Brilon. 2011 kam das Thema Ruhewald in Brilon erstmals aufs Tapet. Seitdem ruht es. Jetzt will die Stadt dem „grünen Sterben“ mehr Platz geben.
Auf dem evangelischen Teil des Briloner Friedhofs ist bereits der zweite Bestattungs-Baum vorbereitet: 24 Urnengräber sind rund um die Schwedische Mehlbeere angelegt worden. Jetzt überlegt auch die Stadt Brilon, auf den kommunalen Friedhöfen diese Bestattungsform anzubieten.
Auf zehn Sterbefälle, so Pfarrer Rainer Müller von der Ev. Kirchengemeinde, komme heute kaum mehr als noch eine Sargbestattung. Von den 30 rund um einen Bergahorn angelegten ersten Gräberkreis sind bereits 23 belegt. Weitere sind reserviert. „Für manche alte Menschen ist es wichtig, zu wissen: Wo komme ich hin?,“ sagt Pfarrer Müller. Ob Baumurnengräber eine Alternative zur würdevollen Bestattung in einem Ruhewald sein können, muss jeder für sich entscheiden.
Auf dem katholischen Teil des Briloner Friedhofs gibt es seit 2019 in Nähe der Marien-Kapelle ein Baumurnenfeld.
Eine Alternative zur Bestattung in Urnenwänden, Urnenreihe- oder Doppelgräbern oder einfach einem Rasengrab ist das grüne Sterben jedenfalls für „naturverbundene Menschen“ allemal, wie die Stadtverwaltung meint.
In acht Ortsteilen unterhält die Stadt Brilon die Friedhöfe: in Altenbüren, Gudenhagen-Petersborn, Hoppecke, Messinghausen, Nehden, Rösenbeck, Scharfenberg und Wülfte.
In Gudenhagen-Petersborn noch keine Bäume
Die Nachfrage nach Baumbestattungen, so die Verwaltung, werde in jedem Ortsteil unterschiedlich bewertet. Nicht überall lässt sich jedoch eine Baumbestattung vornehmen.
In Gudenhagen-Petersborn zum Beispiel gibt es noch keine geeigneten Bäume. Dafür ist der Friedhof noch zu jung. Die erste Belegung fand dort im Jahr 1996 statt. Wie Ortsvorsteher Wolfgang Diekmann sagt, stehen dort demnächst erst die ersten Einebnungen von Gräbern an, deren Ruhezeit ablaufe. Petersborn ist bekanntlich erst in den 50er Jahren als Siedlung für Vertriebene gegründet worden, Gudenhagen mit seinen wenigen Häusern war kommunal und kirchlich Brilon angeschlossen, die Verstorbenen wurden auf dem Friedhof Brilon beigesetzt.
In Messinghausen Friedhofshang zu steil
Platz für einen Baumurnenfeld ist in Gudenhagen-Petersborn allerdings vorhanden, und zwar auf der Freifläche gegenüber den Containern. Wolfgang Diekmann sagte, dass man dort ja einen entsprechend großen Baum hinverpflanzen könne.
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Auf dem Friedhof Messinghausen ist, das hat eine Begehung ergeben, die Anlage von Urnengräbern um einen Baum herum nicht möglich - dafür ist der Friedhofshang einfach zu steil. Dort hat die Stadt - wie auch auf dem Friedhof in Scharfenberg - eine Urnenwand errichtet.
Aus Scharfenberg kam jetzt auch der Anstoß, auf den kommunalen Friedhöfen die Baumurnengräber einzurichten.
Urnen in Edelstahlröhren?
Etwa 10 bis 15 Urnengräber sollten, so die Vorstellung der Stadtverwaltung, jeweils um einen Baum herum angelegt werden. Der Ring soll bereits vor Beginn der Belegung komplett hergerichtet und mit Platten versehen werden. Die müsste bei einer Bestattung ein Steinmetz individuell beschriften. Pro Grabstelle ist Platz für zwei nebeneinander liegende Urnen. Alternativ kann das Grabfeld auch mit Edelstahlrohren vorbereitet werden. Bei einer Bestattung müsste dann jeweils nur die Platte entfernt und die Urne eingelassen werden. Da für dieses System erst eine Ausschreibung erforderlich ist, lässt sich nach Ansicht der Stadt die herkömmliche Baumbestattung schneller realisieren.
Das Rohrsystem wäre mit rund 1800 Euro pro Grabstätte mit zwei Urnen so teuer wie eine Nische in einer Urnenwand.
Ein Urnengrab an einem Baum, ebenfalls mit Platz für zwei Urnen, kalkuliert die Stadt mit 1220 Euro Gebühren.
Thema Ruhewald ruht
Zum Vergleich: Ein herkömmliches Urnendoppelgrab steht mit 1550 Euro in der Gebührensatzung für die städtischen Friedhöfe, ein konventionelles Doppelgrab mit 2151 Euro.
Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigt sich heute Abend (Dienstag, 26. April) mit dem Thema Baumurnengräber. Die Sitzung beginnt um 17.30 Uhr im katholischen Pfarrzentrum in der Kirchenstraße.
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Übrigens: Bereits 2011 hatte die Briloner SPD Brilon beantragt, auf einem geeigneten städtischen Waldgrundstück einen Ruhewald einzurichten. Ins Auge gefasst worden war der Borberg. Allerdings hat sich dieser Vorstoß bisher nicht umsetzen lassen.