Brilon. Die Einwohner von Brilon müssen sich auf höhere Abwassergebühren einstellen. Das Kanalnetz muss saniert und für Hochwasserschutz optimiert werden

In diesem Jahr bleibt die Briloner Innenstadt noch verschont. Im kommenden Jahr aber geht das Buddeln los. Mit Hubertusstraße, Marktstraße, Nikolaistraße und Scharfenberger Hof stehen gleich vier Straßen- und Kanalbauprojekte an. Dort betreiben die Stadtwerke Vollausbau. Das heißt: Es gibt einen neuen Kanal und eine neue Fahrbahn - und damit auch wochenlange Behinderungen.

Mehr und mehr gehen die Stadtwerke aber über, die Kanalisation per Inline-Verfahren, dabei werden die Kanäle mit einem Schlauch oder Rohr ausgekleidet, zu sanieren - aber das sei „auch endlich“, wie Martin Schulte, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Brilon, sagt. Schulte stellte jetzt der Politik das Abwasserbeseitigungskonzept für die kommenden sechs Jahre vor.

Rund 7,5 Kilometer Abwasserrohr sind so marode, dass sie unverzüglich in Angriff genommen werden müssen. Auf 15,6 Kilometern Länge ist kurzfristig etwas zu tun und bei 28,7 Kilometern mittelfristig. Damit liegen die Kanalschäden aktuell deutlich unter dem Ausmaß von 2014. Damals standen insgesamt 76,6 Kilometer Kanäle in den drei Schadenskategorien.

231,7 Kilometer langes Kanalnetz

Das Abwassernetz ist übrigens insgesamt 231,7 Kilometer lang. Davon entfallen 180,4 Kilometer auf Mischwasserkanäle, 28,3 Kilometer auf Regenwasserkanäle und 22,9 Kilometer auf Schmutzwasserkanäle. Zu weiten Teilen hat das Kanalnetz 50 und mehr Jahre auf dem Buckel. Wie Martin Schulte sagte, liege der Sanierungsbedarf bei wenigstens fünf Kilometern pro Jahr. Dabei geht es nicht nur um die Beseitigung von Schäden. Auch die Auswirkungen des Klimawandels schlagen durch und rücken nicht mehr nur gesellschaftlich und politisch, sondern auch in der Rechtssprechung in den Fokus.

170 Meter Puffer in der Scharfenberger Straße

So überschnitten sich die Aufgaben der Abwasserbeseitigung z.B. mit den Aufgaben der Kommunen zum Hochwasserschutz bei Starkregen. Aus diesem Grund soll zum Beispiel in der Scharfenberger Straße oberhalb der Ratmersteinschule auf 170 Metern Länge ein Rohr mit einem Durchmesser von 2,6 Metern verlegt werden, das bei starken Niederschlägen die Wassermassen zurückhalten soll. Bis zu 900 Kubikmetern kann das Rohr puffern, um es dann sukzessiv abzugeben.

Abhilfe geschaffen werden muss vor dem Hintergrund zu erwartender Wetter- und damit auch Regenextreme im Bereich des Berufskollegs und Schulzentrums. Dort treffen sich zwei 900er Abwasserleitungen, aber nur eine geht weiter.

3,75 Millionen Euro im Jahr verbauen

Auch Haftungsfragen spielten eine wichtige Rolle, auch wenn es zur Zeit noch keine einheitliche Rechtssprechung etwa über eine ausreichenden Dimensionierung eines Kanalnetzes gebe. Jedenfalls würden Rückhaltung, Ableitung und Einleitung von Niederschlägen in die Gewässer „mehr und mehr zum Thema“. Mittlerweile sei selbst das über Öko--Pflaster laufende Regenwasser entsorgungspflichtig.

Das alles erfordere, natürlich, hohe Investitionen. Im Fall Brilon sind das im Schnitt 3,75 Millionen Euro pro Jahr, um das auf 12 Jahre kalkulierte Sanierungsprogramm abzuarbeiten. Und da durch neue Aufgaben mehr Personal benötigt werde und die Verfahren an sich immer aufwändiger werden, „führen die hohen Investitionen in den nächsten Jahren zu Gebührenerhöhungen“.

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„Richtig viel zu tun“, so Schulte, sei in den nächsten fünf Jahren in Alme. Dort steht in fast allen Straßen südlich der Oberen Bahnhofstraße und in der Fabrikstraße sowie in Niederalme zwischen Moosspringstraße und Wünnenberger Straße der Vollausbau an. Per Inliner-Verfahren werden die gesamte Bahnhofstraße, die Wünnenberger Straße, die Graf von Spee-Straße und die Burgstraße saniert.

In Hoppecke steht bereits in diesem Jahr der Vollausbau der Straße Auf der Wankel an.

Auf Madfeld kommen in den nächsten Jahren Vollausbaumaßnahmen am Bergeshof, in der Margarethenhöhe, in der Röhlen-- und in der Bergstraße sowie in der Friedhofstraße zu.

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Ordentlich zu tun gibt es auch in Scharfenberg, wo in diesem Jahr der Bereich Im Siepen/Am Junker vollausgebaut wird; Peter-Knaden-Straße. Obere und Mittlere Straße und der restliche Kälberkamp sollen bis 2025 erledigt werden.