rilon. 2011 kam das Thema Ruhewald in Brilon erstmals auf. Wie sehr diese Bestattungsform gefragt ist, lässt sich in Winterberg und Hallenberg sehen.
B Als die SPD in Brilon den Anstoß gab, in Brilon einmal die Anlage eines Ruhewaldes zu überlegen, wurden in Hallenberg schon die ersten Urnen unter Bäumen gebettet. Das war 2011. Seitdem hat es im Ruhewald in Braunshausen schon über 300 Bestattungen gegeben. In der Stadt des Waldes ruht dagegen nur das Thema.
Das „grüne Sterben“, wie es die Bistums-Zeitung „Der Dom“ einmal aufgriff, ist im Kommen. Nachdem die Urnenbestattung die Beisetzung in Särgen mittlerweile als Standardbegräbnis abgelöst hat, steigt nun auch der Wunsch nach einer letzten Ruhestätte unter Bäumen. Auch die Stadt des Waldes sollte das alsbald ihren Einwohnern bieten - so jedenfalls Forderungen aus dem politischen Raum.
Diekmann: „Als Stadt des Waldes sollten wir weiter sein.“
Nach dem einstigen Vorstoß der Briloner SPD hat sich seit einiger Zeit CDU-Stadtrat Wolfgang Diekmann das Thema zu eigen gemacht. „Als Stadt des Waldes sollten wir weiter sein“, sagt er, der bereits bei mehreren Beisetzungen Abschied von Verstorbenen genommen hat. Und oft schon sei er von Briloner Bürgern auf das Thema angesprochen worden. Im Februar vergangenen Jahres hatte der Bau- und Planungsausschuss forsch die Diskussion um einen Friedwald „für eröffnet“ erklärt.
Bisher ins Auge gefasste Standorte hatten sich nicht realisieren lassen: In Brilon-Wald kam keine Einigung mit dem Jagdpächter zustande, der Platz in Messinghausen war im Winter nicht nutzbar und beim Wäldchen am Wolfgangsee in Madfeld stellte sich der Aabach-Talsperrenverband quer.
Für Propst Dr. Reinhard Richter spiegelt der Wunsch nach Beisetzungen in Ruhe- oder Friedwäldern das „zunehmende Ausdifferenzieren“ aller gesellschaftlichen Lebensbereiche wider: „Die Großfamilien zerfallen.“ Grabpflege falle schwer, wenn man anderswohin verzogen sei.
Boden lässt Verwesung kaum zu
Urnen-Beisetzungen seien mittlerweile die Standard-Bestattungsform. Neben den Urnenwänden und den Urnenfeldern gibt es auf dem alten Teil des Briloner Friedhofs seit Herbst auch einen Urnenbaum. 20 mit einheitlichen, 50 mal 50 Zentimeter großen Granitplatten markierte Grabstellen sind dort in der Nähe der Marien-Kapelle kreisförmig um einen Baum angeordnet. Die Hälfte ist bereits belegt.
Familien- und Freundeskreisbäume
Der Ruhewald Braunshausen hat eine Fläche von rund zwei Hektar; 200 Bäume sind als Ruhebäume mit jeweils zehn Grabstellen ausgewiesen, davon sind bisher 30 als Familien- Freundeskreisbäume erworben worden.
Der Ruhewald Elkeringhausen ist in dem bisher genutzten ersten Abschnitt etwa drei Hektar groß und er hat noch eine Kapazität von rund 900 Plätzen; dort sind 33 Familien- bzw. Freundeskreisbäume erworben worden.
Angesichts der Nachfrage, so der Propst zur WP, überlege man, einen weiteren Baum herzurichten. Auf diese Weise kann auch der alte Teil des Friedhofs besser genutzt werden. Denn dort gibt es ein Problem mit der Bodenbeschaffenheit: Eine Verwesung ist dort nicht oder nur schwer möglich. Beim Ausheben von Gräbern könne man auf Wachsleichen aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts stoßen, sagt der Propst.
Vom Urnenbaum zum Ruhewald ist es noch ein weiter Weg. Dass Hallenberg und Winterberg mit ihren Friedwäldern dem allgemeinen Wandel der Bestattungskultur den Weg bereitet haben, zeigt sich an der weit über die Region hinausgehenden Belegungen.
In Elkeringhausen bisher 326 Bestattungen
Im Ruhewald Elkeringhausen hat es bisher 326 Bestattungen gegeben, davon waren 188 nicht Einwohner von Winterberg. Ähnlich in Hallenberg, wo rund drei Viertel der bisher über 300 Bestattungen Auswärtige betrafen. Im Friedwald Elkeringhausen fanden im Vorjahr Jahr 79 Tote ihre letzte Ruhe, in Braunshausen 65.
An einem Baum sind zehn Grabstellen möglich. Ein Platz kostet in Elkeringhausen 650 Euro, in Hallenberg 500 Euro. Es ist in beiden Ruhewäldern möglich, einen sog. Familien- oder Freundeskreisbaum zu erwerben, dessen spätere Belegung der Erwerber festlegen kann. Preis: In Elkeringhausen 5000 Euro, in Braunshausen 4500 Euro. Auch für Sternenkinder gibt es hier wie dort einen eigenen Baum
Konsequent naturbelassen
Lediglich ein kleines, an dem Baum angebrachtes Schild darf an die Verstorbenen erinnern. „Die Ruhestätten bleiben bei der Beisetzung naturbelassen, der Wald wird in seinem Erscheinungsbild nicht verändert“, heißt es in der Hallenberger Friedhofssatzung. Grabschmuck, Kerzen oder Kränze sind tabu und werden „von der Friedhofsverwaltung entfernt und entsorgt“, steht in der Winterberger Ruhewaldordnung. Die Pflege des Waldes übernehmen die Kommunen. Und falls ein Ruhebaum einem Sturm nicht standhalten sollte, gibt es Ersatz,
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Bei der Eröffnung des Ruhewaldes Braunshausen 2011 zitierte Bürgermeister Michael Kronauge einen Pfarrer: „Alles, was Menschen tröstet, ist gut. Wenn das der Wald ist, dann ist die Naturbestattung eine schöne Alternative zu den herkömmlichen Bestattungsformen.“