Winterberg/Medebach. Wirte im HSK kämpfen nur nur mit Corona. Barbesitzer die Fußballspiele zeigen, ärgern sich dabei nicht nur über die Preispolitik von Sky und DAZN
Die Kommerzialisierung des Profifußballs ist auch durch Corona nicht abgebremst worden. Das bekommen die Fans im HSK unter anderem auch vor den TV-Geräten zu spüren. Vorbei die Zeiten, als der Pay-TV-Sender Sky noch alle Spiele der Bundesliga, Champions-League und Europa-League übertrug. Mit dem Zerfleddern der Spieltage und Anstoßzeiten gibt es nun auch einen immer unübersichtlich werdenden TV-Markt. Besonders Kneipenbesitzer fragen sich: Wer überträgt wann und was; und wie setzen sich die Preise zusammen, die höher sind als beim privaten Gucker?
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„Das ist eine Katastrophe“
Davon kann der Besitzer des Blackwater Irish Pub in Winterberg, Dan Corcoran, ein Lied singen. „Langsam braucht man dafür eine spezielle Ausbildung, um noch durchblicken zu können“, sagt er. Dabei spielt bei ihm König Fußball eine große Rolle. Auf insgesamt sechs Bildschirmen und zwei Leinwänden im Pub - im Sommer sind gibt es sogar noch eine Leinwand und einen Bildschirm im Außenbereich - können sich die Gäste die Spiele bei Bier und Steaks anschauen. Doch um zu wissen, wann wo etwas läuft, muss Corcoran ganz genau studieren, welche Sender etwas übertrage. „Das ist eine Katastrophe“, sagt er. Als der Pay-TV-Sender Sky alle Partien übertrug, war es einfach für ihn - aber auch teuer. Da habe er 790 Euro pro Monat zahlen müssen, auch in den Monaten, wenn der Fußballbetrieb Pause machte.
So viel verlangt Sky für ein Abo im Raum Winterberg in Vergleich zu anderen Regionen
Da Sky mittlerweile aber sehr viele Rechte unter anderen an der Champions-League verloren habe, sei der Betrag deutlich gesunken. Nun müsse er 269 Euro im Monat den Münchnern überweisen. Dabei sind die Beträge, die der Sender den Kneipen und Bars berechnet, von Region zu Region unterschiedlich. So sei Preis eines Gastrovertrags von Sky gestaffelt, erklärt der Pressesprecher des Senders, Jens Bohl, gegenüber der WP. Man habe ein Preissystem eingeführt, das neben der räumlichen Größe eines Betriebs auch die Kaufkraft, Sportaffinität und Bevölkerungsdichte am Standort berücksichtigt. Dabei liege der Raum Winterberg im unteren Segment, sagt Bohl. So spiele beispielsweise die Nähe zu einem Bundesligaverein eine große Rolle. Sprich: In einer Stadt wie Dortmund oder Köln müssen die Wirte einen erheblich höheren Betrag überweisen.
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Corcoran profitiert vom System
Zwar profitiert Dan Corcoran durch dieses System, geriet aber durch die Rechteverluste von Sky unter Zugzwang. Schließlich wolle er seinen Gästen alle Spiele des nationalen und internationalen Wettbewerbs zeigen - auch die englische Premier-League. Bedeutet: eine Vielzahl weiterer Abos. Neben einem RTL-Now-Abo (70 Euro jährlich) überweist er monatlich 100 Euro an den britischen Pay-TV-Sender Sky-UK. Für den Sender DAZN wird 250 Euro pro Monat fällig. Dass die Kneipenwirte auch den regulären Gastro-Preis und nicht den günstigeren Tarif für Privatkunden nutzen, kontrolliert Sky regelmäßig.
Außendienstmitarbeiter messen die genaue Größe des Gastraumes aus
Deren Außendienstmitarbeiter sind bei Vertragsabschluss auch direkt vor Ort, um die Größe des Gastraumes zu vermessen. DAZN verlangt von den Wirten dagegen einen Festpreis, unabhängig von Lage und Größe des Standortes, berichtet DAZN-Pressesprecher Dominik Bethke. Für Pubbesitzer Corcoran steht in jedem Fall fest, dass er seinen Gästen weiterhin das volle Programm zeigen will, da die Nachfrage der Gäste noch groß sei, sagt er. Auch wenn diese in der Vergangenheit nachgelassen habe. Früher hätten bei einem Spiel des BVB noch um die 120 Gäste Fußball geschaut. Nun seien es zwischen 60 und 70, sagt er. Trotz Schalkes Abstieg würden immerhin auch noch zwischen 20 und 30 Anhänger sich die Spiele der Königsblauen in der Kneipe anschauen wollen, so Corcoran.
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Hier läuft nur der BVB
Eines steht fest. Bei Michael Ricken wird definitiv kein Schalke-Spiel gezeigt: “Hier läuft nur der BVB“, sagt der Betreiber von Trolls Brauhaus in Medebach und lacht. Er selbst ist großer Anhänger der Dortmunder. Sky habe er damals als „Imagepflege“, wie er es bezeichnet, abonniert. Doch die großen Jahre der Schwarz-Gelben unter Trainer Jürgen Klopp sind vorbei und die Euphorie etwas abgeebbt. Darüber hinaus ärgere er sich darüber, dass Sky keine Freitags- und Sonntagsspiele mehr zeige. Er sei also immer darauf angewiesen, dass seine Borussia an einem Samstag spiele - ansonsten schauten er und seine Gäste in die fußballfreie Röhre. Ein weiteres Abo von DAZN, um die Lücke zu füllen, lehnt er entschieden ab. Dann müsse er monatlich 500 Euro zahlen. Das sei ihm eindeutig zu viel: „Das ist doch nur noch Preistreiberei“, schimpft er.