voneinander leicht trennen könne, sagt Meurs. Diese Möglichkeit hätten aber nun mal viele Gastronomen nicht.

Kinder zerstören Kunstwerk im Kaffeehaus Winterberg

Danica Wahle betreibt das Kaffeehaus in der Markstraße in Winterberg. Es liege auch ihrer Erfahrung nach nicht an den Kindern selbst, sondern an den Eltern. Man sei aber als Gastwirt nicht immer dafür verantwortlich, Kinder zu erziehen, die Eltern nicht erzogen bekommen hätten. Das ungezogene Verhalten des eigenen Nachwuchses auf Kosten anderer zu tolerieren, kritisiert sie scharf. Sie habe sehr oft Familien zu Gast, bei denen sich die Kinder nicht benehmen würden. Beispielsweise würden diese mit den Schuhen über die Polster und durch den Gastraum rennen. Dies könne sogar gefährlich sein, wenn sie beispielsweise heißen Kaffee servieren würde.

Danica Wahle leitet das Kaffeehaus in Winterberg. 
Danica Wahle leitet das Kaffeehaus in Winterberg.  © Kevin Kretzler

Einen besonders krassen Fall habe sie erlebt, als zwei Mütter ihre beiden Kinder unbeaufsichtigt ließen und diese dann ein Bild von einem Künstler mit Malstiften zerstörten. Die Mütter hätten sich lieber angeregt unterhalten und auf ihre Handys gestarrt, als sich für das Treiben ihres Nachwuchses zu interessieren. Auf dem Schaden sei sie sitzen geblieben, so Wahle. Einsicht hätten die Mütter nicht gezeigt. Ab und an habe sie schon darüber nachgedacht, nur noch Erwachsenen den Zutritt gewähren. „Aber dann vergrault man sich ja noch mehr Kunden und das kann man sich seit Corona nicht mehr leisten“, sagt sie.

Spielautomat und Wickeltisch

Dan Corcoran, der Betreiber des Blackwater Irish Pub in Winterberg, hat eine klare Meinung: „Kindern den Zutritt zu verweigern geht gar nicht. Das ist wirklich nicht klug, denn Kinder sind auch unsere zukünftigen Gäste“, berichtet er. Der Pubbesitzer habe für Zutrittsbeschränkungen kein Verständnis. Kinder seien „super“. Man müsse auch als Gastronom nur richtig mit ihnen umgehen können. Er tue alles dafür, dass diese sich in seinem Pub auch wohlfühlten. Er habe beispielsweise immer Malbücher und Malstifte für die Kinder parat. Außerdem stelle er einen Spielautomaten kostenfrei zur Verfügung.

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Ein Wickeltisch stehe auch bereit. Er habe es schon oft erlebt, dass Kinder, die früher mit ihren Eltern seinen Pub besucht hätten, nun selbst Stammkunden seien. Besonders geärgert habe er sich vor einiger Zeit mal über einen anderen Winterberger Gastronomen, der an seinem Betrieb ein Schild mit einem durchgestrichenen Kind angebracht hätte. „Das geht überhaupt nicht“, echauffiert sich Corcoran. Zum Glück sei das Schild mittlerweile aber abgenommen worden.